Ikonenmeditation von Maria Duffner zum Fest am 2. Februar

Wie es das Gesetz befiehlt, bringen Maria und Joseph ihren Erstgeborenen Sohn in den Tempel, um ihn beim Herrn auszulösen. Denn die Erstgeburt gehört Gott; der Mensch aber bringt dem Herrn ein Opfer – zwei Tauben – und löst damit den Sohn aus.

Der greise Simeon und Anna sind im Tempel anwesend. Simeon nimmt das Kind in seine Arme – und wird sich dessen bewusst, wen er in Händen hält: niemand geringeren als den Sohn des Allerhöchsten.

Sowohl die Muttergottes als auch Simeon und Josef haben die Hände bedeckt – ein Ritual am byzantinischen Hof: Geschenke, die dem Kaiser überbracht werden, sollen von den bloßen Händen der Untergebenen nicht berührt werden.
Wenn nun auch Simeon seine Hände bedeckt hält, weist das darauf hin, dass das Kind, das er in den Händen hält, jener ist, der von den Cherubim getragen wird, nun auf den Armen des Propheten Simeon ruht. Es ist jener, der für die Engel unerreichbar ist, aber nun den Menschen nahe ist (wie es in den Tageshymnen heißt). So ist das Loblied, das Simeon nun anstimmt, die einzige mögliche Reaktion: Dank und Lobpreis für das Kommen des „Licht(es) zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel“.
Der Lebenswunsch Simeons und Annas war es, den Erlöser noch erleben zu dürfen. Sie haben ihn gesehen, ihn in den Armen gehabt. Sie haben in ihm jenen Frieden gefunden, den nur Gott zu geben vermag. Das zeigt die Ikone, wenn sie beide mit Heiligenschein darstellt.

Uns aber fragt die Ikone:
Wie geht es dir, wenn der Herr zu dir kommt – in der Kommunion?
Kannst auch du ihn als Erlöser und Licht erkennen und ihn dafür preisen?

Ikonenausschnitt Darstellung des HerrnKönnen auch wir voll Zuversicht mit Simeon sprechen: „Ich Armer fasse nun Mut, denn ich habe Dein Heil geschaut, Herr; Du, das vollendete Abbild der unsichtbaren Person des Vaters; Du, der unzugängliche Lichtquell; Du, das vollkommene Siegel der Gottheit; Du, der Glanz der Herrlichkeit, der die Seelen der Menschen in Wahrheit erleuchtet; Du, der von Ewigkeit her Seiende und der Schöpfer des Alls; denn Du bist das strahlende Licht, das Licht Deines Vaters, unvermischt, grenzenlos und unbegreiflich, auch wenn Du Mensch geworden bist!“ (Aus den Tagesgesängen zum Fest der Begegnung – der Darstellung des Herrn)

(Die Ikone ist aus der russischen Kirche in Frankfurt/Main; veröffentlicht in Suttner, Das Evangelium in Farbe, Regensburg 1982)