Eine wunderbare liturgische Sprache, wunderbare Klänge und wunderbare Texte prägten die Weihe von Pater Anselm von der Linde zum neuen Abt der Zisterzienser Abtei Wettingen-Mehrerau. Von Wolfgang Ölz.

Kennst Du etwas Schöneres als an einem wunderschönen kalten, aber klaren Frühlingsmorgen vom Bregenzer Bahnhof entlang des Bodenseeufers zur Mehrerauer Klosterkirche zu pilgern? Dazu noch die freudige Erwartung auf dieses für die Diözese Feldkirch kirchengeschichtlich hochrelevante Ereignisses, der Einführung des 38jährigen aus Südafrika stammenden Pater Anselm in sein hohes Amt, machen diesen Samstagmorgen Spaziergang perfekt.

Eine Stunde vor der Feier traf man den zukünftigen Abt in großer Selbstverständlichkeit im Kirchenraum vor, wie er noch letzte Details mit vorbereitete. Der Chor der Mehrerau präludierte das feierliche Ereignisse, und Punkt zehn Uhr untermalten die Sänger/innen den Einzug mit einem kräftigen Forte. Wer in der Nähe des Mittelganges stand, konnte in der Prozession zum Alter sehen: Erzbischof Alois Kothgasser, Altabt Kassian Lauterer, die vielen Brüder und Schwestern des Zisterzienser-Ordens, Diözesanbischof Elmar Fischer, die zahlreichen Äbte und Äbtissinnen und last but not least die engagierten Ministrant/innen - und natürlich den Hochwürdigsten Herr Anselm van der Linde O.Cist. Statt dem jungenhaften Lächeln hat Pater Anselm gemäß der Bedeutung dieses kirchenhistorischen Tages heute einen Abt_Anselmernsten Blick. Dieses jungenhafte Lächeln ist es ja, dass seiner Verbundenheit mit der Jugend Ausdruck verleiht. Zu den jungen Leuten hat der Neo-Abt nämlich einen guten Draht: In seiner klösterlichen Karriere war Abt Anselm Erzieher, ist Relilehrer an der Klosterschule der Mehrerau und ist bekannt für seinen kreativen Einsatz bei Schülergottesdiensten.

Als Lesung wurde die Berufung des Abrahams in der Genesis gewählt. Spätestens seit der emeritierte Abt Kassian bei der Vorstellung seines Nachfolgers davon gesprochen hat, dass der neue Abt, genauso wie Abraham einen weiten Weg, von Südafrika nach Bregenz zurückgelegt hat ist dieser Vergleich Anselm/Abraham eine Art „running Gag“ geworden. Auch der Hauptzelebrant und Festprediger Erzbischof Alois Kothgasser griff diesen Gedanken in seinen Ausführungen zum Leben von Abt Anselm wieder auf.  Der Salzburger Erzbischof verwies auch auf den aus Vorarlberg stammenden Abt Franz Pfanner, dessen Schriften den jungen Hendrik van der Linde faszinierten. Es könnte sozusagen als eine späte Frucht der Berufung des großen Heimatsohnes Abt Franz Pfanner gesehen werden, dass der 21-jährige Mann zum Katholizimus konvertierte, sich für das Mönchtum begeisterte, 1994 als Novize in der Mehrerau begann und schließlich zum Abt und Hausvater dieses bedeutsamen Vorarlberger Klosters am Bodensee avancierte.

Nach der Predigt folgte die Bereitschaftserklärung, die der Generalabt Dr. Maurus Esteva O.Cist und Erzbischof Alois Kothgasser dem neuen Abt abverlangten. Abt Anselm sprach seine zehn „Ich bin bereit“ sehr ruhig, sehr sicher und sehr bestimmt. Es folgte ein Wort an den zum „Abt, das heißt Vater“ erwählten des Generalabtes. Dieser wünschte ihm „ein waches Herz“, um ein guter Hirte sein zu können. Sinnfällig und wunderschön in der Symbolik dann die Überreichung der Insignien von Regel, Ring, Mitra und Hirtenstab. Nachdem alle Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen, sowie die Mönche des Klosters den neuen Abt umarmt haben, und ihm den Friedenskuss gegeben haben, nimmt Abt Anselm auf der Kathedra in der Apsis der Kirche platz. Nun ist er der rechtmäßige Abt der Abtei Wettingen-Mehrerau.

Es folgte Gabenbereitung, Wandlung und Segen und ein heiteres von Blasmusikklängen begleitetes Fest auf dem Platz vor der Kirche.