Zwei Beiträge beschäftigen sich morgen Abend mit brisanten Themen der Katholischen Kirche: „Zukunftsfähig? Die römische Kirche und die moderne Welt“ und „Homosexuell und dennoch Christ“.

Aus Anlass der aktuellen Krise der katholischen Kirche und des Rücktritts des oberösterreichischen Pfarrers Gerhard Maria Wagner von der Bischofsweihe ändert „kreuz und quer“ am Dienstag, dem 17. Februar, um 22.30 Uhr in ORF 2 sein Programm.  Eröffnet wird „kreuz und quer“ mit der Diskussion „Zukunftsfähig? Die römische Kirche und die moderne Welt“. Danach, um ca. 23.25 Uhr, folgt die Dokumentation „Homosexuell und dennoch Christ“ von Frederik Baker und Sandra Fasolt.

„Zukunftsfähig? Die römische Kirche und die moderne Welt“

Eine Studiodiskussion unter der Leitung von Michael Hofer

Gerhard Maria Wagner wird nicht Weihbischof von Linz. Ist damit die Kirchenkrise beendet? Keineswegs, meinen Experten. Die aktuellen Probleme der römisch-katholischen Kirche könnten Symptome einer tiefen Krise sein. Symptome einer Identitätskrise in einer pluralistischen Kultur und einer globalisierten Welt.  Wohin soll die Reise gehen? In Richtung traditionalistischer Selbstbewahrung mit der Gefahr des Sektierertums? Oder in Richtung Anpassung an die moderne Welt mit der Gefahr der Selbstpreisgabe durch Traditionsverlust? Wo steht die römisch-katholische Kirche in der Welt von heute - und: wie zukunftsfähig ist sie? Kirche auf der Pilgerschaft - ein halbes Jahrhundert nach dem II. Vatikanum.

Mit Michael Hofer diskutieren Wolfgang Beinert, Theologe, Regensburg, Michael Ebertz, Religionssoziologe, Freiburg. Adolf Holl, Theologe, Wien, Sr. Beatrix Mayrhofer SSND, Theologin, Wien, Hans Winkler, Journalist, Wien.

„Homosexuell und dennoch Christ“

Eine Dokumentation von Fredereik Baker und Sandra Fasolt

Homosexualität ist in den christlichen Kirchen ein umstrittenes Thema. Dass die römisch-katholische Kirche ein Problem im Umgang mit Homosexualität hat, wurde spätestens mit den Äußerungen von Gerhard Maria Wagner und des Vorarlberger Bischofs Elmar Fischer wieder deutlich. Laut Katechismus der Katholischen Kirche verstößt Homosexualität gegen das natürliche Gesetz. Homosexuelle Handlungen werden als schwere Sünde bezeichnet. Für die Evangelische Kirche H.B., die seit 1999 Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare vornimmt, ist die Liebe zweier Menschen zueinander entscheidend. In der Altkatholischen Kirche werden homosexuelle Männer und Frauen zum Priesteramt zugelassen und in der amerikanischen Episkopalkirche gibt es sogar Bischöfe, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennen.  Alle berufen sich auf die Bibel und die vielfältigen Möglichkeiten ihrer Auslegung.

Diese Dokumentation gibt Einblicke in unterschiedliche Lebensmodelle gläubiger homosexueller Christen und zeigt die widersprüchlichen Positionen christlicher Kirchenvertreter auf.

Der Wiener katholische Priester Johannes Wahala bekennt sich zu seiner Homosexualität. Weil er sein Priesteramt nicht ausüben darf, arbeitet er als Psychotherapeut. Die evangelische Pfarrgemeinde Hallein hat sich für einen schwulen Pfarrer entschieden. Peter Gabriel und sein Partner Peter Pröglhöf, Fachinspektor für evangelische Religion, leben im Pfarrhaus neben der Kirche, radeln auf dem Tandem durch die Stadt und erfreuen sich aufgrund ihres Engagements für die Gemeinde großer Beliebtheit. Mit Krabbelgottesdiensten für Kleinkinder setzen sie neue Akzente. Kerstin Söderblom, evangelische Theologin an der Universität Frankfurt, hat während ihrer Amtszeit als Pfarrerin in Frankfurt-Griesheim mit ihrer Partnerin ebenfalls im Pfarrhaus gewohnt. Mit dem lesbischen Paar, das sie im Rahmen eines Gottesdienstes segnete, steht sie immer noch in freundschaftlicher Verbindung. Ihr wissenschaftliches Spezialgebiet ist „Queer Theology“.

In den USA eskalierte ein Streit zwischen der Anglikanischen Weltkirche und der liberalen amerikanischen Episkopalkirche als der homosexuelle Priester Gene Robinson zum Bischof der Episkopal Diocese of New Hampshire gewählt wurde. Der Vater von zwei Kindern lebt seit der Scheidung von seiner Frau in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung. Um eine Kirchenspaltung zu vermeiden, sollen Homosexuelle künftig jedoch nicht mehr zu anglikanischen Bischöfen geweiht werden.

Der gebürtige Nigerianer Johannes Okoro wurde kürzlich zum Bischof der Altkatholiken Österreichs gewählt. Einst hielt er Homosexualität für abnormal, heute setzt er sich für die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben ein. Vor kurzem taufte er das Kind eines lesbischen Paares.

Michael Brinkschröder, schwuler katholischer Theologe an der Universität München, ist der Meinung, dass die Bibel von den Katholiken falsch interpretiert wird, und weist auf die lange Tradition der Homophobie in der Katholischen Kirche hin. Als eines der Beispiele nennt er die buchstäbliche Verteufelung der Homosexualität im Hochaltarbild der Münchner St. Michaelskirche. Das Gemälde „St. Michael im Kampf mit dem Teufel“ von Christoph Schwartz aus dem Jahr 1587 zeigt den Teufel als attraktiven Jüngling und St. Michael, der zu einem Tritt in die Genitalien des Teufels ansetzt.