Editorial von Pastoralamtsleiter Martin Fenkart

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat in der „Zeit“  geschrieben, dass es im Fußball nichts nutzt, wunderbare Stadien zu besitzen, wenn Menschen keine Lust auf Fußball mehr verspüren. Wir haben keine tollen Stadien, aber herrlich renovierte Kirchen, wunderbare Pfarrsäle und meist motiviertes Fachpersonal, von dem andere Kirchen aufgrund ihrer bescheidenen finanziellen Mittel nur träumen können. Trotzdem müssen wir uns eingestehen, dass nicht mehr viele Menschen Lust auf Kirche haben und das selbst sonntags. Über eine halbe Million KatholikInnen und ProtestantInnen haben letztes Jahr in Deutschland ihre Glaubensgemeinschaften verlassen – so viele wie nie zuvor. Wer hat noch Lust auf Kirche oder Glauben?

Wir sind nicht erst durch Corona bei der Relevanzfrage von Kirche angekommen. Ein weiteres kleines Beispiel aus nächster Nähe dazu: Ein Wanderer bemerkt auf seinem Spaziergang durchs Ländle, dass das vertraute Holz-Wegkreuz verschwunden ist. Da, wo er bisher immer kurz stehen blieb, um inne zu halten, blickt er jetzt in die schöne Natur – halt ohne Kreuz.  Der Bauer erklärt ihm, dass das Kreuz verfault gewesen sei und dass es wahrscheinlich eh niemand merken werde, dass es jetzt nicht mehr da sei.

Auf die Frage, wozu man Christen überhaupt noch brauche, meint Bischof Wilmer: "Wir müssen den Menschen erklären, warum es sich lohnt, sich noch mit der Bibel, mit Jesus zu beschäftigen." Die Sommerkirche ist kein Versuch, die Institution zu retten. Das wäre vergebene Liebesmüh, ist nicht unser Grundauftrag und weiters eine Stolperfalle, über die wir täglich drüber müssen. Ich wünsche uns, dass es uns gelingt, im Sommer wie im Winter Augen, Ohr und Herz zu öffnen, für das, was Menschen suchen und im Innersten brauchen. Möge es uns gelingen, zur Freundschaft mit Jesus Christus einzuladen, die in allen Lebenslagen trägt. Kommen Sie lustvoll durch den Sommer!