Tuberkulose ist für viele Menschen eine Krankheit, die verdrängt wird. Die es bei uns "nicht wirklich gibt". Dabei leiden rund 9.6 Millionen Menschen weltweit an dieser tödlichen Infektionskrankheit. Jährlich kommen rund 600.000 Neuerkrankungen dazu. Und wie das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich anlässlich des Welt-Tuberkulose-Tag informiert, stirbt alle 20 Sekunden ein Mensch an Tuberkulose.

Die gute Nachricht zuerst: Die Fallzahlen in Österreich sind vergleichbar gering. Dennoch ist und bleibt Tuberkulose (TB) eine weltweite Herausforderung, von der auch Europa betroffen ist. Österreich verfolgt zudem ein im europäischen Vergleich gutes TB-Monitoring. Die Migrationsbewegung des Jahres 2015 hat ersten Erhebungen zufolge zu keinem Anstieg der Fallzahlen geführt. Dennoch warnt Pfr. Mag. Edwin Matt, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums des Aussätzigen Hilfswerks Österreich eindringlich davor, Betroffene zu stigmatisieren.

Stigmatisierung fördert Resistenzbildung

Das aussätzig-machen sei ein von allen Armutskrankheiten bekannter Prozess. Die zu beobachtende Stigmatisierung von Zuwanderern lenke davon ab, dass eine grundsätzliche Systemkrise ursächlich für das bisherige Versagen bei der Überwindung der TB sei. Weil TB nur extrem immungeschwächte Personen und darum vor allem sehr arme Menschen träfe, habe die Pharmaindustrie keinerlei Aussicht, eingesetzte Investitionen durch Medikamentenverkauf wieder einzuspielen. Darum seien in den letzten Jahrzehnten so gut wie keine neuen Medikamente, Diagnosemethoden oder Impfungen gegen TB entwickelt worden. Diese würden aber dringend benötigt: Eines der größten Probleme bei der TB ist die Resistenzbildung gegen bekannte Antibiotika.

Doch was ist Tuberkulose?

Tuberkulose, früher auch als Schwindsucht oder Morbus Koch, oder einfach nur Tbc abgekürzt, ist die tödlichste Infektionskrankheit weltweit. Sie wird durch verschiedene Arten von Mykobakterien verursacht und befällt beim Menschen am häufigsten die Lungen. Wahrscheinlich ist weltweit etwa jeder dritte Mensch Tuberkulose-infiziert, trägt also den TB-Erreger im Körper. Dort können die Bakterien dann Jahrzehnte überdauern, ohne Schaden anzurichten, weil das körpereigene Immunsystem die Bakterien unter Kontrolle hält.

Ist das Immunsystem aber durch andere Einflüsse geschwächt, z.B. durch Unter- oder Mangelernährung oder schlechte Hygiene, hat die TB leichtes Spiel. Diese Faktoren spielen zumeist in armen Ländern bzw. bei armen Menschen eine Rolle, in reichen Ländern wie Österreich sind es Erkrankungen wie HIV/Aids oder Diabetes, die zum Ausbruch der TB führen. Symptome einer TB sind Kraftlosigkeit, Nachtschweiß, Gewichtsabnahme sowie andauernder Husten, auch mit blutigem Auswurf. Von vielen Patienten wird dies wie eine Erkältung wahrgenommen und daher zunächst vernachlässigt.

Stopp-TB-Partnerschaft

Die Stopp-TB-Partnerschaft fordert erstens eine bessere Früherkennung und Behandlung, zweitens mehr Geld für Forschung und drittens einen Politikwechsel hin zu nachhaltiger Entwicklung und sozialer Gerechtigkeit. Sie ist Bündnis von mehr als 1.300 internationalen Organisationen, die in über 100 Staaten zur Überwindung der TB arbeiten. Partner sind neben den staatlichen TB-Programmen auch Forschergruppen und zivilgesellschaftliche Organisationen wie das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich, das seit 2013 Teil der Partnerschaft ist.

„Es geht darum, dass alle in ihrem Bereich an der Überwindung der Tuberkulose mittun. Als katholische Kirche haben wir einen Heilungsauftrag: Wenn in unserer Welt alle 20 Sekunden ein Mensch an der Armutskrankheit Tuberkulose stirbt, so müssen wir diese Welt verändern", betont Pfarrer Edwin Matt.