Der Baumeister der Diözese Feldkirch, Herbert Berchtold, erzählt in dieser Pastoralamtsaussendung über seine Arbeit, die Freude über gut gestaltete liturgische Räume und seine Liebe zu Rosen und Zen.

Interview: Wolfgang Ölz

Ein Leben für den Kirchenbau

Dipl. Ing. Herbert Berchtold (geb. 1957 in Feldkirch) studierte nach der HTL für Hochbau in Feldkirch an der Technischen Universität Wien Architektur mit dem Schwerpunkt Kunstgeschichte und Sakralbau. Sein Diplom machte er bei Prof. Mag. Anton Schweighofer mit einer Arbeit zum Thema „Kloster – Lebensweg + Bauform“. Kurzzeitig studierte er auch Kunstgeschichte an der Universität Wien. Nach zehnjähriger selbständiger Tätigkeit als Architekt im Wohn-, Sozial und Kulturbereich, begann er 1997 als Diözesanbaumeister der Diözese Feldkirch. Herbert Berchtold ist Mitglied der „Kommission für die liturgischen Orte im Sakralen Raum der Diözese Feldkirch". Liturgische Studientage und Weiterbildungen in der Denkmalpflege komplettierten die Ausbildung. Seine diözesanen Arbeitsschwerpunkte benennt Herbert Berchtold mit den Begriffen Liturgie-Kunst-Kirchenraum, Restaurierungen mittelalterlicher Wandoberflächen in Sakralräumen sowie Sakralgebäude und öffentlicher Raum.

Auf Baustellen herrscht ein rauher Ton

Das Bauaumt der Diözese Feldkirch hat zwei Tätigkeitsfelder: Zum Einen der Service für die Pfarren in Baufragen. Zum Anderen die Genehmigungsfunktion als kirchliches Amt. Während im ersten Bereich starke Nachfrage herrsche und dem Bauamt ein sehr positiver Ruf vorauseile, könne im zweiten Bereich mitunter analog zu einem antirömischen Affekt schon so etwas wie ein Anti-Feldkirch-Affekt festgestellt werden. Trotzdem sagt der Baumeister nicht ohne Stolz: „Wir sind die, die vor Ort sind.“ Oft sind die MitarbeiterInnen des Bauamts die, die überspitzt formuliert, verbalen „Prügel“ abbekommen, denn die emotionale Hemmschwelle gegenüber dem Bauaumt sei relativ niedrig. Da könne ein Bauherr mitunter schnell laut werden, allerdings habe das auch oft eine Art reinigende Wirkung und man könne danach - ohne nachtragend zu sein - wieder gut zusammenarbeiten. Am Bau ist der Umgangston eben eher rauh, das gilt auch für kirchliche Baustellen.

Das Klischee von der reichen Kirche

In den letzten Jahren ist die schnelle Urbanisierung in Vorarlberg zunehmend zu einem Problem geworden. Der Druck auf kirchliche Grundstücke und Immobilien hat zugenommen. Begehrlichkeiten auf Grundstücke der Kirche, auch der Wunsch nach öffentlicher Nutzung von kirchlichen Flächen oder Abstandnachsicht auf kirchliche Immobilien hat stark zugenommen. Gründe hiefür liegen in der Bevölkerungszunahme und der damit einhergehenden Wohnungsnot. Auch das vermehrte Verkehrsaufkommen stellt vor Probleme, die die nächsten Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, prägen werden.

Statt Ambo ein Rednerpult?

Ein Highlight unter den zahlreichen Bauprojekten des Amtes ist die Kirchen-Innen- und Außenrenovierung sowie das neue Pfarrheim in Lauterach, das im Herbst 2019 fertig gestellt werden soll. Der dortige Architekt DI Wolfgang Ritsch hat auch den Altar gestaltet. Große Projekte werden vermehrt auch an externe Architekten vergeben, ein Beispiel für die hausinterne Detailplanung ist das Kloster St. Peter in Bludenz. Insgesamt werden jährlich an die 60 Projekte umgesetzt, von denen 25 von der Planung bis zur Bauaufsicht vom Amt selbst gemacht werden. Jede/r MitarbeiterIn, von Karl Heinz Summer über DI Renata Hämmerle-Török bis hin zu DI Andrea Gökler-Schwarz, übernimmt ca. fünf  Projekte im Jahr. Das Bauamt konzentriert sich auf die Hauptthemen Renovierung und Restaurierung. Die Säkularisierung, auch bei den Architekten, werde augenscheinlich, wenn etwa bei einer Altarraumgestaltung nicht von einem Ambo, sondern von einem Rednerpult gesprochen wird. 

