Anhand einer 12 Seiten umfassenden Presseerklärung wurden heute Vormittag durch Kardinal Christoph Schönborn die Ergebnisse der Herbstkonferenz der Österreichischen Bischöfe, in neun Themenbereiche gegliedert, vorgestellt. So treten die Bischöfe Österreichs erneut für den Lebensschutz ein, kommentieren den historischen Ereignisse des "Mauerfalls" vor 20 Jahren, gehen auf den Klimawandel ein, kommentieren den Gesetzesentwurf über die "eingetragene Partnerschaft", betrachten die Diskussionen im Zusammenhang mit dem "Kreuz-Urteil" des Europäischen Gerichtshofs, bringen ihre Positionen in der Bildungsdiskussion ein, erinnern an die steuerliche Absetzbarkeit im Zusammenhang mit dem Kirchenbeitrag, ebenso bringen die Bischöfe das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Priesterjahr in Erinnerung und stellen eine Studie über die Arbeit der Pfarrgemeinderäte in Österreich vor. (pdf / kathpress)

"Woche des Lebens"

Die österreichischen Bischöfe fordern Maßnahmen zu einer effektiven Senkung der hohen Abtreibungszahlen in Österreich und appellieren an Politik und Gesellschaft, Schritte zu einem umfassenden Lebensschutz zu setzen. Die vielen Abtreibungen, die demografische Entwicklung in Österreich und das schwindende Bewusstsein für den Wert des ungeborenen Lebens seit der Einführung der Fristenregelung 1974 bereiteten "große Sorgen", heißt in einer Presseerklärung zum Abschluss der Herbstvollsammlung der Österreichischen Bischofskonferenz, die im Stift Michaelbeuern (Salzburg) stattfand.

Die Bischöfe fassten daher den Beschluss, dass die katholische Kirche in Österreich ab 2010 jeweils im Juni eine "Woche des Lebens" abhalten wird.

Mauerfall

In einer eigenen Erklärung zum Jubiläum "20 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs" halten Österreichs Bischöfe fest, dass Christen wesentlich an der politischen "Wende" von 1989 beteiligt waren. Es sei "faszinierend", dass die Botschaft des Evangeliums in zwei so unterschiedlichen Ländern wie Polen und Ostdeutschland "als Ferment gewirkt" habe, "um dramatische gesellschaftliche Veränderungen auszulösen".

Klimawandel

Mit "zunehmender Sorge" beobachten die Bischöfe auch die "dramatische Zuspitzung der weltweiten Klimakrise". Notwendig sei die Realisierung eines "sozial ausgewogenen und nachhaltigen" Post-Kyoto-Abkommens der UNO, heißt es in der Erklärung der Bischofskonferenz. Die Bischöfe begrüßen hierzu alle Initiativen von staatlicher Seite sowie von NGOs und unterstützen insbesondere die internationale Kampagne gegen Armut und für Klimagerechtigkeit "Klima fair bessern!", die u.a. eine ausreichende Finanzierung für Anpassungsmaßnahmen in den Entwicklungsländern fordert.

Eingetragene Partnerschaft

In einer zweiten familienrelevanten Erklärung der Bischöfe geht es um den Gesetzesentwurf über die "Eingetragene Partnerschaft". Die Bischöfe begrüßen, dass der Entwurf in seiner Substanz wesentlich weniger weitreichend als die in anderen Ländern erlassenen Gesetze sei und keine Gleichstellung homosexueller Beziehungen mit der Ehe intendiere. Dies sei "positiv zu bewerten".

Kreuz mit dem Kreuz

Mit Vehemenz weisen die Bischöfe das Kreuz-Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte zurück. Das Straßburger Urteil - auch wenn es auf Österreich keine rechtlichen Auswirkungen hat - gebe Anlass zu berechtigter Sorge. Der Gerichtshof bevorzuge in seinem Urteil "in doppelter Hinsicht zu Unrecht" bestimmte Aspekte der Religionsfreiheit, nämlich die individuelle gegenüber der kollektiven Seite der Religionsfreiheit sowie die negative gegenüber der positiven Dimension dieser Freiheit.

Bildung

Zur aktuellen Bildungsdebatte erinnert die Bischofskonferenz, dass sich die Kirche aus ihrer Tradition heraus immer für Bildungsthemen eingesetzt habe. Man verfolge daher auch die derzeitige Diskussion zur Bildungsreform "mit großem Interesse". Bildung sei mitentscheidend für die gesellschaftliche Teilhabe und den sozialen Zusammenhalt der zukünftigen Generationen. "Bildungschancen für möglichst alle Kinder sollen unabhängig vom sozialen Status der Eltern gesichert werden", heißt es in der Erklärung.

Kirchenbeitrag

Positiv vermerken die österreichischen Bischöfe die deutlich erhöhte steuerliche Absetzbarkeit des Kirchenbeitrags. Dass jetzt bis zu 200 Euro Kirchenbeitrag pro Jahr steuerlich absetzbar sind, sei ein Fortschritt. Damit werde auch anerkannt, dass aus den Mitteln des Kirchenbeitrags wertvolle Initiativen für das Zusammenleben der Menschen in Österreich ermöglicht werden, so die Presseerklärung. Es bleibe der Wunsch nach voller steuerlicher Absetzbarkeit des Kirchenbeitrags.

Jahr der Priester

Die Bischöfe verweisen in einer weiteren Erklärung auf das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene internationale "Jahr des Priesters". Bis zum 18. Juni 2010 solle die Weltkirche den Auftrag und die Sendung des Priesters in den Blick nehmen und alle Bemühungen um geistliche Berufungen stärken. Die Bischöfe danken in ihrer Erklärung "den vielen Priestern, die in großer Treue ihrer Berufung folgen". Das "Jahr des Priesters" solle durch zahlreiche Veranstaltungen in den Diözesen und Ordensgemeinschaften für Geistliche Anlass sein, "ihre Beziehung zu Christus und die Freude an ihrer Berufung durch Exerzitien zu vertiefen, theologischen Fragestellungen verstärkt Raum zu geben und die Gemeinschaft untereinander zu festigen".

Studie Pfarrgemeinderäte

Nicht zuletzt dankt die Bischofskonferenz den Pfarrgemeinderäten "für ihren Einsatz und ihre Sorge um den Glauben und das kirchliche Leben". Die Bischöfe verweisen auf eine von der Bischofskonferenz in Auftrag gegebene neuen Studie, an der sich 7.329 Pfarrgemeinderäte beteiligt haben. Die Studie zeige "eindrucksvoll", dass Pfarrgemeinderäte aus ihrer Glaubensüberzeugung heraus "einen wichtigen Beitrag zur Kultur des Zusammenlebens in der Gesellschaft" leisteten.

 

Dossier zur Herbstbischofskonferenz auf www.katholisch.at