Kulturelle Vielfalt, hieß es in der Aussendung der Caritas in der vergangenen Woche, zeige die Flüchtlings- und Migrantenhilfe am 20. Juni beim "Flüchtlingsfest" in Bludenz. Kurzum: längst vertraute Fleischspieße, längst vertraute, temperamentvolle Musik, längst vertraut anmutende Tänze. Ein wunderbares Fest, die immer gleichen Erkenntnisse.

Platz vor der Remise BludenzJene, die fernbleiben, bedauern wahrscheinlich, dass Vorarlberg ein Einwanderungsland ist. Jene, die fernbleiben, bedauern auch Pläne, wonach "die Fremden" ihre Begegnungsräume "kultiviert" sehen wollen. Jene hingegen, die vorbeischauen, mögen die Begegnung, mögen die Tänze, die Musik, das Essen. Mögen die Menschen, die sich bemühen, ihre Kultur zu präsentieren. Zumeist handelte es sich am vergangenen Samstag um Menschen, die Asyl beantragt haben. Aus gutem Grund.

Peter Klinger und Oliver MössingerHunderte Menschen versammelten sich auf dem Platz vor der KulturRemise in Bludenz. Unter den vielen BesucherInnen auch Caritasdirektor Peter Klinger (auf unserem Bild im Gespräch Oliver Mössinger, dem in Bludenz bekannten und engagierten "Integrationsbeauftragten"). Ebenso war Heidi Dolensky, Chefin der Kommunikationsabteilung der Caritas gekommen. Auch Caritasseelsorger Elmar Simma machte nachmittags einen Abstecher nach Bludenz. Fleischspieße

Auf der Bühne prangte ein Ankündigungsbanner, auffallend die Worte "Das Leben". Dort spielte es sich ab, das "KulturLeben". Jugendliche tanzten und auch die ganz Kleinen wagten sich auf die Bühnenbretter, um zu musizieren und ihre Volkstänze aufzuführen. Die Frauen standen hinter Marktständen und boten ihre Speisen an, während Männer pikante Spieße auf Holzkohle grillten.

  FrauenDer Platz, "ganz im Zeichen der kulturellen Vielfalt", wie angekündigt, spiegelte ein wohlbekanntes Bild der Begegnung wider: beim Besuch Interkultureller Feste und Veranstaltungen, bei denen dem sogenannten "Fremden" begegnet werden kann, sind viele Gesichter bekannt. Die große Mehrheit jedoch bleibt solchen Festen fern, die Menschen in Vorarlberg bleiben sozusagen "elegant getrennt". Immer wieder denke ich das Gleiche bei solchen Festen: Während hier gefeiert wird, bedauern zwei Drittel der Vorarlberger, dass unser Ländle ein Einwanderungsland sei. Viele wären froh, wenn es keines wäre. (Mit Bedauern sind - es ist das alte Lied - auch die Italiener, später die Ostösterreicher, jüngst Bosnier, Kroaten, in Vorarlberg aufgenommen worden.)

Elmar Simma und Oliver MössingerIm Bestreben, Begegnungsorte zu schaffen, werden Menschen wie Oliver Mössinger von der Stadt Bludenz, werden Menschen wie Peter Klinger als Caritasdirektor, glücklicherweise nicht müde, davon konnte man sich am Samstag in Bludenz überzeugen. Die Kontakte werden gepflegt, werden ausgebaut. Die Scheu vor anderen Kulturen ist längst abgestreift, man ist eine eigene "Community" geworden. So wurden an diesem Samstag erneut wertvolle Berührungspunkte geschaffen: Kulinarisches, durchaus auch Exotisches, afrikanische Klänge, Volkstänze, sogar ein Parcours, der die Besucher in die Situation des Flüchtlings versetzte, wurde dank Caritas geboten. Die Form des Festes ist vielen längst vertraut. Kein weißer Punkt mehr im Erlebniskatalog vieler VorarlbergerInnen.

Jene, die fernbleiben, bedauern unsere bewegte, von Flucht, Asyl und Integrationsdialogen geprägte Zeit. Vorarlberg jedoch war es immer, wird es immer bleiben: ein Zufluchtsort im Zeichen der Hoffnung für viele Menschen.