Den Berg hinauf, vom Bodensee, aus der Region und dem benachbarten Ausland – eines ist man am 1. Mai in der Basilika Rankweil sicher nie: alleine. Im Gegenteil, über tausend Wallfahrer/innen und Pilger/innen machten sich am Landeswallfahrtstag auf den Weg und trafen von den frühen Morgenstunden an in Rankweil ein.

Ob Sonne, Regen, Wind oder Schnee, wer zu einer Wallfahrt aufbricht, der lässt sich von derartigen äußeren Umständen nicht stoppen. Das galt so auch für all jene, die schon in den frühen Morgenstunden des 1. Mais in Richtung Rankweil unterwegs waren. Der Grund dafür ist klar: es war Landeswallfahrtstag. Und das heißt, dass in der Basilika Rankweil ab 6 Uhr in der Früh mit den ersten Wallfahrer/innen zu rechnen ist. Die kamen auch - von Gottesdienst zu Gottesdienst immer zahlreicher - bis sich die Basilika bei der Festmesse mit Bischof Benno Elbs und der darauf folgenden Pilgermesse gleich zweimal bis auf den letzten Platz füllte.


Das "Prinzip Wallfahrt"

Wallfahren und Pilgern ist mehr als ein Trend – es ist jenen Frauen und Männern, die aus allen Teilen des Landes nach Rankweil kamen, ein echtes Anliegen. Sie sind unterwegs mit ihren Bitten, mit ihrem Dank dafür, dass sich etwas Schweres lösen ließ, und auch mit ihren Hoffnungen. Das „Prinzip Wallfahrt“ besteht so schon seit dem Mittelalter und ist bis heute aktuell.

Am Ziel angelangt ist der/die einzelne Wallfahrer/in dann nicht mehr alleine, sondern eine von vielen. Auch das stärkt. Genauso aber war mit Speis und Trank auch für das rein leibliche Wohl gesorgt – eine Aufgabe, die das Team „Feste und Feiern“ routiniert und bestens organisiert übernommen hatte. Und auch so manches strapazierte Bein fand im Brunnen die willkommene Abkühlung.
Soweit das Geschehen am Kirchplatz.


Papst Franziskus und Bischof Benno Elbs

In der Basilika Rankweil selbst griff Bischof Benno Elbs in seiner Predigt die Gedanken Papst Franzsikus‘ auf, die eben jener in seinem Schreiben „Gaudete et exsultate“ („Freut euch und jubelt“) ausbreitete. Dabei stellte Bischof Benno Elbs eine Frage in den Mittelpunkt: „Wie kann ich als Christin/als Christ im 21. Jahrhundert leben? Oder anders: Wie können andere Menschen merken, dass ich mit Gott unterwegs bin?“

Diese Frage verknüpfte er mit der These des Papstes, dass ein Christ/eine Christin jemand sei, der/die nach Heiligkeit strebt. Zunächst sei es wichtig, so der Bischof, sich vom Begriff „Heiligkeit im Alltag“ nicht erschlagen zu lassen. Heiligkeit sei viel mehr ein Weg der kleinen Gesten und kleinen Schritte. „Keine Heldentaten werden verlangt (Heldentum und Heiligkeit haben ohnehin nichts miteinander zu tun!), sondern ein Weg der kleinen Schritte. Und davon ausgehend, können wir alle uns die Frage stellen: Wo kann es in meinem Leben solche kleinen Gesten geben? Gesten, die dem anderen ein Lächeln auf die Lippen zaubern? Gesten, die Gerechtigkeit aufleben lassen? Gesten, die zu Aussöhnung beitragen und Verwundetes verbinden?“

 

Immer schön im Gleichgewicht

Ebenso wichtig sei es, dass man als Christ und als Christin immer wieder ehrlich zu sich selbst sei und sich frage, wo man denn die Armen, die Hungernden, die Kranken noch im Blick habe.

Und als einen wichtigen dritten Punkt machte Bischof Benno Elbs im päpstlichen Schreiben die Balance zwischen Ich und Welt zu halten. „Eine große Versuchung christlichen Lebens besteht darin, Nächstenliebe und Gebet, Diakonie und Liturgie, Aktion und Kontemplation gegeneinander auszuspielen und zu sagen: Das Gebet ist unwichtig; nur das, was ich für andere Menschen tue, zählt. Oder umgekehrt: Soziales Engagement überlasse ich anderen, ich ziehe mich lieber in mein stilles Kämmerlein zurück.“ Heiligkeit im Alltag heiße deshalb „gerade nicht, die Augen vor der Realität zu verschließen, sondern mit offenen, wachen Augen durch die Welt zu gehen.“

Das große Ziel „Heiligkeit“ mag so vielleicht auf den ersten Blick weit entfern erscheinen, aber – so betonte Bischof Benno Elbs – es sind die vielen kleinen Schritte, die vielen kleinen Gesten im Alltag, die den Weg dorthin ausmachen.

So brachen die einen Wallfahrer/innen von Rankweil wieder auf, während die anderen gerade die letzten Meter auf den Liebfrauenberg hinter sich brachten und sich die Basilika für die nächsten Messe wieder zu füllen begann.

 

Ein Tag mit Geschichte

Der „Vorarlberger Landeswallfahrtstag“ findet seit 1929 jeweils am 1. Mai in Rankweil statt. In den ersten Jahren kamen allein mehr als 10.000 Menschen zur abendlichen Lichterprozession zur Basilika Rankweil. Bis heute ist der Landeswallfahrtstag „kein Erbe aus besseren Zeiten“, sondern ein immer wieder aufs Neue zu entdeckendes Angebot im Vorarlberger Kirchenjahr.