Beichtzettel fälscht man nicht, auch nicht der Herr Pfarrer höchstpersönlich. Weil es in der Osterzeit 1821 aber doch so kam, dass in der Stadtpfarre Feldkirch alle 3000 gedruckten Beichtzettel ausgegangen waren, kam es zu einem etwas unerfreulichen Schriftwechsel zwischen Stadtpfarre und Generalvikariat – wovon heute die „Archivale des Monats“ berichtet.

Ein Osterbeichtzettel führte 1821 zu einem unerfreulichen Schriftwechsel zwischen dem Generalvikariatsrat Johann Joseph Stey und dem streitbaren Stadtpfarrer von Feldkirch, Benedikt Wolf.
Wolf, 1769 in Hard geboren, war bis 1812 Pfarrer von Schnepfau. Anschließend kam er, nachdem die bayerische Regierung einen kooperativen Pfarrer in der Stadt Feldkirch positionieren wollte, als Stadtpfarrer nach Feldkirch. Bereits diese Besetzung erregte gerade aber den Unmut der Bürger.

Gelegenheit macht Beichter - Die Anschuldigungen des Generalvikariatsrates

1821 schließlich machte auch der kaisertreue Generalvikariatsrat Johann Joseph Stey (1766-1842) seinem Unmut Luft und beschuldigte den Feldkircher Stadtpfarrer, der seine Karriere auch der bayerischen Regierung verdankte, Beichtzettel schlichtweg aus Bequemlichkeit „vervielfältigt“ zu haben.

"Es ist dem fürstbischöflichen General-Vicariat sehr mißliebig zu Vernehmen gekommen, daß in Feldkirch über diese österliche Zeit ungleiche und auch solche Beichtzedl ausgetheilt werden, auf denen die Jahrzahl durchstichen und die dießjährige beygeschrieben seye. Da dieses eine allzugroße Bequemlichkeit, oder aber Häuslichkeit verrathet, und nicht nur zu Spötterungen, sondern auch zum Betrug heranlassen dörfte, so wird der Herr Stadtpfarrer hiemit beauftragt, die schriftliche Ausweise bis längstens den 28ten dieß [Monats] an das fürstbischöfliche Generalvikariat zu machen, ob, von wem - auf wessen Veranlassung - und warum ungleiche Beichtzedl ausgtheilt, und die alte Jahrzahl ausgestrichen worden seye."

Wenn 3000 Beichtzettel nicht mehr reichen - Die Rechtfertigung des Stadtpfarrers

Stadtpfarrer Benedikt Wolf rechtfertigt sich in seiner gestochenen Handschrift sehr umfangreich.

"Dreytausend Beichtzettel habe ich gehorsamst Unterzeichneter zur österlichen Buß-Andacht für die Stadtpfarrey Feldkirch, etwa 1300 Kommunikanten als Pfarrgenossen in sich enthaltend, vorbereitet, und wirklich nicht erwartet, daß diese 3000 nicht hinlänglich seyn sollten. Bald aber zeigte es sich aus der anströhmenden Menge der Beichtenden, daß sie wirklich nicht genug seyn könnten, daßwegen benützte ich - bona fide, ohne den Einsturz der Welt, als eine Wendung vermuthend - die im leztten Jahre übrig gebliebenen Beichtzettel, und gerade zur genauen Kenntniß derselben, weil sie am Format etwas größer sind, als die diesjährigen, und beyde nicht eine Presse gedruckt hatte, zeichnete ich sie eigenhändig, ergänzte sie, wenn sie undeutlich waren mit ganz neu hingeschriebener Jahreszahl, wohl wissend, daß an manchen Orten alle Beichtzettel von der Hand des Pfarrers seyen ganz geschrieben worden."

Runde zwei – „Hochwürdigster Bischof, richten Sie“

Die Klage über diese Vorwürfe führt Pfarrer Benedikt Wolf schließlich bis zu Bischof Galura:

"Diese Ausdrücke eines Hochwürdigen, und gewiß verehrungswürdigen geistliche Herren Raths, und Vorgesetzten sind bey einer so bedeutungslosen, und von mir mit eigener Hand gesicherten Beichtzettel-Sache so schmerzlich, so kränkend für mich, daß ich eine ganz andere, der liebe Gott weiß es! wo ? stinkende Ursache, und Absicht meiner Behandlung, die ich in Demuth und Ergebung dulden will, vermuthen muß.
Voll des Trostes wende ich mich in tiefster Ehrfurcht an das, nun durch Jahr und Tag bewährte - gütige, wohlwollende Vaterherz unseres verehrtesten inigst geliebten Hochwürdigsten Herrn Bischofes und General-Vikars mit der wehemüthigen Bitte eines nicht wenig bekümmerten Sohnes. -
Hochwürdigster Bischof, Vater! urtheilen - richten Sie -"

Der Bischof schwieg, der Pfarrer predigte

Der Bischof selbst mischte sich in die Animositäten seiner leitenden Priester in Feldkirch nicht ein. Stadtpfarrer Wolf hielt am Palmsonntag 1821 jedenfalls eine Predigt, die wieder Anlass zur Aufregung bot und wohl nicht zuletzt durch die Beichtzettel-Affäre inspiriert war.




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