Die vorläufigen KatholikInnenzahlen 2011 sowie Rückblicke auf ein ereignisreiches Jahr und Ausblicke auf zwölf Monate gespickt mit neuen Projekten, die ein sehr heutiges Gesicht der Kirche zeigen.

Feldkirch (PDF) Der Jahreswechsel ist immer auch die Zeit der Rück- und Ausblicke, des Lernens aus dem Vergangenen und dem Aufbruch in Neues. Auch die Katholische Kirche Vorarlberg blickt zum Jahreswechsel auf die vergangenen zwölf Monate zurück, will aus ihnen lernen und an die positiven Ereignisse des Jahres 2011 anknüpfen.
So beginnt das Kalenderjahr 2012 für die Katholische Kirche Vorarlberg mit 250.174 KatholikInnen, die derzeit in Vorarlberg leben. In Prozentzahlen ausgedrückt sind das 67, 56% der Vorarlberger Gesamtbevölkerung. 2129 Kinder und Jugendliche wurden 2011 durch die Taufe in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen, 173 Erwachsene sind in die Kirche (wieder-)eingetreten, 34 KatholikInnen haben ihren vor der jeweiligen Bezirkshauptmannschaft erklärten Austritt innerhalb der dreimonatigen Frist widerrufen.
Diesen positiven und erfreulichen Zahlen stehen die 3069 Austritte gegenüber, von denen jeder einzelne einen großen Verlust darstellt.
Im Vergleich mit den Zahlen des Vorjahres bedeutet das einen Rückgang der Austritte um rund 35%. „Wir sind erleichtert über die 35% Rückgang gegenüber 2010“, so Pastoralamtsleiter Walter Schmolly. „Zugleich ist es sehr enttäuschend, wenn in einem Jahr 3.000 Menschen aus der Kirche austreten. Das Bemühen von allen, die die Kirche mittragen – von den 140 Priestern über die 40 PastoralassistentInnen und hauptamtlichen Diakone bis zu den 25.000 ehrenamtlich engagierten Frauen, Männern, Jugendlichen und Kindern – ist es, das kirchliche Leben so zu gestalten, dass alle gerne dabei sind.“

 

Die Botschaft erfahrbar machen


Die nach wie vor viel zu hohen Austrittszahlen fordern heraus, entschieden umzusetzen, was die Kirche in Vorarlberg sich mit dem Pastoralgespräch vorgenommen hat, nämlich gemeinsam daran zu arbeiten, dass die Kirche an all ihren Orten und Einrichtungen als gastfreundlich erlebt wird und dass im Konkreten erfahrbar ist, worum es in der Kirche geht, nämlich um die Botschaft Jesu und das Miteinander von Menschen, die im Sinne dieser Botschaft leben wollen. Pastoralamtsleiter Walter Schmolly: „Im Letzten können wir nichts anderes tun als uns bemühen, dass die Kraft der Botschaft Jesu als das erfahrbar wird, was sie ist: eine Botschaft, die leben hilft, die tröstet, Zuversicht schenkt, in Bewegung bringt, zum Engagement anstachelt und Menschen verbindet.“

Und natürlich bleibt es auch eine Aufgabe, die Menschen immer aufs Neue gut zu informieren, was mit dem KirchenBeitrag passiert. „Mit dem Geld wird sehr viel Gutes und Wichtiges in unserem Land ermöglicht“, ist Walter Schmolly überzeugt. Das ließe sich an sehr vielen Dingen verdeutlichen. Ein kleines Beispiel: In den vergangenen Tagen sind die Sternsinger wieder von Haus zu Haus gezogen. Getragen ist diese Aktion von tausenden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die viele Stunden ehrenamtlich unterwegs sind. Und doch: Das Ganze wäre unmöglich, gäbe es nicht die pfarrliche und diözesane Struktur, die ohne Hauptamtlichkeit nicht auskommt und damit natürlich auch Geld kostet. 

 

Ausblick 2012


Auf der positiven Grundstimmung im Zusammenhang mit der Seligsprechung von Provikar Carl Lampert aufbauend sind für die kommenden zwölf Monate einige Projekte besonders herauszuheben: „Und wofür brennst du?“, ein Projekt, das sich an Jugendliche und junge Menschen wendet; die Fortführung des Pastoralgesprächs in den urbanen Ballungsräumen Vorarlbergs unter dem Titel „Kirche in der Stadt“; und die weitere Auseinandersetzung mit Carl Lampert, dessen Beispiel in unterschiedlichen Formen auch weiterhin wach gehalten werden soll.

