Die letzte Abtweihe (Abt Kassian Lauterer) fand 1968 stattgefunden. Wir berichten vom außergewönlichen kirchenlichen Ereignis am Bodensee.

Eindrücke vom Gottesdienst in der Klosterkirche Mehrerau (Bild rechts anklicken.)

Abt Kassian und Abt AnselmHeute vormittag wird der 38-jährige Zisterzienserpater Anselm van der Linde zum neuen Abt der Zisterzienser-Territorialabtei Wettingen-Mehrerau geweiht. Der Konvent der Abtei am Bodensee hatte den gebürtigen Südafrikaner, der seit 15 Jahren in Mehrerau lebt, am 30. Jänner zum Nachfolger von Abt Kassian Lauterer gewählt.

Der neue Abt wurde 1970 in Roodepoort bei Johannesburg (Südafrika) geboren. Im August 1994 trat er in die Abtei Mehrerau ein. 1999 wurde er zum Priester geweiht. Seit 2005 war Anselm van der Linde Kirchenanwalt der Diözese Feldkirch, ab 2006 Sekretär der Mehrerauer Zisterzienserkongregation. Zur Kongregation gehören weltweit dreizehn Frauenklöster und sieben Männerklöster, in denen insgesamt 370 Ordensleute leben. Mehr zum Lebenslauf von Abt Anselm finden sie hier.

Hintergrund: Abtweihe durch Maurus Esteva, Generalabt der Zisterzienser

Maurus Esteva O.CistHauptzelebrant des Festgottesdienstes um 10 Uhr in der Klosterkirche von Mehrerau ist der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser. Zu Beginn des Gottesdienstes wurde das Ernennungsdekret von Papst Benedikt XIV. verlesen. Der Generalabt des Zisterzienserordens, Maurus Esteva (im Bild), der auch die Abtweihe erteilen wird, bestätigte die Richtigkeit der Wahl Anselms zum Abt.
Maurus (Daniel) Esteva i Alsina OCist wurde 1933 in Gironella / Katalonien geboren und trat 1958 in das Zisterzienserkloster Poblet in Katalonien ein. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie wurde er 1967 zum Priester des Zisterzienserordens geweiht. Bereits 1970, ähnlich jung wie Anselm van der Linde und Kassian Lauterer, wurde er zum Abt von Poblet gewählt. 1995 wurde er vom Generalkapitel zum Generalabt der Zisterzienser gewählt und zuletzt 2005 im Amt bestätigt. Der Generalabt ist direkt dem Papst unterstellt. Esteva veröffentlichte mehrere Schriften zur Geschichte und Spiritualität der benediktinischen Orden, zu denen auch die Zisterzienser gehören.

Benediktion ("Abtweihe" - Quelle: orden-online.de)

Benediktion [lat. benedictio] wird die feierliche gottesdienstliche Handlung genannt, mit der Personen oder Gegenstände gesegnet werden (Segensfeier). Im engeren Sinne wird der Begriff auch für das dabei gesprochene Segensgebet verwendet.

Als Amtseinsetzungsfeier wird der Begriff "Benediktion" dann verwendet, wo mit dem Amt kein heilsvermittelnder, sondern nur ein kirchenrechtlicher Charakter verbunden ist. Ein Bespiel dafür ist die Abtsbenediktion, landläufig meist Abtsweihe genannt. Im Gegensatz zu einer Bischofs-, Priester- oder Diakonenweihe (Konsekration) ist sie kein Sakrament. Der Benediktionsfeier steht meist der Diözesanbischof vor, sie kann aber auch von einem anderen Bischof oder Abt geleitet werden. Bei den Zisterziensern und Trappisten erteilt sie in der Regel der Generalabt.

In der Benediktionsfeier werden dem neuen Abt die Ordensregel und die Amtszeichen (Stab, Mitra und Ring) überreicht. Er ist damit kein Bischof und diesem auch nicht gleichgestellt, darf aber als Zeichen der klösterlichen Unabhängigkeit in seinem Kloster die Pontifikalien (Brustkreuz, Stab und Mitra) verwenden.

Fest für Land und Kirche

An der heutigen Abtweihe nehmen auch der Feldkircher Diözesanbischof Elmar Fischer, der emeritierte Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern, Nuntiaturrat Msgr. Christoph Kühn als Vertreter der Apostolischen Nuntiatur in Österreich, sowie der Vorarlberger Generalvikar Benno Elbs teil. Zusammen mit Altabt P. Kassian Lauterer feiern alle Mitglieder des Mehrerauer Konvents sowie zahlreiche weitere Vertreter von Ordensgemeinschaften mit. Von politischer Seite haben u.a. Landeshauptmann Herbert Sausgruber, Landesstatthalter Markus Wallner und Landtagspräsident Gebhard Halder ihre Teilnahme an der Feier angekündigt.

Einführung in das Amt des Abtes

Abt- und Hirtenstab übergebenAnselm van der Linde, Theologe und Kirchenrechtler, spricht sechs Sprachen. Die Zisterzienserabtei Mehrerau, in der derzeit 35 Mönche leben, hat den Status einer Territorialabtei und ist direkt dem Papst unterstellt. Wegen ihres Status als Territorialabtei ist der jeweilige Abt auch Mitglied der Österreichischen Bischofskonferenz.

Offiziell ist Abt van der Linde bereits seit Mitte Februar im Amt. Bei einer nichtöffentlichen Amtseinführung leistete er seinen Amtseid und die Mitbrüder des Zisterzienserklosters legten ihr Gehorsamsversprechen ab. Altabt Lauterer, der 1968 als 34-jähriger Ordensmann zum Abt von Wettingen-Mehrerau gewählt worden war und jetzt mit Vollendung seines 75. Lebensjahres aus Altersgründen zurückgetreten ist, überreichte seinem Nachfolger bei der Zeremonie das Brustkreuz als äußeres Zeichen des neuen Amtes.