Anlässlich der Wiederaufnahme der Gottesdienste ab 15. Mai fand am Mittwoch in Dornbirn ein Pressegespräch der Katholischen Kirche Vorarlberg statt. Vor den Toren der Pfarrkirche St. Martin reflektierte Bischof Benno Elbs die Corona-Krise, Pastoral- und Gemeindeleiterin Nora Bösch sprach über die konkreten Umsetzungen der Regelungen, unter denen Gottesdienste stattfinden dürfen und Pastoralamtsleiter Martin Fenkart gab einen Ausblick auf die kommenden Monate.

„Offene Türen - da sein für die Menschen. Das war das Bild, das in den letzten Wochen für uns als Kirche leitend war“, sagte Bischof Benno Elbs. Auch wenn keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden durften, stand das religiöse und caritative Leben in den Pfarren nicht still, es wurde intensiver Kontakt mit den Menschen gepflegt. Durch die Einladung und Ermutigung zur Feier der sogenannten Hauskirche, bei der im Kreis der Familie gebetet wird, haben viele Menschen eine bisher unbekannte Form des Kirche-Seins entdeckt.

Not der anderen nicht vergessen

Bischof Benno Elbs dankte all jenen Menschen, die die bisherigen Maßnahmen mitgetragen haben und erwähnte besonders die Corona-Nothilfe der Caritas, die viele Menschen auffängt. Er verwies aber auch darauf, dass Solidarität nicht an der Grenze des eigenen Landes Halt machen sollte: „Auch wenn die Corona-Krise für viele Menschen Kummer und Leid mit sich bringt, dürfen wir dennoch die Brennpunkte in anderen Regionen der Welt nicht vergessen, z.B. dass nach wie vor viele Menschen auf der Flucht sind und vor den Toren Europas festsitzen.“

Den Virus isolieren, nicht die Menschen

Eine Krankheit der Zukunft sei die Einsamkeit, die in dieser Zeit verschärft worden ist. „Eine Form dieser Isolation ist aber auch, wenn Menschen fortwährend als sogenannte Risikogruppe wahrgenommen werden. Das schafft bei den Betroffenen nicht nur Unsicherheit, sondern gibt ihnen zudem das Gefühl, nicht mehr gewollt zu sein. Der Grat zwischen notwendigem Schutz und gesellschaftlicher Stigmatisierung ist sehr schmal. Wir müssen den Virus isolieren, nicht die Menschen“, erklärte Bischof Benno Elbs.
Die Corona-Krise hat verschiedene Formen der Armut nochmals verschärft und bedroht Menschen in ihrer Existenz. „Die Ängste und Sorgen der Menschen sind auch die Ängste und Sorgen der Kirche“, sagte der Bischof. 

Soziale und ökologische Nachhaltigkeit

Mit Blick auf die Zukunft erklärte Bischof Benno Elbs: „Gesund werden kann der Mensch nur in einem gesunden gesellschaftlichen Umfeld und in einer gesunden Umwelt. Wir müssen eine neue Form der Nachhaltigkeit lernen, die das gesellschaftliche Zusammenleben und die Schöpfung gleichermaßen umfasst: Nachhaltigkeit zeigt sich etwa in der Solidarität mit den Armen und mit der künftigen Generation; in der Zahlung eines Gehalts, das Dankbarkeit und Wertschätzung vermittelt; in der Achtung der Würde eines jeden Menschen und in der Bewahrung der Schöpfung.“

Feiern in Gemeinschaft fehlt

Nora Bösch, Pastoral- und Gemeindeleiterin in Dornbirn, berichtete, dass in der Corona-Krise sehr viel Neues entstanden sei, z.B. Totenwachen, die über Videokonferenz abgehalten wurden. Das sei wertvoll gewesen, dennoch habe sie immer öfter gehört: „Das Feiern in Gemeinschaft fehlt, das Miteinander gehört zum Gottesdienst. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir ab dem kommenden Wochenende wieder gemeinsam feiern können.“

Ermutigung zur Mitfeier

Da das Abhalten von Gottesdiensten nur mit einer eingeschränkten Anzahl an Mitfeiernden möglich ist, wird in Dornbirn über mehrere Kanäle kommuniziert, wo und zu welchen Zeiten Gottesdienste stattfinden. Es wird gebeten, auch auf Abend- oder Werktagsmessen auszuweichen. In der Pfarrkirche St. Martin dürfen 130 Personen an einem Gottesdienst teilnehmen. Dazu werden 130 Bibelkärtchen ausgegeben, ein Willkommensdienst am Eingang hält die Zahl im Blick.
 „Auch wenn es ein anderes Gemeinschaftsgefühl ist, als wir es gewohnt waren, ermutigen wir die Menschen, in den Gottesdienst zu kommen. Das Miteinander-Feiern und die Verbundenheit im Glauben können gerade in dieser schwierigen Zeit Hilfe und Unterstützung sein“, so Nora Bösch.

Leichtes Sommersegel

Pastoralamtsleiter Martin Fenkart sprach einen großen Dank an die Priester, Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen der Diözese aus. Durch deren Arbeit konnten Menschen in dieser Krise aus dem Glauben Kraft schöpfen.
„Da die geltenden Sicherheitsmaßnahmen für die Feier von Gottesdiensten streng sind, brauchen wir für unsere Kirchen ein leichtes Sommersegel: Die Katholische Kirche Vorarlberg startet von Fronleichnam bis in den Sommer hinein die sogenannte Sommerkirche.“ Ziel ist, in unkomplizierter, einfacher Weise im Kontakt und im Gespräch zu bleiben. Dies kann in Form von Alpgottesdiensten geschehen, bei einem Gebet am Lagerfeuer oder mit der ­PopUpChurch der Jungen Kirche an unkonventionellen Orten wie Einkaufszentren. Die Vorbereitungen für die Sommerkirche laufen derzeit - einen detaillierten Überblick wird es Anfang Juni geben.