Man soll ja nicht über ungelegte Eier gackern. Das tun wir deshalb auch nicht. Aber eines darf man schon sagen: Er ist schon fast fertig, der Stärkenkompass der Katholischen Kirche in Vorarlberg. Erste Zwischenergebnisse wurden erst kürzlich im Lochau präsentiert.

Gut eine Woche ist es jetzt her, dass man sich im Pfarrsaal in Lochau getroffen hat. Eingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter aus allen Bereichen von Kirche im Land, der kirchlichen Einrichtungen sowie leitende und führende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Diözesanleitung war natürlich auch dabei.

Gut ist manchmal sehr einfach

Schließlich ging es ja auch um etwas. Nämlich um eine erste Zusammenschau, eine Vorschau auf das, was am Ende die Ergebnisse des Stärkenkompasses sein werden. Und ohne zuviel zu verraten, das Gute ist manchmal ganz einfach. Vielleicht meistens sogar.

Das fängt schon damit an, dass das bisher in insgesamt 7 Workshoptagen und zwei mehrstündigen Gruppendiskussionen Gehobene bereits jetzt für ziemliche Klarheit sorgt. Natürlich wusste jede und jeder, dass es nicht dasselbe ist, in einer Pfarre oder einem der diözesanen Ämter zu arbeiten. Natürlich wusste man, dass Mitarbeitende der Telefonseelsorge oder die Bildunsghäuser ganz andere Menschen erreichen, als die Sonntagsmesse. Das liegt doch auf der Hand. "Ja", lautet die Antwort. Das liegt auf der Hand und jetzt auch auf dem Tisch.

Amt, Pfarre oder Institution?

Da gibt es Unterschiede zwischen den Aufgabenstellungen und den Herausforderungen. Ein Beispiel: Eine Aufgabe der "Ämter" der Diözese ist es, zu koordinieren, zu unterstützen oder auch innerhalb der verschiedenen Fachrichtungen zu vernetzen (Stichwort Kirchenmusik- und Chorszene). In wieder anderen Ämtern wie beispielsweise in der Finanzkammer machen die Mitarbeitenden einen "Job", den sonst niemand in der ganzen Diözese macht. Sie suchen Lösungen für Fragen des Kirchenbeitrags, sie koordinieren Versicherungsfragen, sie betreiben die Diözesandruckerei als Serviceeinrichtung, in der bis heute viele Pfarrblätter umgesetzt werden und und und. Weiter zum Schulamt und den Fragen des Religionsunterrichts, weiter zum Bauamt und den vielen Renovierungen, Sanierungen, Um- und Neubauten. Die Liste ließe sich noch ein ordentliches Weilchen fortsetzen.

Dass das grundverschieden ist zu dem, was Tag für Tag in den Pfarren geleistet wird, ist klar. Dort hat die Arbeit einen ganz anderen Fokus. Da geht es um die Mitglieder der Pfarrgemeinde. Da werden Gottesdienste ganz konkret umgesetzt, da wollen Ostern, Weihnachten, Pfingsten, die Firmung, die Erstkommunion, die Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen geplant, organisiert und angemessen gefeiert werden.

Ein Spagat, aber auch eine Chance

Und noch einen Schritt weiter und man ist bei den vielen kirchlichen Einrichtungen - von der großen Organisation einer Caritas über beratende Einrichtungen wie dem Ehe und Familienzentrum bis hin zu den alltäglichen Fragen im Betrieb eines Bildungshauses. Denn ja, neben Einkehr, Spiritualität und Kursprogramm ist so ein Bildungshaus eben auch ein Betrieb. Logischerweise werden hier wieder andere Menschen angesprochen als beispielsweise am Sonntag in den Pfarren. Kurz gefasst: die Einrichtungen der Kirche erreichen auch jene Kreise der Gesellschaft, die der Kirche unter Umständen ansonsten ferner stehen. Das ist ein Spagat, der immer wieder gemeistert werden will. Das ist aber natürlich auch eine Chance. 

Schon allein diese Klarheit, dass man es im Fall "der Kirche" mit drei Ebenen zu tun hat, die miteinander interagieren und doch auch sehr selbständig bleiben, kann künftig helfen, Arbeitsabläufe und Kommunikationswege zu verbessern.

Stärken, die einander antworten

Ja und das gilt so dann auch für die Stärken der einzelnen Ebenen. Auch die antworten im Endeffekt aufeinander. Während es für die Einrichtungen und Institutionen eine entscheidende Stärke sein kann, die Vorteile der größeren Gemeinschaft zu nutzen, wird es im Bereich der Pfarren sehr konkret. Hier steht beispielsweise die gute Erreichbarkeit der Ansprechpersonen in der Pfarre, das Pfarrblatt mit lokalem Charme oder die Feste und Feiern im Zentrum, die man mit den Orten, den Kirchen und Kapellen der Heimatgemeinde verbindet. Wieder anders sieht es für "die Diözese" aus. Hier sieht man seine Stärken vielleicht dann eher in der Erarbeitung von Weiterbildungsmöglichkeiten, im Aufgreifen gesamtgesellschaftlicher Fragen und Impulse oder im Vernetzen der vielen kirchlichen Aktivitäten.

Und wie geht es weiter?

Ja gut, jetzt weiß man das also alles und wie geht es denn jetzt weiter? Nun, die Phase der Workshops ist jetzt abgeschlossen. Jetzt geht es daran, die roten Fäden aus all dem Gehörten zu verdichten, daraus die Stärken der Katholischen Kirche in Vorarlberg herauszudestillieren und daraus Empfehlungen zu erarbeiten, was davon denn nun wie umgesetzt und angegangen werden könnte. Das wird seine Zeit dauern. Und es ist wohl jetzt schon klar, dass das große Kompass-Treffen Anfang Juli, bei dem allen, die sich an diesem Mammut-Projekt beteiligt haben die Früchte ihrer Arbeit präsentiert werden können, nicht das Ende, sondern wohl erst der Anfang der Arbeit vor Ort sein wird.