 

„Und wofür brennst du?“


„Und wofür brennst du?“, fragt eine neue Initiative der Katholischen Kirche Vorarlberg Jugendliche und junge Menschen scheinbar ganz harmlos und unbedarft. Ganz so harmlos aber ist diese Frage nicht. Denn sie zielt ins Zentrum des Lebens jedes Einzelnen. Was treibt uns an, wofür setzen wir uns ein, wie taktet unser Motor, wofür brennen wir – Fragen, die nachdenken lassen. Und so versammelte Martin Fenkart, Referent für Berufungspastoral, zwölf VorarlbergerInnen, die für ihre Sache brennen. Es sind Menschen wie Diakon Elmar Stüttler, der sich mit seiner „Tischlein deck dich“-Initiative um jene Menschen kümmert, denen das tägliche Brot keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Und diese Menschen leben mitten unter uns.
Es sind aber auch Menschen wie Carmen Nachbaur, die Trauernde begleitet, wie Äbtissin Hildegard Brem, die zwischen Internetzeitalter und klösterlicher Kontemplation pendelt, wie Silvia Nussbaumer, die an ihrem Studium feilt und gleichzeitig die jährlichen Mini-Wochen mitorganisiert. Es sind Menschen, die sich engagieren, weil sie für die Menschen da sein wollen und genau dafür brennen sie. Zwölf kurze Videoporträts sind so entstanden (www.facebook.com/meineberufung), die die Facetten des christlichen Engagements kaleidoskopartig auffächern und damit auch eine sehr heutige Seite der Kirche präsentieren. Unter diesem Motto „Und wofür brennst du?“ steht übrigens auch THEOlogisch, das Info-Forum für kirchliche Berufe, das am 9. Februar 2012 im Bildungshaus St. Arbogast stattfinden wird.

 

Die Kirche ist vor Ort – auch in den Städten


Am Heute und den konkreten Menschen orientiert, am Auftrag der Kirche in dieser Situation ausgerichtet und gemeinsam mit den Betroffenen entwickelt wird auch das Pastoralgespräch in eine zweite Runde gehen, für die Kirche in den städtischen Räumen. Auf Basis des Struktur- und Personalplanes 2025 wurden bereits in den vergangenen Jahren zukunftsfähige Modelle für das Leben in den Pfarrgemeinden entwickelt. Die neu errichteten Pfarrverbände – Göfis und Satteins als nur ein Beispiel – machten hier den Anfang. Mehrere Pfarrgemeinden bilden dabei einen Pfarrverband ohne ihre Selbständigkeit zu verlieren. Ein Priester leitet den Pfarrverband, ist nicht Manager, sondern bleibt Seelsorger seiner Gemeinden und darf sich dabei auf ein Netz an ehrenamtlich Engagierten stützen.
Nun sind die Städte an der Reihe. Die urbanen Ballungsräume mit ihren großen Einheiten und gleichzeitig auch kleinen Strukturen erfordern hier ein neues Denken. Was brauchen Menschen, die in der Stadt leben? Wo begegnen sie der Kirche? Wo können sie in ihrer jeweiligen Lebenssituation unterstützt werden? Dies alles sind Fragen, die nun in Bregenz, Dornbirn, Hohenems, Bludenz und Lustenau unter breiter Beteiligung der Menschen vor Ort diskutiert werden. Diese Gespräche bilden dann die Basis für jene neuen Strukturen des kirchlichen Lebens, die in den nächsten Jahren im urbanen Raum entstehen sollen.
“Die Städte sind für die Kirche spannende Orte. Sich den Herausforderungen zu stellen, die Chancen zu nützen und vor allem viel zu lernen – das ist der Sinn der Sache“, so Pastoralamtsleiter Walter Schmolly zu den „Kirche in der Stadt“-Projekten. Ziel dieser Prozesse, die – von Ort zu Ort verschieden – ein bis zwei Jahre dauern, ist es, den anstehenden und möglichen nächsten Entwicklungsschritt für die Kirche in den Städten zu sehen und zu gehen. Am 3. Februar 2012 findet die gemeinsame Auftaktveranstaltung statt. www.kirche-vor-ort.at

 

Der selige Provikar Carl Lampert


Und auch Carl Lampert wird uns wieder begegnen. Der Carl Lampert-Container tourt 2012 weiter durch das Land und wird für das Fastenprogramm der Katholischen Kirche, „Halt amol“, ein neues „Kleid“ bekommen. Auch darüber hinaus wird die Auseinandersetzung mit Carl Lampert und der Frage, was sein Leben und sein Glauben für uns heute bedeuten, fortgesetzt Auch die Beschäftigung mit der Vergangenheit von Kirche und Gesellschaft, die in der Aufarbeitung des Lebens Carl Lamperts aufgebrochen ist, soll zur weiteren, offenen Auseinandersetzung mit dem Damals und dem Heute genutzt werden. Ein wichtiges Ziel ist, dabei Jugendliche zu beteiligen.
Für die Finanzierung dieser Arbeit hat die Diözese eine Carl-Lampert-Stiftung errichtet und mit 200.000 Euro dotiert.