Die gemeinsame Schulabschlussfeier der Volksschule Bludenz Mitte ist schon Tradition. Dieses Jahr beschritt die Schule jedoch neue Wege in der Gestaltung. Die beiden Religionslehrerinnen Angela Leu und Bedia Özcelik brachten mit ihren Schüler/innen spirituelle Elemente in die Feier ein.

Patricia Begle

Das Ambiente für die gemeinsame Feier ist in Bludenz Mitte besonders stimmungsvoll: Unter freiem Himmel, riesige Bäume auf der einen, das Schulhaus auf der anderen Seite - verbunden von einem großen Halbrund von Schüler/innen, Lehrpersonen, Eltern, Geschwistern und Großeltern. Das Wetter meinte es gut, nur wenige spannten ihren Regenschirm auf und gaben der Buntheit damit noch mehr Farben.

Gemeinsam nachdenken. Den Verantwortlichen gelang es, die Feier sehr kurzweilig zu gestalten. Meist waren Kinder am Wort - was für die Zuhörenden natürlich spannend war. Da wurde nachgedacht darüber, was gut lief während des Schuljahres und was daneben ging, wofür die Kinder dankbar sein können und für wen sie bitten. Sogar Bekenntnisse wurden vorgelesen: „Ich glaube an das Gute im Menschen“, erklärte ein Kind. Ein anderes glaubt an die Liebe. „Ich dachte mir, dass nicht nur katholische Kinder Grund zu danken und zu bitten haben“, erklärt Angela Leu, „Deshalb habe ich eine interreligiöse Feier vorgeschlagen.“ Die Idee stieß auf offene Ohren - bei ihrer muslimischen Kollegin, bei der Direktorin und schließlich im gesamten Lehrkörper. In diesem Gremium wurde gemeinsam nach Liedern gesucht, die Klassenlehrer/innen übten sie ein und so konnten alle Kinder mitsingen.

Verbindendes. Und das taten sie auch. „Stell dich in die Sonne, wärme dein Gesicht“, erklang es da fröhlich. Und die Kleinen hielten ihre Gesichter vertrauensvoll gen Himmel. Nach dem Spiel der Geschichte „Frederick“ ertönte das Lied „Ich sammle Farben für den Winter“ und am Ende der Feier stimmten alle ein in den Song „Schön ist es auf der Welt zu sein“. Die Direktorin moderierte die Feier und verstand es, den Kindern die wichtigsten Sätze mit auf den Weg zu geben.
Die Texte der Feier wurden so formuliert, dass alle dahinterstehen können. Anstelle von „Gott“ trat die Bezeichnung „Schöpfer“ und in einer Liedzeile wurde „Gottes Segen“ ausgetauscht gegen das „Leben“. Nur beim abschließenden Segensgebet schloss Özcelik mit „Salam aleikum“ und Leu mit „Der Herr segne und behüte uns“.

Austausch. Das selbstverständliche Miteinander der Religionen gehört in Bludenz Mitte zum Schulalltag. Wenn eine der Lehrerinnen fehlt, kommen ihre Schüler/innen zum Unterricht der anderen. Da dürfen ganz offen Fragen gestellt werden, über Weihnachten und Jesus, über das Kopftuch und den Ramadan. Die gemeinsame Abschlussfeier fügt sich hier stimmig ein. Es wird sie wohl wieder geben.

(Artikel aus dem KirchenBlatt Nr. 28 vom 12. Juli 2018)