Wie stellen Sie sich eine Fachinspektorin vor? Strenger Blick, gerade Haltung, angsteinflößendes Auftreten? Mit Mag. Annamaria Ferchl-Blum hat die Bildungsregion Süd (Bezirke Feldkirch und Bludenz) eine Fachinspektorin für den katholischen Religionsunterricht an Pflichtschulen und Berufsschulen bekommen, die dieses Klischee wohl nicht bedient. Eine mit Herzblut für „ihre“ Religionslehrer/innen, guten Unterricht und mit viel schulischem Hintergrundwissen.

Simone Rinner

So „richtig“ hat sie ihren Job eigentlich noch nicht angetreten, schließlich sind es bis zu ihrem Arbeitsbeginn Anfang September noch ein paar Tage. An Ideen, Vorstellungen und Motivation mangelt es Ferchl-Blum dennoch nicht. Die langjährige Religionslehrerin freut sich auf die neue Herausforderung, auf ein neues Arbeitsleben ohne Stundenplan und auf viele Gespräche.

Seitenwechsel. 20 Jahre lang war Annamaria Ferchl-Blum Religionslehrerin  - nun wechselt sie als Fachinspektorin zwar die Seiten, ihr Anliegen bleibt aber das gleiche. Schon als Lehrerin war Ferchl-Blum nämlich „das Gesamte“ wichtig: ein qualitativ guter Religionsunterricht, der es Kindern ermöglicht mit der frohen Botschaft der christlichen Religion - und auch anderen Religionen - in Kontakt zu kommen. Kein Wunder also, dass der Beruf für Ferchl-Blum irgendwie immer eine Art Berufung war. Oder ist. Den Religionsunterricht braucht es ihrer Meinung nach nämlich sehr dringend, auch oder vielleicht gerade weil er von der Gesellschaft immer wieder in Frage gestellt wird. Und weil viele Kinder nicht mehr in Pfarrgemeinden eingebettet sind oder außerhalb der Schule mit Religion in Kontakt kommen.

„Zeitgemäßer Religionsunterricht bedeutet für mich, dass die Schüler/innen mit ihrem Leben im Mittelpunkt stehen“, erklärt Ferchl-Blum. „Die Beziehungsebene ist entscheidend und die beste Basis für einen lebendigen Lernprozess im Religionsunterricht und ein gutes Zusammenwirken von Lehrer/innen und Schüler/innen.“ Kinder haben ein Recht darauf, Religion kennenzulernen und zwar von einer Person, die selber im Glauben beheimatet ist und authentisch etwas vermitteln kann. Schließlich sind die Fragen der Religion äußerst wichtig: z.B. Gibt es einen Gott? „Wenn wir in der Haltung leben, von Gott getragen und geliebt zu sein, uns Gott gegenüber mit unserem Leben letztlich auch verantworten zu müssen, dann haben wir einen anderen Maßstab, als den, den die Wirtschaft oder unsere Erfolgs- und Leistungsgesellschaft vorgeben“, so Ferchl-Blum. Und dass mit der Frage nach Gott eine andere Qualität ins Leben hineinkommt, haben ihre Schüler/innen immer schnell verstanden, spricht sie aus (Lehr)erfahrung.

Konkrete Vorstellungen wie ihr Arbeitstag als Fachinspektorin aussehen wird, hat die gebürtige Tirolerin bereits. „‚Inspizieren‘ heißt für mich begleiten, den Lehrer/innen den Rücken stärken, Entwicklungsmöglichkeiten anbieten“, zählt sie auf. Die Religionslehrer/innen in ihrer Tätigkeit zu unterstützen und sich mit ihnen sowie den anderen Fachinspektoren und dem Schulamt zu vernetzen, ist dabei ebenso wichtig wie Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung. Und dann gibt es auch noch neue Fortbildungsschienen, die entwickelt werden wollen. „Für mich persönlich ist das wichtigste, dass meine Lehrer/innen wissen, dass sie jemanden haben, der sie unterstützt, sie vielleicht auch coacht und in schwierigen Situationen weiterhilft. Dass man mich an den Schulen kennt, dass man zu mir leicht in Kontakt treten kann“, lächelt Ferchl-Blum. Die erste Möglichkeit die neue Fachinspektorin kennenzulernen, bietet sich bereits beim Herbstsymposion, aber auch bei Leiter/innenkonferenzen oder Unterrichtsbesuchen. Mit Direktor/innen will Ferchl-Blum ebenfalls im Gespräch bleiben und darauf achten, dass der Religionsunterricht als Teil der Schulkultur ernstgenommen wird. Fortbildungsangebote in Zusammenarbeit mit dem Institut für Religionspädagogische Bildung Feldkirch sind aber auch unerlässlich.

Ein vielfältiges Programm also, das sich Ferchl-Blum da vorgenommen hat. „Als langjährige Gymnasiallehrerin freue ich auch sehr darauf, das Schulleben in Volksschulen, Mittelschulen und Hauptschulen kennenzulernen“, erklärt sie. Ob sie auch mal unangemeldet einen Schulbesuch abstatten wird? „Nein, ich möchte keine Inspektorin sein, vor der man Angst hat“, lacht sie.

 

Die neue Fachinspektorin Annamaria Ferchl-Blum

Religionsunterricht und Schulen sind für die neue Fachinspektorin für den katholischen Religionsunterricht an Pflichtschulen und Berufsschulen nichts neues, schließlich kann sie auf eine 20-jährige Berufslaufbahn als
Religionslehrerin an verschiedenen höheren Schulen wie der HLW Rankweil, der HLW Marienberg oder dem BG Blumenstraße Bregenz zurückblicken. Religion spielte im Leben der gebürtigen Tirolerin schon immer eine große Rolle.

So studierte sie Selbständige Religionspädagogik an der Universität Innsbruck und absolvierte dort den Universitätslehrgang „Kommunikative Theologie“. Bis 2013 war Ferchl-Blum als pädagogische Mitarbeiterin am Institut für Religionspädagogische Bildung in Feldkirch für die Bereiche Berufseinstiegsphase und Unterrichtspraktikum zuständig. Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt die Wahlvorarlbergerin in Lochau.

Aus dem KirchenBlatt Nr. 35 vom 28. August 2014