Flüchtlinge, Asylanten - aber auch Menschen, die nicht viel darüber nachdenken, ob denn das Boot jetzt voll oder nur halb voll ist, sondern die einfach helfen, stehen im Mittelpunkt des "kreuz und quer"-Themenabends, präsentiert von Doris Appel. Die Filme "Mama Bock" und "Meine Hölle Europa" sind am kommenden Dienstag, 31. März, ab 22.30 Uhr im ORF zu sehen.

Eröffnet wird der Abend mit einem Film über eine österreichische "Institution": In ihrem Film "Mama Bock" porträtieren Houchang Allahyari und Tom-Dariusch Allahyari die Wienerin Ute Bock, die zu einem Symbol für den menschlichen Umgang mit Asylwerbern geworden ist. Im Anschluss daran, um 23.05 Uhr, erzählt Lukas Roegler in der Dokumentation "Meine Hölle Europa" die Geschichte von vier Frauen aus Nigeria, deren Traum von einem besseren Leben in Europa in der Prostitution endet.

Mama Bock

Ein Film von Houchang Allahyari und Tom-Dariusch Allahyari

"Man kann nur gut leben, wenn man weiß, dass es auch den anderen gut geht": Dies ist das Lebensrezept von Ute Bock, die in Österreich zu einem Symbol für den menschlichen Umgang mit Asylwerbern geworden ist. Sie hilft sie denen, die keiner haben will - damit diese Menschen sich wenigstens ihre grundlegendsten Bedürfnisse erfüllen können. Bei ihrer Hilfe für andere stellt sie ihre eigenen Bequemlichkeiten völlig zurück, so übernachtet sie auf einem Klappbett in den Räumlichkeiten des Vereins "Ute Bock". Auf der einen Seite wird sie mit  Preisen überhäuft, auf der anderen heftigst angefeindet oder kriminalisiert. Für viele verzweifelte Flüchtlinge ist sie einfach "Mama Bock".

Ihr Wohnprojekt bietet 300 Menschen aus Tschetschenien, Nigeria, Iran, Afghanistan und anderen Krisenregionen der Welt in rund 60 Wohnungen Unterkunft. Für diese Menschen ist sie zugleich erste Adresse und letzte Hoffnung. Dennoch ist Ute Bock keine Romantikerin, und ihre Hilfe kommt ohne Ideologie aus. Sie will einfach helfen: "Ich kann die doch nicht einfach auf der Straße lassen, das geht doch nicht"

Der Film stellt diesöffentliche Figur Ute Bock und ihren unglaublichen persönlichen Einsatz dar. Er geht aber auch auf die verschiedenen Facetten des "Privatmenschen" Ute ein und versucht, die tieferen Motive dieser Frau zu entdecken. Wie kommt jemand dazu, sein eigenes Leben derart zurück zu stellen um anderen zu helfen? Houchang Allahyari und Tom-Dariusch Allahyari zeigen aber auch Ute Bocks Klienten, von denen in der Öffentlichkeit ein eher diffuses Bild existiert.

Im Zentrum des Films steht das Lokal des Vereins "Ute Bock" im zweiten Bezirk, nahe der Karmeliterkirche - einem Grätzel, das vor allem von türkischen Marktstandlern und orthodoxen Juden geprägt ist. In das Vereinslokal kommen am Samstag Bedürftige, um sich Lebensmittel abzuholen. Ohne Arbeitsmöglichkeit und Einkommen sind in Österreich ganze Familien mit Kindern auf diese Spenden angewiesen.

Meine Hölle Europa

Ein Film von Lukas Roegler

Der Film erzählt die Geschichte von Faith, Linda, Betty und Queen, vier nigerianischen Mädchen, deren Traum von einem besseren Leben in Europa zu einem Prostitutionsalbtraum auf den Straßen Italiens wird.

Vom vermeintlichen Reichtum Europas verführt, geraten sie in die Fänge brutaler Frauenhändler und müssen sich zunächst daheim einem okkulten "Juju"-Ritual in einem Schrein unterziehen. Erniedrigt und eingeschüchtert schwören sie ihren Peinigern in einer blutigen Zeremonie bedingungslose Treue. Wer die anschließende gefährliche Reise durch die Sahara, die Einführung in die Prostitution in Mali oder Marokko und die Überfahrt nach Europa überlebt, landet sofort als exotische Sexsklavin auf den Straßen von Turin, Rom oder Verona. Eine Flucht vor Abtragung ihrer individuellen "Schulden" von bis zu 60.000 Euro ist für die meisten Mädchen unmöglich.

An der Spitze dieses neuen und brutalen afrikanischen Sklavenhandels stehen die so genannten "Madames" - skrupellose nigerianische Zuhälterinnen, die Frauenhandel in Nigeria zu dem einzigen organisierten Verbrechen weltweit machen, das ausschließlich von Frauen kontrolliert wird.
Aus der Sicht der Opfer erzählt, konzentriert sich der investigative Dokumentarfilm auf die sehr persönlichen Erlebnisse der jungen Frauen. Durch den Mut, mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit zu gehen, gelingt es erstmals, Licht ins Dunkel einer neuen Form der Sklaverei zwischen Afrika und Ländern wie Italien zu bringen, wo heute jede dritte Prostituierte aus Nigeria stammt. Zu Wort kommen auch Vertreter/innen von Hilfsorganisationen - sowohl einer kirchlichen Schutzorganisation ls auch eines EU-geförderten Netzwerks zur Betreuung von Opfern des Menschenhandels und eines staatlichen Reintegrationsprojektes in Nigeria selbst.