Verbindung trotz Distanz - das ist derzeit die große Herausforderung. Das Segens-Netzwerk ist ein möglicher Weg dorthin. Die Idee dazu stammt von der "Bewegung für eine bessere Welt“ und deren „NIP-Projekt“ (New image of parish), das weltweit tätig ist und an einem neuen Bild von Pfarrgemeinde arbeitet. Beim Betrachten des Bildes werden die Bedeutung seiner Elemente für unsere Gegenwart neu bewusst - ob Knoten, Verbindung oder Leerraum.

Pfr. Edwin Matt, Kleinwalsertal

Viele von uns kennen die Bilder, wie Menschen auf Balkonen oder von ihren Fenstern aus einander zuwinken, wie sie singen und/oder applaudieren. In Zeiten wie diesen, wo das soziale und persönliche Miteinander auf ein Minimum reduziert werden muss, braucht es andere Formen von Kontakt und Kontaktaufnahme. Oder wie Bischof Benno es sagt: es ist wichtig, von innen, vom Herzen her Nähe zu stiften. Ein Netz des Segens ist ein solcher Weg.

Wie geht das, am Netz des Segens zu knüpfen?

Im Grunde genommen ist das sehr einfach – dennoch sehr wirksam. Am Morgen beim Aufstehen oder während des Tages einmal stelle ich mich an das Fenster oder auf den Balkon und nehme meine Nachbarn/Nachbarinnen „ins Gebet“. Ich schicke einen guten und stärkenden Gedanken zu ihm/zu ihr - egal ob er/sie zur Kirche gehört oder nicht. Ich spreche ein einfaches Segensgebet (Gott segne meinen Nachbarn/meine Nachbarin.) Ich verbinde mich in Gedanken mit diesen Menschen und bin damit selber auch nicht mehr allein. Für alle Beteiligten ist es bestärkend, ermutigend und wertvoll, wenn wir uns in Gedanken oder im Gebet mit Menschen verbunden wissen.

Bilder lebendiger Pfarrgemeinde

Es gibt viele Bilder, wie wir uns Kirche und lebendige Pfarrgemeinde vorstellen können. Ein Bild, das für die Menschen um Jesus genauso verständlich war wie für viele heute, ist das Bild vom Netzwerk, vom Knüpfen am Netz. Die ersten Jünger Jesu waren von Beruf Fischer. Sie lebten davon, dass ihre Netze ganz sind und ordentlich geknüpft waren. In unserer Gesellschaft gilt es, Netzwerke zu knüpfen; nicht alles können/brauchen wir selber abdecken und leisten; es gilt, Kontakte zu knüpfen. „Networking“ (Netzwerken als Tunwort), gehört für viele zum täglichen Arbeiten selbstverständlich mit dazu.

Knotenpunkte, Verbindungen und Leerräume

Das Bild vom Netz, an dem unterschiedlichste Menschen knüpfen, sehe ich als lebendiges Bild für Kirche, für unsere Pfarrgemeinden, auch als Bild für unsere derzeitige Situation.
Wie bei einem Netz gibt es Knotenpunkte und die Verbindungen zwischen ihnen. Es gibt nicht nur einen Knoten, sondern viele, die alle in ihrer Unterschiedlichkeit wichtig sind. Die Knoten müssen halten. Sie tragen, sie schaffen die Verbindung, sie halten den Kontakt zum nächsten Knoten. Wir können diese Knoten mit Kirchen, Kapellen, Orten, in Verbindung bringen; wir können diese Knoten aber auch mit Personen benennen, die in unseren Pfarrgemeinden Dienste übernehmen, die andere segnen, die beim Gottesdienst mitfeiern, die interessiert mitmachen oder beobachten, die distanziert sind, sie alle und noch viele Menschen mehr sind Teil dieses Netzes. Jede/jeder ist an seinem oder ihrem Ort in aller Unterschiedlichkeit unerlässlich wichtig. Kirche verwirklicht sich im Bild des Netzes in den Knotenpunkten, in den Verbindungen und nicht zuletzt auch in den Leerräumen dazwischen. Kirche, Pfarrgemeinde ist wie ein tragendes Netz, das auffängt und Halt gibt und die Möglichkeit eröffnet, dieses Netz weiter zu knüpfen.

Das Dazwischen

Gerade in Zeiten wie diesen, die uns in so vielen Bereichen sehr herausfordert, erhält das Bild vom Netz und den Knoten insofern noch eine besondere Bedeutung, weil die Leerräume, das „Dazwischen“ so wichtig geworden ist. Es braucht den „gesunden“ Abstand und gleichzeitig die innere Verbindung zueinander.
Wenn viele von uns das tun, entsteht ein Netz des Segens, ein Netz der Aufmerksamkeit, ein Netz des Miteinanders. Ich lade herzlich ein, am Netz des Segens zu knüpfen.