Auf den ersten Blick ist das Fronleichnamsfest wohl keines, das der Mentalität der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger entsprungen sein dürfte. Wir sind eher zurückhaltend, wenn es heißt, Gefühle zu zeigen und für Glaubensüberzeugungen auf die Straße zu gehen. Und dennoch geschieht genau das zu Fronleichnam. Gedanken zum Fronleichnamsfest von Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs.

Auf den ersten Blick ist das Fronleichnamsfest wohl keines, das der Mentalität der Vorarlbergerinnen und Vorarlberger entsprungen sein dürfte.
Wir sind eher zurückhaltend, wenn es heißt, Gefühle zu zeigen und für Glaubensüberzeugungen auf die Straße zu gehen. Und dennoch geschieht genau das zu Fronleichnam.

So hat es begonnen

Schwester Juliana von Lüttich habe, so wird berichtet, beim Beten den Mond gesehen, der an einer Stelle verdunkelt gewesen sei. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond die Kirche bedeutet, der dunkle Fleck darin aber das Fehlen des Festes zum Heiligen Altar-Sakrament.

Auf Anregung von Schwester Juliane führte der Bischof von Lüttich dann in seiner Diözese 1226 das erste Fronleichnamsfest ein.

Eine Tradition

Aus diesen Anfängen entwickelte sich über die Jahrhunderte eine feste Tradition, in die die Menschen viel Fantasie und auch religiöses Gefühl investierten. Seine Beliebtheit verdankt das Fronleichnamsfest sicher auch den reich geschmückten Prozessionen, den wunderschönen Altären und Blumenteppichen, die im Freien aufgebaut werden. Fronleichnam wurde zu einem Fest des Herzens. Glaubensüberzeugung konnte festlich gefeiert und gezeigt werden. Unsichtbares wurde sichtbar gemacht. 

Und heute

Heinrich Spaemann sagt: „Was wir im Auge haben, das prägt uns. Dahinein werden wir verwandelt und wir kommen, wohin wir schauen.“

Der Blick auf das Brot des Lebens bei der Fronleichnamsprozession hat eine einfache und zugleich umwerfende Botschaft: „Gott ist uns nah.“

Und wenn wir auf das Geheimnis der Eucharistie – Christus - schauen, dann werden wir auch dahinein verwandelt, hinein in eine sensible Aufmerksamkeit für Gott und für den Menschen, der unsere Zuwendung, unsere Unterstützung und unsere Nähe braucht. Gott ist ein guter Begleiter auf den Wegen unseres Lebens.
Die leichten und die schweren Wege meines Lebens sind Gottes Heimat. Das ist die tiefe Botschaft der Fronleichnamsprozessionen in unseren Dörfern und Städten.

Mit Freude den Weg des Glaubens gehen

Ein Aspekt kommt noch hinzu. Viele Christinnen und Christen dieser Welt können nur davon träumen, ihren Glauben frei leben zu dürfen. Über 100 Millionen werden aufgrund ihrer religiösen Überzeugung verfolgt. Im Blick darauf hat die Fronleichnamsprozession auch etwas mit Mut zu tun. Mit dem Mut, sich zu Jesus Christus zu bekennen und sich entschieden einzusetzen für die Rechte der Menschen oder wie Carl Lampert sagte: „Dass Menschen wieder Menschen werden.“

Fronleichnam heißt, sich mit Mut einzusetzen, dass Werte, wie die Würde des Lebens, der Respekt voreinander und die Solidarität mit den Schwachen und Ausgegrenzten, Grundlagen einer lebenswerten Gesellschaft sind, und das nicht nur mit Worten, sondern indem wir gehen - in die Straßen und Wege unseres Landes.

Das Fronleichnamsfest ist ein Fest der Glaubensüberzeugung, dass Gott uns nahe ist. Besonders in der Heiligen Eucharistie. Es ist ein Fest der Freude über die Zusage Jesu am Ende des Matthäusevangeliums: „Seid gewiss, ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Dr. Benno Elbs

Diözesanadministrator