Aktuell sind 43 Pastoralassistent/innen, 16 Männer und 27 Frauen, in der Diözese Feldkirch angestellt – und bald werden es zwei mehr sein: Die Pastoralpraktikantinnen Elisabeth Schubert und Sandra Mathis schließen am 28. Juni ihre zweijährige, berufsbegleitende Ausbildung am BPAÖ in St. Pölten ab und legen dadurch ihre Praktikantinnen-Kleider ab. Sie dürfen sich fortan Diplom-Pastoralassistentin nennen. Ein schöner Anlass, die beiden zu treffen und mit ihnen über den Beruf, dessen Freuden sowie Herausforderungen zu sprechen.

Sandra Mathis – 44 Jahre alt, Mutter von vier Kindern und mit ihrer Familie in Hohenems wohnend – arbeitet seit Herbst 2017 als Pastoralpraktikantin in einer 50-Prozent-Anstellung in der Pfarre Dornbirn-Rohrbach. Sie führt in das Besprechungszimmer dort, deutet auf die am Tisch stehende kleine Kerze und sagt: „Wenn es nicht stört, zünde ich sie an. Ich mag Kerzen so gerne“. Sandra Mathis wirkt herzlich, offen, vertrauenswürdig.

Zeitgleich mit ihrem Arbeitsbeginn in Rohrbach hat Sandra Mathis die Ausbildung zur Pastoralassistentin gestartet. Seither besuchte sie einmal pro Monat eine Woche lang in St. Pölten die BPAÖ, die „Berufsbegleitende Pastorale Ausbildung Österreich“.

Der Glaube spielte im Leben der gebürtigen Deutschen immer schon eine große Rolle. Sie kommt aus einer sehr lebendigen, engagierten Pfarre in Freiburg, in der sie sich in ihrer Kinder- und Jugendzeit stark eingebracht hat. Als 20-Jährige lernte sie die Gemeinschaft Emmanuel kennen. „Dadurch erhielt ich eine andere, sehr freudvolle und weite Perspektive“, erzählt sie.

Hoffnung und Freude weitergeben

Ihren Berufsweg aber startete sie in einem anderen Bereich, nämlich als Erzieherin und Kindergartenpädagogin. Es folgten zeitlich beschränkte Arbeitsprojekte für die Gemeinschaft Emmanuel sowie die Erzdiözese Wien – und schließlich ihr ganz persönliches Großprojekt: die Ehe mit Jürgen Mathis und ihre gemeinsamen vier Kinder. Als ihr jüngster Spross drei Jahre zählte, nahm sie wieder eine Arbeit im Kindergarten auf. Bald darauf begann sie parallel dazu, den Theologischen Fernkurs im Bildungshaus Batschuns zu besuchen; eine theologische Bildung wie der Theologische Fernkurs ist Voraussetzung dafür, die Ausbildung als Pastoralassistentin starten zu können. Sandra Mathis verspürte dann immer stärker einen Wunsch: Der Glaube gibt ihr eine tragende Hoffnung und Freude – und diese Hoffnung und Freude wollte sie weitergeben. Und schließlich kann sie so hauptberuflich das machen, was sie auch nebenberuflich getan hätte: sich in der Kirche engagieren. So nahm der Weg zur Pastoralassistentin Gestalt an.

Die theoretische Ausbildung in St. Pölten ist vielfältig: von Berufsethik und Spiritualität  über Katechetik, Medienarbeit und Pastoraltheologie bis hin zu Seniorenpastoral sowie der Gestaltung von Wortgottesfeiern. Im Lehrplan enthalten sind auch mehrere Projekte, die der/die Auszubildende in der Pfarre, in der er/sie arbeitet, entwickelt und durchführt. Sandra Mathis liegen Kinder und Familien sehr am Herzen, und so hat sie „Meet & Pray“ ins Leben gerufen. Dies ist ein Vormittag für Eltern von und mit Kindern von 0 bis 4 Jahren, der ein- bis zweimal im Monat stattfindet. Gebete mit Musik stehen dabei am Anfang und am Ende, dazwischen werden Dankgebete vorgetragen, Bibelstellen gelesen oder Fürbittgebete formuliert, bei denen jede und jeder seine/ihre Anliegen frei äußern kann. Die Kleinen spielen währenddessen auf einer Krabbeldecke. „Es soll ein Wohlfühlvormittag sein, bei dem man Zeit mit Gott und füreinander hat“, erklärt Sandra Mathis.

Dorthin, wo die Menschen sind

Ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit der Pastoralpraktikantin war bisher das „Sakrament vor der Kirchentüre“. „Da, wo die Menschen sind, sind wir hin gerufen. Auch wenn diese nicht aktiv auf uns zukommen“, sagt Sandra Mathis. Sie hat bereits zweimal ein Projekt im Kaplan Bonetti Haus durchgeführt und eine Dialoginitiative auf der Straße gestartet. Wie ist denn der Kontakt mit Menschen, die mit der Kirche nichts zu tun haben wollen? Die vierfache Mutter lacht und antwortet: „Das sind die besten Gespräche“. Sie finde es sehr spannend, was diese Menschen zu sagen hätten. Oft lasse sie sie erst einmal reden, und wenn sie möchten, auch schimpfen. Wenn es danach passe, könne man in den Austausch gehen.

Nun, da die Ausbildung zur Pastoralassistentin bald abgeschlossen ist, wird sich einiges im Berufsleben von Sandra Mathis ändern: Ab September arbeitet sie in der Pfarre Dornbirn-Haselstauden als Gemeindeleiterin. In dieser Position hat sie den Gesamtblick über die Pfarre und unterstützt verschiedene Gremien in leitender Funktion. Ihre Hauptaufgabe wird sein: die ehrenamtlich Mitarbeitenden zu unterstützen, die Pfarre und die Gläubigen zu stärken.

