Bei den Einführungstagen lernten rund 80 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diözese Feldkirch und der Caritas Vorarlberg nicht nur ihre eigene Organisation besser kennen, sondern auch die jeweils andere – immer auf der Suche nach den Steinen, die eine Kathedrale braucht.

Im Gespräch mit fremden Menschen fällt sie zeitig – kurz nach Begrüßung und Namensaustausch. Und Menschen, die für Caritas oder Diözese arbeiten, bringt sie mitunter ins Schwitzen. Was antworten auf die Frage „Und, wo schaffsch Du?“? „Diözese“ bringt kaum einer unfallfrei über die Lippen – und „Katholische Kirche“ lenkt die Unterhaltung zu schnell in Gelände, das mit Fug und Recht als vermint bezeichnet werden kann (Kirchenbeitrag, Missbrauch, sonntäglicher Gottesdienstbesuch…). Bei „Caritas“ wiederum denken viele Menschen entweder an Altkleidercontainer oder Flüchtlingshilfe – und haben ähnlich wenig Lust, sich weiter mit einem dieser „Gutmenschen“ zu beschäftigen.

Wer, wie, was?

Und man darf sich auch gerne an die eigene Nase fassen – oder könnten Sie aus dem Stegreif sagen, wie viele Menschen sich ehrenamtlich in Kirche oder Caritas einbringen, was genau der Arbeitskreis für Homosexuellenpastoral macht und was das Ziel der Lerncafés ist?

An zwei Tagen bekamen rund 80 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Caritas und Diözese einen Intensivkurs über Beschaffenheit, Arbeitsbereiche und Zweck dieser beiden Vorarlberger Schwesternorganisationen – frei nach dem Motto: Wer, wie,was – wieso, weshalb, warum?

Crashkurs für den Bischof

Auch er, erzählt Benno Elbs, habe einmal so eine Einführung bekommen. Als frischgebackener Bischof sei er in den Vatikan gefahren, um beim frischgebackenen Papst Franziskus einen „Baby-Bischofs-Crashkurs“ zu besuchen. Thema: Was will die Kirche in der Welt?

Und das sei, meint Elbs, eigentlich ganz einfach: Erstens gehe es Christen darum zu vermitteln, dass Gott mit jedem Menschen in jeder Situation verbunden ist. Und zweitens dürfe man dieses Evangelium „zur Not“ auch mit Worten verbreiten.

Dies seien die Leitplanken in der Arbeit von Diözese und Caritas – mal sehr offensiv in Neongrün, Neongelb oder Neonpink, mal eher subtil in Lindgrün, Cremeweiß oder Zartrosa.

Theorie und Praxis

In Workshops, Gesprächen und Diskussionen beim Kaffee in den Pausen allerdings schimmert diese Quintessenz immer wieder durch: Wenn Doris Müller im Mutter-Kind-Haus in Feldkirch von dem Unterstützungsnetzwerk berichtet, das man jungen Müttern und ihren Kindern dort bietet. Wenn Karoline Mätzler vom Caritas-Fachbereich Arbeit und Qualifizierung erzählt, wie und wie viele Menschen sie für den Arbeitsmarkt fit machen – und was das für den einzelnen bedeutet. Wenn Christine Vonblon und Michael Willam berichten, was das Team Ethik der Diözese in den Bereichen Ökologie, Wirtschaftsethik, Frauenrechte oder Interreligiösem Dialog leistet.

Wie das konkret aussehen kann, erfahren die neuen Kolleginnen und Kollegen in Diözese und Caritas bei den Stellenbesuchen am Nachmittag: Im Sortierwerk carlaTex zeigt Fachstellenleiter Engelbert Grabherr, wie und wo die gespendeten Kleidungsstücke recycelt werden, im Flüchtlingshaus Abraham in Feldkirch-Gisingen erläutert dessen Leiter Neven Trobonjaca, wie das Zusammenleben ohne Putzplan und „Regelpolizei“ funktioniert und warum die hauseigene Schreinerei so beliebt ist.

Mehr als schnöder return on invest...

Man müsse, meint Bischof Benno, sich immer wieder ins Bewusstsein rufen, dass wir alle an der „Kathedrale“ einer lebenswerten Gemeinschaft und Gesellschaft mitbauen, wenn wir die „Steine“ unserer jeweiligen Abteilung behauen. Und vielleicht ist das eine Antwort, die man denen geben kann, wenn sie fragen, was man eigentlich macht für Diözese oder Caritas: Daran zu arbeiten, diese Welt zu einem lebenswerten Ort für alle zu machen – und nicht nur für einen optimalen return on invest.