In wenigen Stunden beginnt in der Dornbirner Martinskirche die Seligsprechungsfeier für den Vorarlberger Märtyrer Provikar Carl Lampert. Zeit, für die allerletzten Handgriffe.

Dornbirn (PDF) Pünktlich um 15.30, wenn alle Gäste ihre Plätze eingenommen haben, beginnt, worauf sich eine ganze Diözese seit Monaten vorbereitet hat – die Seligsprechungsfeier für Provikar Carl Lampert. 

 

Rückblick auf das Leben Carl Lamperts

Carl Lampert, der am 9. Jänner 1894 als siebtes und jüngstes Kinder der Landwirte Franz Xaver und Maria Rosina Lampert in Göfis (Vorarlberg) geboren wurde, hatte sich während der Zeit des Nationalsozialismus gegen die Übermacht dieses unmenschlichen Regimes gestellt. Wo Gauleiter und Partei Gewalt, Bespitzelung und Tod betrieben, setzte sich Carl Lampert für die Kirche und die Menschen in ihr ein. Er stellte sich vor den Vorarlberger Klerus, trat auf, wo Menschen verfolgt wurden, und zeigte auf, wo Unrecht geschah. Diese Haltung des Mutes und der Zivilcourage sowie seine absolute Verpflichtung gegenüber den Grundsätzen des christlichen Glaubens - die ihn nur im Sinne der Menschlichkeit handeln lassen konnte – sind Konstanten seiner Persönlichkeit, die gerade ihn zu einem sehr heutigen Beispiel und Vorbild werden lassen.

Provikar Carl Lampert war der ranghöchste Kleriker Österreichs, der während des Nationalsozialismus hingerichtet wurde. Carl Lamperts ununterbrochenes Auftreten gegen das Unrecht ließ ihn zur Zielscheibe der NS-Verfolgung werden. Ausschlaggebend war unter anderem, dass Carl Lampert beim Verfassen der Todesanzeige für Otto Neururer, Pfarrer der Tiroler Gemeinde in Götzens, auf der Nennung des Todesortes – Buchenwald - bestand. Dieses Signalwort als Hinweis auf das dortige Konzentrationslager genügte, um Carl Lamperts Leben von da an in Gefahr zu bringen. 

 

Glaubensstark bis zum Tod

Lampert wurde mehrfach inhaftiert, gefoltert und verhört, bis er schließlich vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt wurde. Gegen ihn aufgeführt wurden u. a. die Anklagepunkte der Spionage und der Feindbegünstigung. Carl Lampert wurde zudem vorgeworfen, sich für Zwangsarbeiter eingesetzt zu haben und sich über die Ermordung von Juden und Patienten einer Heilanstalt geäußert zu haben. Am 13. November 1944 wurde Carl Lampert – nachmittags um 16 Uhr – im Zuchthaus „Roter Ochsen“ in Halle/Saale durch das Fallbeil hingerichtet.

Gerade während der Zeit seiner Inhaftierung fand Carl Lampert zu einer inneren Glaubensstärke, die ihn an seinen Überzeugungen festhalten und sein Martyrium ertragen ließ.

 

Mehr als 60 Veranstaltungen - eine ganze Diözese im Einsatz

67 Jahre nach seinem Tod wird Carl Lampert nun im österreichischen Dornbirn, wo er seine ersten zwölf Kaplansjahre verbrachte, selig gesprochen.
Seine Seligsprechung ist für die noch relativ junge Diözese Feldkirch beiderlei: ein wahrer Kraftakt und Grund zur Freude.
Rund 100 diözesane Mitarbeiter werden während der Seligsprechungsfeier im Einsatz sein, vom technischen Aufbau bis zum Platzanweiser. Mehr als 60 Veranstaltungen wurden im Vorfeld der Seligsprechungsfeier organisiert. Thema war dabei neben verschiedenen Aspekten zu Person und Leben Carl Lamperts auch die Rolle, die Kirche und Gesellschaft während der Zeit des Nationalsozialismus gespielt hatten. Auch die Liturgie des Festgottesdienstes greift das Thema von Schuld und Versöhnung dezidiert auf. So wird der Feldkircher Diözesanbischof Dr. Elmar Fischer gemeinsam mit der Vorsitzenden des Pastoralrates, Gertraud Lässer, ein Friedensgebet sprechen und im Anschluss daran die Osterkerze vom Stacheldraht befreien, mit dem sie umwickelt ist. Ein Zeichen dafür, dass um Vergebung gebeten wird, wenn Kirche und Gesellschaft während des Terrors des NS-Regimes zu oft geschwiegen haben. 

 

Zelebranten

Hauptzelebrant ist der Delegat des Heiligen Vaters Kardinal Dr. Angelo Amato. Konzelebrant ist der österreichische Nuntius Dr. Peter Stephan Zurbriggen.
Die Predigt wird Innsbrucks Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer halten.

Musikalische Uraufführung mit Glockengeläut

Der Gottesdienst zur Seligsprechungsfeier hebt zunächst mit der Komposition „procession CL“ des Vorarlberger Komponisten Helmut Sonderegger an. Sonderegger hat für diese Uraufführung mit den Stimmungen der Glockengeläute Dornbirn St. Martins und Göfis’ gespielt. Carl Lampert, der in Göfis aufwuchs und in Dornbirn St. Martin Kaplan war, kannte beide Geläute und wird so in Sondereggers Komposition vergegenwärtigt.

