Ein kräftiger Digitalisierungsschub, Kreativität und Energie für neue Initiativen waren 2020 die kirchlichen Antworten auf die Corona-Krise. Auch traten rund 10% weniger Menschen aus der Katholischen Kirche aus. Die Gründe für den Austritt blieben allerdings krisenunabhängig.

Die Zahlen zuerst: Im vergangenen Jahr traten in Vorarlberg 2887 Menschen aus der Katholischen Kirche aus. Im Vergleich zum Vorjahr (3218 Austritte) bedeutet das einen Rückgang der Austritte um rund 10,3%. Die Zahl der Taufen sank im vergangenen Jahr lockdownbedingt auf 1758, während 130 Frauen und Männer wieder in die Kirche eintraten und 22 ihren Austritt innerhalb von drei Monaten widerriefen. Mit Stand vom 31. Dezember 2020 leben derzeit somit 226.104 KatholikInnen in Vorarlberg.

„Die Solidarität der Menschen ist keine Selbstverständlichkeit“

Die Corona-Krise und die Phasen des Lockdowns stellten die Kirche auf allen Ebenen vor neue Herausforderungen. So strapaziert der Spruch von der Not, die erfinderisch macht auch sein mag, so zeigte sich im Corona-Jahr 2020 doch auch, wie viel kreatives Potenzial dank der vielen engagierten, ehren- und hauptamtlichen MitarbeiterInnen in allen Bereichen der Kirche steckt.
„Im Blick auf 2020 können wir frei heraus sagen: Es ist uns gut gelungen, mit Erfindergeist zahlreiche neue, kirchliche Angebote für die Menschen in Vorarlberg zu schaffen – von der Nachbarschaftshilfe bis zum Internet-Gottesdienst, vom Trauertelefon bis zur Notfallseelsorge, von der Sommerkirche bis hin zu den vielen Angeboten für Familien an Weihnachten. Vielen ist im vergangenen Jahr neu bewusst geworden, dass Glaube in schwierigen Zeiten Kraft gibt“, resümiert Pastoralamtsleiter Martin Fenkart und betont, wie dankbar und gleichermaßen stolz er nach diesem Jahr auf die vielen Frauen und Männer ist, die mit ihrem Beitrag der Kirche ein Gesicht vor Ort geben. „Ich bin stolz auf den Einsatz unserer Priester, Seelsorgerinnen und Seelsorger und unserer Ehrenamtlichen. Ich bin dankbar für den finanziellen Beitrag von über 226.000 VorarlbergerInnen in einer schwierigen wirtschaftlichen Zeit. Das ist alles andere als selbstverständlich.“

Ein- und Austrittsgründe sind krisenunabhängig

Im vergangenen Jahr haben aber auch 2887 Menschen in Vorarlberg die katholische Kirche verlassen. Für Monika Eberharter, Leiterin der Dialogstelle für Ein- und Austretende der Katholischen Kirche Vorarlberg, ist 2020 ein Jahr, das, was die Gründe für einen Ein- oder Austritt betrifft, nahtlos an die Vorjahre anschließt. Spitzenreiter der Austrittsgründe ist mit rund 60% der fehlende Bezug zur Kirche. Der Kirchenbeitrag und die Institution Kirche an sich sind dann oft die endgültigen Auslöser für einen Austritt. Auf der anderen Seite sind es gerade die Kontakte an den Wendepunkten des Leben – sprich die Übernahme von Patenämter, Hochzeiten und Taufen – die Menschen wieder an einen Eintritt denken lassen.

Der Hebel heißt „Kontakt“

Der direkte Kontakt zu den Menschen ist also, wenn er positiv verläuft, einer der Hebel, an denen kirchliche Initiativen ansetzen können. „Für das Jahr 2021 haben wir uns viel vorgenommen, um diesen Kontakt noch stärker zu suchen und anzubieten. Die Weiterentwicklung neuer Online-Formate für Jugendliche und die österreichweite Kampagne ,Denk dich neu‘ ist ein Ansatz, die Neuauflage der Sommerkirche mit den Schwerpunkten Pilgern, Dialog und Alpmessen ist ein anderer. Die Lange Nacht der Kirchen wird ebenso Anlass für Kontakte sein können wie auch die Vorbereitung auf die Pfarrgemeinderatswahlen im Frühling 2022“, setzt Martin Fenkart hier bei allen coronabedingten Unsicherheiten erste Akzente für das laufende Jahr.
Denn Hände verschränken und zurücklehnen ist auch 2021 nicht drin. Im Gegenteil: Kreativ bleiben, lautet die Devise!

Vorläufige Zahlen zum Jahreswechsel

2020: Austritte - 2887;  Taufen - 1758; (Wieder)Eintritte - 130; Widerrufe - 22
2019: Austritte - 3218; Taufen - 2326 ; (Wieder)Eintritte - 141; Widerrufe - 32
2018: Austritte - 2981; Taufen - 2426; (Wieder)Eintritte - 159; Widerrufe - 36

Gesamtzahl der Katholik/innen in Vorarlberg
(jeweils resultierend aus dem Saldo „Eintritte/Austritte/Taufen/Sterbefälle“):
2020: 226.104
2019: 229.547
2018: 233.325