Die Dezember-Caritasgespräche im Bildungshaus St. Arbogast standen unter dem Thema "Achtsamkeit"

Der Advent als eigentlich besinnliche Zeit wird nur allzu oft von Hektik und Betriebsamkeit überschattet. Die Caritasgespräche sollen hier ein Gegenpol sein. Das Thema "Achtsamkeit: wenn der Rand zur Mitte wird? ... der Ausgrenzung entgegen" sorgte dabei auch heuer wieder für einen voll besetzten Saal im Bildungshaus St. Arbogast. Kein Wunder - die Auswahl der Referenten war Garant für eine hochkarätige fachliche Diskussion. "Es gilt dabei Antworten zu finden, was wir persönlich und als Gesellschaft dafür tun können, um alle Menschen auf gleiche Augenhöhe zu bringen", erläuterte Caritasdirektor Peter Klinger.

Caritaspräsident Küberl steht für Sensibilisierung

"Als Caritas sind wir nicht nur verpflichtet, Menschen zur Seite zu stehen, die aus der Gesellschaft ausgegrenzt sind sondern auch den Rest der Bevölkerung für diese Themen zu sensibilisieren", betonte Caritas-Präsident Franz Küberl als erster Referent. "Als Menschen, die miteinander leben, sind wir auch füreinander verantwortlich." Am deutlichsten werde am Anfang und am Ende eines Lebens klar, dass kein Mensch alleine sein kann. Caritas-Präsident Küberl sprach auch die "Grantler-Mentalität" vieler ÖsterreicherInnen an:  "Ein Generaldrama in Österreich ist es, dass immer alle Opfer sein wollen."

Politologe Pelinka ortet "subjektive" Armut

Mit den verschiedenen Aspekten des Einflusses der Politik auf Achtsamkeit und Ausgrenzung beschäftigte sich der Politologe Univ.-Prof.Dr. Anton Pelinka in seinem Kurzvortrag: "Armut geht objektiv gesehen weltweit zurück. Subjektiv fühlen sich jedoch immer mehr Menschen von Armut bedroht." Während sich Länder wie China oder Indien weltweit immer stärker positionieren, sind seiner Meinung nach ärmere Menschen in reicheren Ländern - wie etwa Nordamerika oder Europa - die Verlierer der Globalisierung.

Univ.Prof. Münz sieht Verlierer in der Globalisierung

Ähnlich auch die Sichtweise von Univ.-Prof. Dr. Rainer Münz: "Wichtig ist zu sehen, dass die Globalisierung zwar einerseits Wohlstand schafft, gleichzeitig aber auch Verlierer produziert." Übrigens: Nur drei Prozent der Weltbevölkerung leben außerhalb ihres Geburtslandes. "Wenn man verschiedene Diskussionen verfolgt, hat man das Gefühl, dass es mindestens 20 Prozent sind", richtete er an die Anwesenden eine provokante Frage: "Jeder Österreicher ist ein bisschen stolz, was etwa Arnold Schwarzenegger oder Frank Stronach geschafft haben. Aber könnten Sie sich vorstellen, dass ein Kosovo-Albaner der nächste Landeshauptmann Vorarlbergs wird?".

Univ.Prof. Menschik-Bendele fand Gründe gesteigerter Aufmerksamkeit

Den psychologischen Aspekt des Themas durchleuchtete schließlich Univ.Prof. MMag. Dr. Jutta Menschik-Bendele in ihrem Referat: Wer klagt, bekomme mehr Aufmerksamkeit, als jene Menschen, die positiv gestimmt durchs Leben gehe. Dass viele Menschen permanent mehr Energie verbrauchen, als sie wieder auftanken, führe zu Krankheiten wie Burnouts. Dass Ausgrenzung in jeglicher Art schmerzhaft und verletzend ist - darüber waren sich Referenten und Publikum einig. Einen einheitlichen Nenner formulierte Caritas-Präsident Franz Küberl: "Jeder Mensch ist einmalig. Aber kein Mensch sollte alleine sein!"

Im Bild vlnr: Univ.-Prof.Dr. Anton Pelinka, Univ.Prof.MMag. Dr. Jutta Mewnschik-Bendele, Univ.-Prof. Dr. Rainer Münz, Caritas-Präsident Dr. Franz Küberl, Caritasdirektor Peter Klinger.