In den Archivalen des Monats erzählt das Archiv der Diözese kleine und große Geschichten des kirchlichen Lebens. Wie zum Beispiel jene des Pfarreres von Altenstadt, der 1780 eine Prozession abhielt, obwohl Kaiser Josef II. diese doch schon abgeschafft hatte. Die behördliche Rüge folgte der Prozession auf dem Fuße.

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Kaiser Josef II. schaffte viele Feiertage ab, um die wirtschaftliche Produktivität zu steigern und "Aberglauben abzuschaffen". Der Pfarrer von Altenstadt hielt sich nicht daran und wurde schwer gerügt.

Eine Prozession entrüstet die Behörden

Mit einem Schreiben der k. k. Kanzlei in Feldkirch wurde der Vorfall bei der "hohen Landesstelle" angezeigt: Der damalige Pfarrer von Altenstadt, Joel Anton Orsi von Reichenberg, Domkapitular von Chur, war ein Gegner der josefinischen Reformen und hatte am 18. August 1780 einen Feiertag mit Prozession gegen befürchtete Ernteausfälle angeordnet, abgehalten und hatte damit gelichzeitig einen schweren Verstoß gegen die neuen Gesetze begangen.
Die kaiserlich-königliche Kanzlei der Graf- und Herrschaft Feldkirch schrieb deshalb an Pfarrer Orsi von Reichenberg: "Wir können kaum glauben, daß der Herr Pfarrer auf den 18ten dieß [Monats] ein Feyertag verkündet, und zugleich alle Arbeit unter fünf Pfund Wachs Straf verbothen haben solle. Die Behörde lässt es für diesmal zwar durchgehen, warnt aber – bei Wiederholung - vor unangenehmen Folgen.

„Laster, welche insgeheim auf den Müßiggang und Wein entstehen“

Wirtschaftliche Unproduktivität und Müßiggang der Bevölkerung waren wesentlich Beweggründe zur Reduktion der Feiertage: "Wenn man zu dem Urheber der Natur das wahr Zutrauen nemmen will, so ist ja nicht nöthig daß man das Volk den ganzen Tag dem Müßiggang aussetzen, und die Zeit in den Würths- und Trinkhäusern zuzubringen Gelegenheit mache, und zu Sünd, und Laster, welche insgemein auf den Müßiggang und Wein entstehen, Thür, und Thor eröffnen."

Nochmalige Warnung und Schluss

„Wir versehen uns also, daß der Herr Pfarrer von allem Strafsbezug ablaßen, und für das künftige sich beßer begreifen, sonsten wären wir an hocher Gehörde die Anzeige zu machen und die etwa hieraus fließende unangenehmme Mittel zu ergreifen gemüßiget.“
Zu einer Wiederholungstat kam es dann übrigens nicht.

Archiv der Diözese Feldkirch
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