Liturgie in Freude feiern

Es ist eine Ausnahme, wenn Baumeister Herbert Berchtold - wie in Schoppernau - selbst einen Altar gestaltet. Die dortige Pfarrgemeinde hatte ihn auch aus finanziellen Überlegungen gebeten, Volksaltar, Ambo und Taufstein für den barocken Kirchenraum zu gestalten. Eine persönliche Herausforderung, die der gelernte Architekt und Kunsthistoriker Berchtold bravourös gelöst hat. Wichtig ist dem Baumeister immer, dass ein liturgischer Raum entsteht, der die liturgische Feier zu einem freudigen Ereignis für die gesamte Gemeinde werden lässt. Zuletzt konnte so ein hell strahlender Raum in Nenzing der Pfarre übergeben werden, aber auch der dunkel-mystische Raum des Domes habe für die Feier des Gottesdienstes oder das stille Gebet seine ganz eigenen Qualitäten. Starkes Interesse hat Herbert Berchtold auch für die Wandmalereien in Kirchen, sei es nun Fresko oder Secco. Ein besonderes Beispiel dafür ist die Feldkircher „Kapelle im Kehr“,  die auch in der Bevölkerung sehr beliebt ist. Bei den Roratemessen im Advent stehen die Leute bis auf den Kirchplatz. Dort galt es drei historische Ebenen, Spätmittelalter, Barock und 19. Jahrhundert, so zusammenzubringen, dass die kostbare Bausubstanz nicht „auseinanderrestauriert“ wurde.

Nachnutzung (noch) kein Thema

Die ca. 130 Pfarren in Vorarlberg verfügen je über eine Pfarrkirche. Insgesamt gibt es mit allen Kapellen ca. 600 liturgische Räume im Land. Da die Kirche selbst eigentlich immer weniger Räume benötigt, stellt sich die Frage nach der Nachnutzung, wie sie anderenorts schon viel virulenter geworden ist. Herbert Berchtold sieht hier allerdings noch keinen Druck von außen, weil die Gemeinden gerade in den Talschaften noch sehr stark mit ihren Kirchen verbunden seien. Die Menschen haben gerade zu ihren Ortsteilkapellen oft noch eine immense Verbundenheit. Jedenfalls gäbe es auch in den anderen großen Städten Vorarlbergs noch so einen starken kirchlichen Bezug, dass Fragen der Nachnutzung sicher noch mindestens zwei Generationen hintangestellt werden können.

Rosen und Zen

Selbst besucht der Baumeister abwechselnd in drei Feldkircher Kirchen, nämlich Altenstadt, Levis und im Dom, die Gottesdienste. In den letzten Jahren hat er für sich vor allem auch die Pfarre Feldkirch Levis entdeckt. Sowohl der breite Raum mit besonderer Lichtführung als auch die kleine familiäre Gemeinde haben es ihm angetan. Nicht als Hobby, sondern als etwas, das einfach zu seinem Leben gehört, nennt Herbert Berchtold seine sportliche Leidenschaft. Sei es nun der Bergsport in allen Varianten - von Klettern und Bergsteigen bis Schitouren bzw. Rennrad und Mountainbike, sie gehören zu seinen Lieblingsdisziplinen. Als Hobby würde er seine Liebe zum eigenen Garten bezeichnen. Keineswegs der Gemüseanbau, sondern seine Blumen und Stauden erfreuen ihn besonders. Seine Kenntnisse über Rosen konnte er bei seinen Aufenthalten zur Zen-Meditation im Lassallehaus in Zürich vertiefen, wo er bei den Jesuiten immer auch im Park mitgearbeitet habe. Einen Park gärtnerisch und landschaftsgestalterisch zu betreuen, Zierschnitte anzubringen ohne dabei auf ein Fruchtergebnis zu schielen, das wäre etwas, das ihm große Freude bereiten würde.