Dass mit diesem Dreigestirn die Welt verbessert werden könnte, erklärte Cesare Zucconi, seines Zeichen Politologe, überzeugter Christ und Leiter der Gemeinschaft Sant’Egidio in Rom, die sich besonders für arme und obdachlose Menschen einsetzt.

 „Wohin geht das Christentum? Herausforderungen, Probleme und Chancen im 21. Jahrhundert“: Zu diesem spannenden Thema referierte Cesare Zucconi beim Diözesanforum. Auch er zitierte zu Beginn Jesaja 55, die Schriftstelle, die dem Forum als Leitstern dient, und folgerte daraus: „Wir alle sind hier, weil wir durstig sind. Der Herr lädt uns ein und ist in unserer Mitte.“ Es sei wichtig, zusammenzukommen, aufeinander zu hören, miteinander zu sprechen, über die Zeichen unserer Zeit nachzudenken und gemeinsam eine Zukunftsvision zu finden.

Wir brauchen Visionen

„Ein Christ braucht Visionen“, sagte Zucconi und erklärte auch gleich, wie diese zu finden sind: „Die Visionen gehen vom Wort Gottes und vom Gebet aus. Wir müssen den Blick von uns selbst wegheben und das Wort Gottes in den Mittelpunkt unseres persönlichen und gemeinschaftlichen Lebens stellen.“ In einer Welt, die nicht weiß, wohin sie gehe und in der viele Ichs eingeschüchtert um sich selbst kreisten, brauche es Christ/innen mit diesen Visionen.

Viele und starke Visionen hatten diejenigen Jugendlichen, die 1968 die Gemeinschaft Sant’Egidio gegründet hatten. Entstanden in einer Zeit des Wandels – Stichwort Studentenproteste in vielen Teilen der Welt – spürten die Jugendlichen, dass eine Veränderung der Strukturen oder der Politik alleine nicht genügte. Es fehlte etwas, das zum Herzen der Männer und Frauen sprach. „Das konnte nur das Evangelium und das Wort des Herrn sein“, so Zucconi, der dabei Olivier Clément, einen bekannten orthodoxen Theologen, zitierte: „Die einzigen kreativen Revolutionen der Geschichte entstanden durch die Veränderung des Herzens.“

Im Armen ist der Herr anwesend

Diesen Weg schlug die junge Gemeinschaft ein – ebenso wie denjenigen zu den Armen. In den Baracken an der Peripherie von Rom verstanden die Mitglieder, dass das Evangelium nicht fern von den Armen gelebt werden kann. Diese Menschen dürften aber nicht zu reinen Nutznießern der christlichen Dienste gemacht werden, sondern zu Freund/innen, Brüdern und Schwestern. Kurzum: Sie müssten Platz im Leben der Gemeinde bekommen. „Denn in diesen Armen, in ihrer Schwäche, ist der Herr anwesend“, sagte Zucconi und unterstrich seine Worte mit den bekannte Worten Jesu: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

Schließlich – Ende der 1980er Jahre – entdeckte die Gemeinschaft Sant’Egidio ein weiteres Bedürfnis: für den Frieden zu kämpfen. Denn, der Krieg ist teuflisch, wie bereits ein Papst im Mittelalter gesagt hatte. „Der Friede betrifft uns alle, liebe Freunde“, sprach Zucconi zu allen Anwesenden in Dornbirn und erinnerte an Papst Franziskus' Definition von Heiligkeit: Heiligkeit bedeute, Frieden im Umfeld zu säen. Für den Christen/die Christin heiße das: Menschen integrieren, hereinholen, sowohl im Konflikt als auch im Alltagsleben, sowohl im Dorf als auch in der Politik.

Die wahre Revolution

Die Kraft des Evangeliums, die Liebe zu den Armen und zum Frieden: In diesem dreifachen Dienst liege die Möglichkeit, die Welt besser zu machen, erklärte Zucconi. Wer auf diesen Wegen wandle, trage zum Wachstum von Mitleid, Zärtlichkeit und Freundschaft bei – Papst Franziskus hatte Mitleid und Zärtlichkeit 2014 übrigens als die wahre Revolution bezeichnet. Und mit diesem Dreigestirn ließen sich die Gespenster der Angst, der Feindschaft, der Gleichgültigkeit und des Hasses vertreiben, die die Herzen vieler Europäer gegangen nehmen.