Die „procession CL“ geht über in eine Schweigeminute zur Todesstunde Carl Lamperts um 16 Uhr, um mit dem Verklingen der letzten Glockenschläge St. Martins erneut anzuheben. Zu diesem Zeitpunkt erklingen alle Kirchenglocken des Landes im gedenken an Carl Lampert.  

 

Verlesung des Dekrets und Erhebung zur Ehre der Altäre

Nachdem Dr. Andrea Ambrosi, Prof. Dr. Richard Gohm und Pater Gaudentius Walser OFMCap, die Postulatoren des Seligsprechungsprozesses, einen Rückblick auf Leben, Schicksal, Seligsprechungsverfahren und Prüfung der Akten gegeben haben werden, bittet Diözesanbischof Dr. Elmar Fischer schließlich den Delegaten des Papstes, Kardinal Dr. Angelo Amato, um das Verlesen des Seligsprechungsdekrets.

Im Anschluss daran wird ein Porträt Carl Lamperts, das der Dornbirner Künstler Georg Vith gestaltet hat, im Kirchenraum aufgezogen, um zu verdeutlichen, dass Carl Lampert zur „Ehre der Altäre“ erhoben wird und er nun als Seliger verehrt werden kann. 

 

Großneffe trägt Brief Carl Lamperts

Annäherungen an Carl Lampert und seine christliche Lebenshaltung durchziehen auch den weiteren Ablauf des Gottesdienstes. So wurde vor dem Altar eine „Wolke von Zeugen“ errichtet, die Carl Lampert sinnbildlich in eine Reihe von mutigen Menschen einbetten soll.
Während der Gabenprozession, von Zitaten Carl Lamperts begleitet, werden persönliche Gegenstände des Seligen zur Wolke getragen – darunter auch das Altarkreuz, das sich Carl Lampert während seiner Gefangenschaft aus Draht geflochten hatte, seine Brusttasche und ein Originalbrief des Seligen, der von seinem Großneffen Herbert Vögel zur Wolke getragen wird.

 

Auszug aus der Gäsetliste

Insgesamt werden mehr als 30 Erzbischöfe, Bischöfe und Bischofsvertreter in Dornbirn St. Martin anwesend sein – darunter etwa der Erzbischof von Stettin und Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz Dr. Andrzej Dziega, der Salzburger Erzbischof Dr. Alois Kothgasser, Erzbischof Wolfgang Haas (Schellenberg), Bischof Markus Büchel (St. Gallen), Bischof Dr. Egon Kapellari (Graz) und Bischof DDr. Klaus Küng (St. Pölten) – sowie Vertreter aus Bildung,  Kultur und Politik wie Landeshauptmann DR. Herbert Sausgruber , der Tiroler Landtagspräsident DDr. Herwig van Staa (Tirol), Vertreter des Vorarlberger Landtages, des Nationalrates und des Bundesrates, zudem Eleonora Schönborn, ORF-Landesdirektor Dr. Wolfgang Burtscher, Dr. Franz-Xaver Brandmayr (Rektor der Santa Maria dell'Anima, Rom), Univ. Prof. Dr. Jòzef Niewiadomski (Innsbruck) und Univ. Prof. Dr. Roman Siebenrock (Innsbruck).

Großes Interesse machte "Verlängerung" der KIrche nötig

Das große Interesse an der Seligsprechung gemeinsam mit dem Wunsch der ausrichtenden Diözese, möglichst vielen Menschen das Mitfeiern der Seligsprechung und das Beispiel Carl Lamperts nahe zu bringen, machte es notwendig, den Kirchenraum zu vergrößern.

Die Dornbirner Martinskirche ist mit rund 900 Sitzplätzen die größte Kirche Vorarlbergs. Angesichts der rund 1800 Anmeldungen wurde der Kirchenraum durch ein transparentes Zelt (500 Sitzplätze) zum angrenzenden Marktplatz hin „verlängert“. Gemeinsam mit der Übertragung des Gottesdienstes in die Dornbirner Franziskanerkirche konnten so viele Sitzplatzkartenwünsche als möglich erfüllt werden. An beiden Orten, im Zelt und in der Franziskanerkirche, wird der Empfang der Kommunion möglich sein und das Bild des Seligen enthüllt werden.

Der große Einzug der Zelebranten und Bischöfe wird zudem vom Pfarrhaus durch das Zelt in die Martinskirche geführt werden. 

 

ORF-Übertragung weltweit zu sehen

Die Seligsprechung Carl Lamperts soll ein Fest für die gesamte Diözese Feldkirch sein. Die TV-Übertragung der Seligsprechungsfeier in ORF 2 (regional) und ORF III (bundesweit) hilft dabei, möglichst Vielen die Teilhabe an diesem Ereignis zu eröffnen. Weltweit ist die Seligsprechungsfeier übrigens über den ORF-Live-Stream (www.orf.online.at) zu sehen.