Seit 1929 pilgern an jedem 1. Mai Gläubige aus der ganzen Bodenseeregion auf den Liebfrauenberg in Rankweil. Im heutigen Festgottesdienst anlässlich des Landeswallfahrtstages betonte Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs vor allem die Bedeutung des christlichen Lebens im Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden.

Es ist immer wieder ein einzigartiger Augenblick, wenn Menschen aus Vorarlberg und dem benachbarten Ausland beim Landeswallfahrtstag am 1. Mai zur Basilika in Rankweil pilgern. Sie kommen mit ihren Sorgen und Nöten, ihren Anliegen und Bitten. Und sie erleben Gemeinschaft. So auch heute, wenn die Basilika zum Festgottesdienst mit Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs ganz den PilgerInnen und WallfahrerInnen gehörte.
Der Gedanke der Gemeinschaft in Gott bestimmte dann auch die Worte, die Diözesanadministrator Benno Elbs an die WallfahrerInnen richtete.

„Die große Frage für uns als Christen ist: Wo ist hier unser Ort?“

Ausgehend von den Logiken, die das heutige Leben bestimmen – die Logik der Medien, die Kanäle der Information öffnet und die Logik des Konsums, der uns in seinem ständigen Drängen nach Wachstum auch zur Bedrohung werden kann – leitete Elbs über zu Menschen, die uns vorlebten, dass es auch anders gehen kann.

„Die große Frage für uns als Christen ist: Wo ist hier unser Ort? Und was ist unser Auftrag, den wir heute im Evangelium gehört haben, wo Jesus sagt, geht hinaus zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern, tauft sie und lehrt sie das zu befolgen, was ich euch geboten habe“, führte Diözesanadministrator Elbs die Gedanken der Gerechtigkeit, der Versöhnung, der Güte des Herzens und der unumstößlichen Zusage Jesu, bei uns zu bleiben, bis ans Ende der Tage, mit einer grundlegenden Frage und dem Auftrag Jesu an seine Jünger ein.

Denn die Zukunft verlange förmlich nach mehr Gerechtigkeit. „Es kann nicht sein, dass 20 % der Erdbevölkerung 80 % der Energie und Ressourcen verbrauchen.
Es kann nicht sein, dass Menschen, die jahraus und jahrein gearbeitet haben, eine kleine Rente und andere Bonuszahlungen über Millionen von Euros bekommen.
Es kann nicht sein, dass wir im Konsum mehr oder weniger ertrinken, wenn auf der anderen Seite jede Sekunde ein Kind an Hunger stirbt.
Wir dürfen auch nicht vergessen, dass über 100 Millionen Christinnen und Christen auf dieser Welt ihren Glauben nur unter Repressalien ausüben können. Und ich möchte sagen, dass auch in unserer Gesellschaft die Aggressivität gegen die Religionen zunimmt.
Es gibt so viele Bereiche in dieser Welt, die nach Gerechtigkeit schreien.“

Pauline Jaricot, Mutter Theresa, Franz Jägerstätter und Carl Lampert

Als Beispiele dafür, dass es sich lohnt, für Gerechtigkeit und Versöhnung einzutreten und auf die Güte des Herzens zu vertrauen, nennt Elbs Pauline Marie Jaricot -Gründerin der Päpstlichen Missionswerke „Missio“ - Mutter Theresa von Kalkutta, Franz Jägerstätter und Provikar Carl Lampert.

Pauline Marie Jaricot sah das Eintreten für mehr Gerechtigkeit in der Welt als einen zentralen Punkt ihres Auftrages. Folgt man Pauline Marie Jaricot – deren Todestag sich heuer zum 150 Mal jährt - dann ist die Glaubensvermittlung nach außen nur möglich, wenn mit ihr auch eine Glaubensvermittlung nach innen geschieht.
„Wer glaubt ist nicht allein, sondern ist getragen von dieser Zusage Jesu: Ich bin bei Dir alle Tage Deines Lebens. Und diese Gebetsgemeinschaft, die Pauline Marie Jaricot gegründet hat – sie nennt es den lebendigen Rosenkranz, wo täglich ein Gesätzchen des Rosenkranzes für die Welt gebetet wird - ist eine Gemeinschaft, die uns das wieder in Erinnerung bringt“, betont Elbs.

Ein Brief Christi, geschrieben aus gelebter Herzensgüte

Mutter Theresa wird ihm zum Beispiel für gelebte Herzensgüte. Sie war für viele der „Brief Christi“, wie er im Korintherbrief umrissen ist, der nicht auf Papier, sondern in Fleisch und Blut geschrieben ist und „die Liebe und die Güte Christi zu den Menschen trägt.“

Franz Jägerstätter und Carl Lampert schließlich vertrauten auf die Zusage Jesu, der sie begleiten würde bis zum Ende. Elbs: „Es ist diese Güte des Herzens. Das Wissen, dass das, was Jesus uns vorgelebt hat, dass letztendlich die Aufmerksamkeit für den Menschen am Rande, die Aufmerksamkeit für den Sünder, die Aufmerksamkeit für den Menschen in Not, der um Hilfe bittet und schreit, die Welt verändert.“ 

Netzwerke des Glaubens und der Menschlichkeit

Jesu Auftrag erging vor rund 2000 Jahren an uns. An ihm hat sich bis heute nichts geändert. Zeitlos ist er und selbst wenn sich die heutige Lebenswelt immer rasanter wandelt, die Botschaft Jesu bleibt stets aktuell – auch im Zeitalter des globalen Netzwerkens.

„Netzwerk ist ein Zauberwort der heutigen Tage. Social media und networking als Aufgabe in der Wirtschaft, im Management - das digitale Netzwerk.
Ich glaube, wir brauchen auch ein Netzwerk des Glaubens. Überall stehen Handymasten. Schön ist es, wenn überall in jeder Gemeinde, an vielen Orten geistliche Handymasten stehen, Menschen, die in Gebetsgedanken für andere da sind, ein Netzwerk des Gebetes, ein Netzwerk der geistlichen Ermutigung in dem Wissen, dass letztendlich Gott in jeder Situation des Lebens bei uns ist“, schließt Elbs hoffnungsvoll.

Handlungsfähig für jene, die am Rand stehen

Es war eine berührende und zugleich zuversichtliche Eucharistiefeier an diesem Landeswallfahrtstag 2012, die musikalisch vom Basilikachor Rankweil und Mozarts Credo-Messe gestaltet wurde. Berührend, weil sie die verstrickte und oft auch mit Ungerechtigkeit durchwobene Gegenwart der Menschen klar aufzeigte. Hoffnungsvoll deshalb, weil trotz aller Ungerechtigkeit die Zusage Gottes eine Zukunft in Gerechtigkeit möglich macht. „Ich bin bei dir, alle Tage deines Lebens“, lautet die Zusage Jesu. Es ist ein Versprechen, das handlungsfähig macht. Handlungsfähig für jene, die Hilfe benötigen.