Das Schöne an diesem Beruf ist zugleich auch die Herausforderung für Sandra Mathis: „Ich liebe die Vielfalt der Arbeitsfelder und die Unterschiede der Menschen und Spiritualitäten. Pfarre und Kirche sollen aber immer Einheit in Vielfalt sein. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit den verschiedensten Menschen ein buntes, lebendiges Pfarrleben zu unterstützen und mitzugestalten. Immer im Blick auf Jesus, der Einheit schenkt.“

Begeisterung und Leidenschaft

Wenn Elisabeth Schubert, die in einer 75-Prozent-Anstellung als Pastoralpraktikantin bei der Katholischen Kirche Bregenz arbeitet, in Begeisterung gerät, springt sogleich ein Funke über und man wird von ihrer Leidenschaft angesteckt. Als die gebürtige Tirolerin etwa über die Unterschiede einer traditionellen Tiroler Dorfpfarre zu den Pfarren in Bregenz spricht – in der Dorfpfarre gebe es noch eine Volkskirche, wo sehr viele Leute hingehen, in Bregenz herrsche Weltoffenheit zu dem Preis, dass die Menschen nicht einfach so in die Kirche strömten – erklärt sie bestimmt und freudig: „Ich mag die Innovation, ich mag die Zukunft. Mich freut es unglaublich, dass sich etwas in der Kirche tut, dass sich Frauen nun zu Wort melden. Ich freue mich, dass etwas in Gang kommt, und ich finde es spannend, Teil des Systems zu sein.“

Gleichzeitig – so erzählt sie ein wenig später – seien genau die Innovation und das auch damit verbundene Fernbleiben vieler Menschen von der Kirche die größte Herausforderung bei ihrer Arbeit: „Da steht man Kopf und versucht so vieles, um die Menschen wieder in die Kirche zu bringen. Und manchmal kommen sie dennoch nicht. Das kann schon frustrierend sein.“ Es sei eine Herausforderung, von der Versorgerkirche von früher, zu der die Menschen automatisch pilgerten, wieder zu dem zu kommen, was Jesus wollte. „Das muss doch faszinieren, es hat all die Zeit funktioniert. Man muss Wege finden, um die Botschaft Jesu und sein Charisma unter die Menschen zu bringen“, sagt Elisabeth Schubert. Und wieder sind die Begeisterung und die Energie der sympathischen Frau zu spüren. 

Im Ehrenamt Berufung gefunden

Die 43-jährige Elisabeth Schubert wohnt in Hard, ist Mutter von zwei erwachsenen Kindern und hat bereits in mehreren Berufsfeldern – Vermessungstechnik, Musikversand, Therapie mit Kindern – gearbeitet. Im Jahr 2004 fing sie an, sich ehrenamtlich in ihrer Heimatpfarre in Breitenwang im Außerfern zu engagieren. Durch dieses Ehrenamt ist eine Art Berufung aufgetaucht, und sie wollte das, was sie bisher nebenbei getan hatte, zu ihrem Beruf machen. 2014 begann sie mit dem Theologischen Fernkurs, 2017 mit der BPAÖ in St. Pölten sowie ihrer Arbeit als Pastoralpraktikantin in Bregenz.

„Ich war immer schon ein sehr gläubiger Mensch, und deshalb ist es toll, dass ich so für Jesus unterwegs sein und in seiner Kirche mitarbeiten darf“, beschreibt sie das Schöne an ihrer Arbeit. Wenn man ehrenamtlich arbeite, habe man daneben einen anderen Job und das Hauptaugenmerk liege darauf sowie auf der Familie. „Jetzt, da dies mein Beruf ist, kann ich mich voll darauf konzentrieren und mache das nicht nur in der Freizeit. Das freut mich unglaublich“, sagt die zweifache Mutter.

Wenn sie mit Ende Juni ihre Praktikantinnen-Kleider abstreift und Pastoralassistentin ist, wird Elisabeth Schubert in der Pfarre Herz Jesu in Bregenz Aufgaben bei der Erstkommunion sowie der Kinderpastoral übernehmen und dort im Pfarrgemeinderat dabei sein. Die übrigen Arbeitsbereiche werden im Seelsorgeraum Bregenz verteilt sein und Vernetzung, Jugendarbeit, Liturgie sowie Dialogprojekte beinhalten.

„Ich möchte mithelfen, die Kirche in die Zukunft zu tragen“, erklärt Elisabeth Schubert. Das bedeutet auch, die Angebote, die früher funktioniert haben, auf eine Art und Weise zu adaptieren, die in die postmoderne Zeit mit ihrer Schnelllebigkeit passen. Aber: „Man darf diejenigen nicht übersehen, die das traditionelle Angebot wollen.“

Voller Freude starten

Für die Arbeit als Pastoralassistent/in braucht es laut Elisabeth Schubert folgendes: Organisationstalent, die Fähigkeit zur Vernetzung, Offenheit, ein Gespür, wie man mit den unterschiedlichsten Menschen umgeht und eine so gute Kommunikationsfähigkeit, dass man den Draht zu den Leuten findet.

Sie und Sandra Mathis dürften über diese Eigenschaften verfügen, die beiden wurden durch die Ausbildung befähigt, bekräftigt und gestärkt und dürfen nun voller Freude in ihre neues Berufsleben als Pastoralassistentinnen starten.

Ausbildungswege, um Pastoralassistent/in zu werden

Berufsbild von Pastoralassistent/innen