„Angesichts brutalster Gewalt nicht verstummt“ – so der Titel der interaktiven Ausstellung über das Leben von Georg Schelling, die am Freitag, 17. Jänner, eröffnet wird. Sie bildet den Abschluss der Carl Lampert Wochen 2019, die heuer unter dem Thema „Sprach(los)“ standen.

Auch wenn die Nationalsozialisten viele Menschen ihrer Stimme beraubten - Monsignore Georg Schelling, geboren 1906 in Buch, ließ sich nicht so leicht mundtot machen.
Im Gegenteil: Er erhob seine Stimme. Als Chefredakteur des Vorarlberger Volksblattes publizierte der Geistliche vor dem Anschluss Österreichs viele kritische Artikel gegen das NS-Regime in Deutschland. Deshalb wurde er am 31. Mai 1938 ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Bis 1945 überlebte er insgesamt 86 Monate Haft und Folter in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald. Selbst in dieser Zeit erhob er seine Stimme und setzte sich als Lagerdekan für seine Mithäftlinge ein.

Mutige Schwester sichtbar machen

„Georg Schelling war ein mutiger, bedeutender österreichischer Priester. Wir würdigen ihn nun mit einer Ausstellung, die die verschiedenen Bilder seines Lebens rekonstruiert“, erklärt Elisabeth Heidinger, Geschäftsführerin des Carl Lampert Forums. Vier verschiedene Rollen Schellings werden herausgegriffen: die des seelsorgerlichen Priesters, des mutigen  Chefredakteurs, des Lagerdekans und des Bruders. Luise Schelling, seine Schwester, wird dabei erstmals öffentlich sichtbar gemacht. Sie sandte Briefe und Lebensmittelpakete nach Dachau, organisierte Hilfsaktionen und übermittelte verschlüsselte Nachrichten an den Vorarlberger sowie Tiroler Klerus.

Menschsein und Versöhnendes

Jede der Stationen des Lebens von Georg Schelling vermittelt das Menschsein und das Versöhnende, das sich der Priester auch nach sieben Jahren KZ-Haft und angesichts brutalster Gewalt bewahrt hat. Die Ausstellung bietet interaktive Arbeitsmaterialien und weiterführende Informationen, die bei jeder Führung individuell angepasst werden können.

Positive Bilanz

Mit dieser Ausstellung gehen die Carl Lampert Wochen 2019 zu Ende. In 18 verschiedenen Veranstaltungen, vom 29. Oktober 2019 bis 17. Jänner 2020, wurde den Opfern, den Verfolgten, den Ermordeten, den (stillen) Held/innen eine Stimme gegeben. Über 2300 Besucher/innen wurden gezählt.

 

Ausstellung „Angesichts brutalster Gewalt nicht verstummt“

  • Eröffnung: Freitag, 17. Jänner, 18 Uhr
    Die Kuratoren werden Texte von Georg Schelling und Passagen aus ihrem soeben erschienenen Buch über den Priester vorlesen.
  • Ort der Ausstellung: Carl Lampert Archiv, Herrengasse 6, Feldkirch
  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag, 8.30 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, T 0676 83240 3115
  • Dauer der Ausstellung: bis 15. April
    Kurator/innen: Dr. Wolfgang Weber, Mag. Michael Fliri, Linus Weber, Elisabeth Heidinger
    Grafische Gestaltung: Martin Caldonazzi