Ein Ort, an dem Fragen Platz haben dürfen. Das ist nur ein Aspekt, der den Religionsunterricht ausmacht. Von vielen guten Gründen mehr erfährt man von den über 30 Religionslehrer/innen, die kürzlich von Bischof Benno Elbs ihre „Missio“ erhalten haben. Religionslehrer/innen werden nämlich nicht nur beauftragt, sondern auch kirchlich gesendet. Und das macht einen Unterschied.

Schule heute? Da stöhnen schon viele. Beim Thema „Religionsunterricht an der Schule von heute“ meint man, dass es sich wohl ähnlich verhalten müsste. Meint man. Denn das ist bei weitem nicht so. „Ein guter Religionsunterricht ist eine große Chance. Gerade weil viele Jugendliche heute  mit ,der Kirche‘ nicht mehr allzu viele Berührungspunkte haben. Religionslehrer, das ist für mich einer des besten Jobs, den man überhaupt haben kann“, erzählt Florian Käfmüller, Lehrer an der Höheren Lehranstalt für Tourismus – kurz Tourismusschule – in Bludenz und der GASCHT, der Gastgeberschule für Tourismusberufe. Man glaubt Florian Käfmüller jedes Wort. Vor allem, wenn er davon erzählt, dass auch ihn das Feedback, das er von Schülerinnen und Schülern bekommt, zum einen natürlich freut und auch als Lehrer immer wieder ein Stück weiterbringt. Dabei würde man den Religionsunterricht so vielleicht nicht sofort hinter Florian Käfmüller suchen. Mit ziemlicher Sicherheit sind auch schon viele ohne es zu wissen seinen Arbeiten begegnet. Florian Käfmüller ist nämlich auch Fotograf. Gut, geschätzt, erfolgreich. Beauty-Fotografie und Mode sind dort sein Bereich. Ob das auch am Arbeitsplatz Schule hilft? Vielleicht, weil er beim Fotografieren ja mit Menschen zusammenarbeitet, die den Schülerinnen und Schülern aus ihrer eigenen Lebensrealität durchaus bekannt sind. Er ist also auch so etwas wie ein Brückenbauer. „Es löst bei den Schülerinnen und Schülern schon manchmal diesen ,Hoppala‘-Effekt aus. Hoppala, der ist ja Fotograf und Religionslehrer, das ist natürlich spannend und das hilft schon.“  

Religion und Ethik, das passt zusammen

Florian Käfmüller ist an der Bludenzer Tourismusschule übrigens der einzige Unterrichtende seines Faches. Das fordert. Das fördert aber auch. „Ich habe auch Ethik unterrichtet und habe es gerne getan und ich bin froh, dass Ethik nun als alternativer Pflichtgegenstand zum Religionsunterricht umgesetzt wird. Eine ethische Bildung ist für uns als Gesellschaft ungemein wichtig. Ethik ist aber immer in ein größeres Weltbild eingebunden und das ist es, was ich am Religionsunterricht besonders schätze: Hier ist ganz klar, dass ein christlich geprägtes Weltbild hinter den Unterrichtsthemen steht“, erklärt Käfmüller. Das sei vielleicht auch einer der großen Unterschiede zum Ethikunterricht. „Nehmen wir nur einen Begriff wie ,Gerechtigkeit‘. Der kann, je nach Weltbild, je nach Strömung, anders definiert werden. Wenn ich aber im Religionsunterricht über Gerechtigkeit diskutiere, dann ist für alle klar, vor welchem Weltbild diese Diskussion stattfindet.“

Für die Würze an der Schule

Das unterstreicht auch Schulamtsleiterin Annamaria Ferchl-Blum. „Das Besondere“ am derzeitigen Modell, das sind für sie ganz eindeutig die Religionslehrerinnen und -lehrer, die am weltanschaulich pluralen Ort Schule die Kirche verkörpern. „Ein rein religionskundlicher, sachorientierter oder philosophischer Religionsunterricht, in dem diese Bindung an die eigene Konfession der Unterrichtenden keine Rolle mehr spielt, wäre ein völlig anderes Modell. Im vollen Bewusstsein so mancher Wunde der Kirche und einiger schwieriger Themen, wo wir nur mühsam weiterkommen, möchte ich die Lehrerinnen und Lehrer dennoch zu einer bewussten und selbstbewussten Kirchlichkeit ermutigen. Das ist die Würze, die durch den konfessionellen Religionsunterricht in die Schule kommt“, betont Ferchl-Blum und trifft damit genau das, was Florian Käfmüller tagtäglich und vor Ort umsetzt. Die Feier anlässlich der „Missio“-Übergabe hat er als in dieser Haltung stärkend empfunden. „Ich habe gemerkt, dass das auch für mich wichtig war. Es war ein Erlebnis von Gemeinschaft und Sendung.“

Ein Ort, fernab von Leistungsdruck

Um Gemeinschaft, um das gute Zusammenleben geht es auch Barbara Fink, ihres Zeichens - wie sie selbst über sich sagt – „spätberufene“ Religionslehrerin an zwei Bregenzer Volksschulen. Bereut hat sie es bisher keinen Moment, dass sie vor mittlerweile gut fünf Jahren, als Not an der Frau war, sagte: „Gut, dann mach ich das.“ Die Ausbildung hatte sie ja schon lange in der Tasche. Seit diesem Moment des mutigen und kurzentschlossenen „Ja“, empfindet sie den Religionsunterricht als „großes Geschenk. Denn das sind zwei Stunden mit meiner Klasse, in denen man sich von dem, was ,muss‘ entfernen kann. Es ist ein Raum fernab vom Leistungsdruck, in dem es um das gute Leben und das gute Zusammenleben geht und wo Platz ist für die großen Fragen des Lebens“, erzählt sie begeistert davon, was sie im gemeinsamen Unterricht mit den Schülerinnen und Schülern erlebt und auch davon, was sie an diesem Miteinander schätzt. Natürlich spiegelt sich auch im Religionsunterricht an den Volksschulen die immer pluraler werdende Gesellschaft. Da sind Kinder mit anderen Bekenntnissen, Kinder ohne Bekenntnis und auch viele, denen Kirche in ihrem Alltag kaum mehr begegnet. „Kinder haben aber besondere Antennen, ein besonderes Gespür für dieses Geheimnisvolle, das nicht greifbar ist und doch irgendwie in der Luft liegt. Das merkt man zum Beispiel auch, wenn ich mit den Kindern Orte wie eine Kirche besuche. Sie kennen sich in diesen riesigen Hallen kaum aus und doch sind sie fasziniert, weil das Räume sind, an denen sie jederzeit willkommen sein sollen“, zeigt Barbara Fink, wie sie Volksschulkindern durch konkrete Erlebnisse Glaube und auch ein Stück weit die christlich geprägte Kultur, in der wir leben, aufzuschlüsseln versucht.

Vielleicht der beste Job, den man haben kann

Was sie sagen würde, wenn man sie nach ihren Erfahrungen mit Schule heute fragen würde: Zum einen, dass sie sich als Religionslehrerin immer gut begleitet und unterstützt fühlt – „großes Kompliment und Danke an das Team vom diözesanen Schulamt und der kirchlich pädagogischen Hochschule Edith Stein“ – und dass „wir Religionslehrerinnen, und auch Religionslehrer, wobei wir mehr Lehrerinnen sind, einen für die Kirche wirklich guten und wichtigen Job leisten.“ Vielleicht sogar einen der besten Jobs, den man sich so vorstellen kann.