Gute Leitung ist eine Kunst. Das wissen nicht nur PädagogInnen und Firmenchefs. Das wissen wir alle, weil wir alle in irgendeiner Weise leiten oder geleitet werden. Die Leitung einer Pfarrgemeinde ist sicher so etwas wie ein ‚Meisterstück’, geht es hier doch um verschiedenste Menschen, um existentielle Fragen, um Heiligtümer unterschiedlichster Art. Da braucht es ein gutes Konzept, fähige Leute und natürlich eine große Portion ‚Heiligen Geist’.

Die Frage nach einer guten Leitung der Pfarrgemeinde war ein zentrales Thema im Pastoralgespräch. Aus dem zweijährigen Prozess ist ein Leitungskonzept erwachsen, das von Priester- und Pastoralrat und den Entscheidungsträgern auf der Diözesanebene getragen und gefördert wird. Mit der Wahl der neuen Pfarrgemeinderäte beginnt dieses Konzept nun Realität zu werden.

Ausgangspunkt der Überlegungen waren die Veränderungen, die heute jede Pfarrgemeinde erlebt. Einen Rahmen zu schaffen, der den beteiligten Menschen entspricht und in dem mit den Veränderungen konstruktiv umgegangen werden kann, das war der Anspruch an das Leitungskonzept. Dass sich dabei die Aufgaben und Strukturen selbst ändern, liegt auf der Hand, in welcher Form sie dies tun, sei im folgenden beschrieben.

Der Pfarrer als Seelsorger

Der Pfarrer soll das sein können, was jede Pfarre sich wünscht – Seelsorger. Seine organisatorischen Aufgaben sollen das nicht zudecken. Er steht durch sein Amt, sein Tun und die Art seines Tuns in besonderer Weise auch dafür, dass Leitung in der Kirche bedeutet, immer aufs Neue Gottes Wirken in den vielfältigen Lebensvollzügen der Gemeinde Raum zu geben.

Pfarrbeauftragte

„Eine zentrale Aufgabe besteht heute darin, den ehrenamtlich Engagierten in der Pfarre einen freundlichen und förderlichen Rahmen zu bieten“, ist Pastoralamtsleiter Walter Schmolly überzeugt. Ihnen muss die besondere Aufmerksamkeit der mit der Leitung Betrauten gehören. Denn mit ihnen lebt die Pfarrgemeinde – oder eben nicht. Aus diesem Grunde werden in jeder Pfarrgemeinde drei Menschen beauftragt, in besonderer Weise für die Ehrenamtlichen zu sorgen. Jede/r Beauftragte ist dabei für einen Bereich zuständig: Diakonie, Verkündigung, Liturgie. Diese Bereiche entsprechen den drei Grunddimensionen des kirchlichen Lebens.

Die Pfarrbeauftragten sind Ansprechperson sowohl innerhalb der Pfarre als auch seitens der Diözese. Sie sind in Kontakt mit den engagierten Menschen, schaffen freundliche Rahmenbedingungen und schauen, was die Menschen brauchen – an Vernetzung, Spirituellem, Weiterbildung etc. Hat die Pfarre drei Menschen für diese Aufgabe gefunden, werden diese vom Bischof offziell beauftragt. Seitens der Diözese werden sie für ihren Auftrag geschult und begleitet.

Pfarrgemeinderat

Der Pfarrgemeinderat ist jener Ort, an dem die „großen Fragen“ gestellt werden, die gerade in Zeiten der Veränderung neu gestellt werden müssen. Die Frage nach der Gemeindeentwicklung, den Zielen und Schwerpunkten, nach dem Tun und Lassen. Aber auch personelle Fragen wie die Nachbesetzung Hauptamtlicher oder die Suche nach den Pfarrbeauftragten werden hier entschieden. Zu diesem Gremium gehören amtliche (Hauptamtliche und die drei Beauftragten), gewählte und kooptierte Mitglieder.

Pastoralteam

Im Pastoralteam geschieht die Koordination aller Leitungsverantwortlichen. Hier finden sich Pfarrer, Hauptamtliche, geschäftsführende Vorsitzende von PGR und Pfarrkirchenrat (zuständig für Finanzielles) sowie die drei Pfarrbeauftragten. Die Aufgabe des Gremiums erschöpft sich aber nicht in Koordination und Organisation. „Das Pastoralteam soll vor allem auch ein Ort der Achtsamkeit sein für das, was sich am Ort tut und was das für die Pfarre bedeutet“, erklärt Pastoralamtsleiter Walter Schmolly die Vision, die dahinter steht. „Es ist die Haltung des barmherzigen Samariters, um die es hier geht: mit offenen Augen, Ohren und Herzen leben, sich anrühren lassen und darauf reagieren.“

Mit den PGR-Wahlen werden nun erste Weichen gestellt, damit das neue Leitungskonzept Fuß fassen kann. Jede Pfarrgemeinde hat dabei ihr eigenes Tempo. Nicht überall werden die Strukturen gleich umgesetzt werden. Aber erste Versuche werden gestartet. Sie sind mutige Schritte in die veränderte Zukunft, in die andere Zukunft.