Vilmante Gylyte ist europäische Freiwillige und arbeitet ein Jahr lang bei der Katholischen Jugend und Jungschar. Sie kommt aus Sakiai in Litauen und erzählt, wie sie traditionell in ihrer Heimat Weihnachten feiert.

Von Vilmante Gylyte

Der 24. Dezember ist ein besonderer Tag für mich. Ich bekomme am Morgen schon Geschenke, viele Glückwünsche und sms. Aber nicht wegen Weihnachten, sondern weil ich an diesem Tag Geburtstag habe. Meine Oma erzählt mir dann jedes Jahr die Geschichte meiner Geburt. Meine Mama war schon im Krankenhaus und mein Papa habe immer wieder angerufen, wie es denn um mich stehe. Bis halb Zwölf  in der Nacht haben alle gewartet, dann bin ich auf die Welt gekommen.

Am heiligen Abend machen wir Kuciukai, Kekse mit Mohnmilch. Fleisch gibt es traditionell keines. Wir Kinder decken den Tisch, wobei wichtig ist, dass immer mindestens 12 Gedecke auf dem Tisch sind, die Zahl der Apostel Jesu. Es können auch mehr sein, aber nie weniger. Vor dem Essen beten wir immer ein bisschen.

Plötzlich sagt meine Mutter dann, wie jedes Weihnachten: „Psst, ich glaube der Weihnachtsmann hat an die Tür geklopft. Er ist aber gleich wieder weg, weil er keine Zeit hat, zu uns reinzukommen. Lass und schauen, was er gebracht hat“  Meine kleine Schwester, die fünf Jahre alt ist, ist immer noch ganz fasziniert von diesem Ritual.

Am 25. Dezember gehen wir alle am Morgen gemeinsam in die Kirche. Wir nehmen das Auto, weil es in unserem kleinen Dorf keine eigene Kirche gibt. Zu Mittag kocht meine Oma das traditionelle litauische Gericht Kugelis, das aus Kartoffeln besteht.

Heuer bin ich zu Weihnachten in Österreich. Ich bin schon gespannt, wie das wird. Am liebsten würde ich Weihnachten im Kinderdorf oder in einem Kloster feiern. Oder ich gehe den ganzen Abend in einem verschneiten Wald spazieren, das würde mir sehr gefallen.