Vier Botschaften für die Firmlinge - von Mag. Stefan Schäfer, Theologe und Psychotherapeut

„Die Firmvorbereitung hat mich und meinen Paten sehr zusammen geschweißt. Er und ich sind jetzt sehr gute Freunde und unternehmen viel.“, sagt Alexander, 13 Jahre, einige Monate nach der Firmung. Wenn die Firmvorbereitung und das Sakrament etwas zwischen Pate und Firmling hat wachsen lassen, ist unser Konzept aufgegangen. Welche Ideen uns bei der Gestaltung der Firmvorbereitung in der Pfarre St. Gallus leiten, stelle ich ihnen in diesem Artikel vor.

 Firmung verstehen wir als eine Wegmarkierung am Beginn des Erwachsenwerdens eines Kindes. Dieser Prozess des Heranwachsens hat in den letzten Jahrzehnten eine Veränderung erfahren. Der Zeitpunkt an dem die jungen Erwachsenen auf eigenen Füssen stehen, hat sich durch längere Ausbildungswege nach hinten verschoben. Firmung ist die sakramentale Zusage für den Jugendlichen auf diesem Weg durch Gottes Kraft – „Heiligen Geist“ – und die Gemeinde begleitet zu sein. Gleichzeitig ist es auch die momentane Bereitschaft des Jugendlichen sich in eigener Verantwortung auf einen Glaubensweg einzulassen.

Die Verlängerung des Weges zum Erwachsenen legt nahe, dass Firmung auch als ein Prozess verstanden wird. Firmung ist mehr als ein einmaliges Geschehen und einigen für die Jugendlichen verständlichen und angemessenen Impulsen auf der Suche nach der Kraft, die uns Leben läst. Die Übersetzung in konkrete Erfahrungen von Begriffen wie: „Heiliger Geist“, „Kraft“ oder „Kirche“, die für die Firmlinge fremd sind, macht die Qualität aus.

 Vier Botschaften sind während der Vorbereitungszeit wichtig:

Ich sehe dich!

So wie du bist, hast du hier einen Platz und ich nehme dich wahr. Ganz einfach Elemente gehören dazu: die Namen der Firmlinge kennen und ihre Lebensumstände, was ihnen wichtig ist und womit sie sich beschäftigen. Dazu gehört auch ihr Verhalten in der Gruppe wahrzunehmen und darauf Bezug zu nehmen.Wenn dies Erwachsene tun, dann merken die Kids: „Wir werden ernst genommen!“ Es geht darum sie zu sehen wie sie sind.

Du gehörst dazu!

Die Phase der Pubertät hat für den Jugendlichen unter anderem die Funktion mit der Zugehörigkeit zu experimentieren. Wer sind meine Freunde, welcher Gruppe gehöre ich an? Dies wird in der Firmvorbereitung beachtet, wenn Erwachsene sich um die Kids kümmern und zeigen, du bist wichtig und hast einen Platz selbst dann, wenn du aufmüpfig und kritisch bist. Du gehörst dazu! Das ist ein Angebot und eine Aufforderung dabei zu sein auch in der Kirche.

 Du bist okay!

Heranwachsen ist mit Unsicherheit über die eigene Identität verbunden. Wesentlich ist dabei auch der geschlechtliche Aspekt. Wer bin ich als Mann bzw. als Frau und wie sehen mich die anderen? Die Jugendlichen probieren unterschiedliche Verhaltensweisen aus. Ihr Verhalten pendelt zwischen unsicher und cool. Die Botschaft auf dem Firmweg kann nur sein: Du bist okay!

 Ich bleibe bei dir!

Was auch immer geschieht und wie du handelst, ich bleibe bei dir. Du kannst das Leben ausprobieren und dich von mir abwenden. Ich bin da und bleibe für dich da. Das gibt den Jugendlichen die Sicherheit, die ihnen selbst im Innern fehlt.

 Unsere Firmvorbereitung geschieht aus diesen Haltungen. Klar, wir gehen Schritte auf diesem Weg und wollen Samen säen. Firmvorbereitung ist der Anstoß für einen Prozess dem „heiligen Geist“ zu trauen, dass er eine Kraft ist, die zur Verfügung steht, der ich mich annähern kann.

 Zwei Bausteine aus unserer Firmvorbereitung beschreibe ich nun kurz:

 Ein Tag mit dem Paten

Für Identitätssuche der Jugendlichen sind Vorbilder, die sie unterstützen und an denen sie sich reiben können wichtig. Diese Rolle kommt dem Paten / der Patin zu. Der Pate / die Patin sollte aus unserer Sicht das gleiche Geschlecht wie der Firmling haben, weil die Heranbildung einer weiblichen bzw. männlichen Menschlichkeit durch einen gleichgeschlechtlichen Mentor unterstützt wird. Das Patenamt ist etwas anderes als die Vater- oder Mutterrolle, deshalb ist es sinnvoll, wenn der Firmling selbst einen Erwachsenen dafür aussucht. Schon jemanden zu fragen, ob er Pate/Patin sein will, stärkt den Jugendlichen.

Konkretes Element während der Vorbereitung ist ein Tag mit dem Paten. Männer und die Burschen, Frauen und die Mädchen arbeiten in getrennten Gruppen mit anderen Methoden an den Fragen: Was ist männlich und wie leben wir Mannsein? bzw. Was ist weiblich und wie leben wir unser Frausein? Das Gespräch und gefüllte Zeit mit dem Paten / der Patin ist dabei zentral. Aus diesem Tag wächst auch eine Abklärung über die Form der Beziehung zwischen Firmling und Pate/Patin.

Am Beginn dieses Tages können sich vor allem die Erwachsenen nicht vorstellen, was die Erwachsenen einen ganzen Tag mit den Firmlingen machen, was sich im Lauf des Tages in Begeisterung verändert.

 Fußwaschung

Den Gründonnerstag Gottesdienst der Gemeinde gestalten zum Teil die Firmlinge. Dabei werden den Firmlingen von den Firmbegleitern und den Priestern die Füße gewaschen. Eine Geste, die die Grundbotschaften ausdrückt: Ich sehe dich, du gehörst dazu und du bist okay. Natürlich ist dieses Ritual für die Kids ungewohnt und aufregend. Die Firmlinge brauchen auch ein bisschen Mut dafür. Durch den Vorbereitungsnachmittag und die Einstimmung auf das Ritual wird daraus ein stimmiges Zeichen.

 Die vier Grundbotschaften: Ich sehe dich!, Du gehörst dazu!, Du bist okay! und Ich bleibe bei dir! sind Übersetzungen der sakramentalen Zusage: „Sei besiegelt mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist.“ Firmvorbereitung will die Stärkung auf dem Weg erfahrbar machen.

 Mag. Stefan Schäfer, Theologe und Psychotherapeut, Bregenz, Leiter der Ausbildung „Team-, Gruppen-, SeminarleiterIn“