Die mediale Berichterstattung über die Vorkommnisse rund um die verschiedensten politischen Skandale und Fragestellungen bereiten vielen Menschen Sorge. Wohin führt uns als Gemeinschaft dieser Weg, fragt man sich. Die Gedanken zum Sonntag von Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs.

Der Text aus dem Markusevangelium, den wir am heutigen Sonntag in den Gottesdiensten hören, bewegt mich in diesem Zusammenhang sehr.

Nach dem Streit der Jünger um den ersten Platz sagt Jesus: „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Und Jesus stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen: Wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf.“

Zwei Beobachtungen, die wertvolle Anregungen für unser Zusammenleben geben können, möchte ich an dieser Stelle erwähnen.

Ein Kind in ihrer Mitte

Die Jünger streiten, wer der Größte von ihnen sei.  Auf dem Höhepunkt ihrer Größenfantasien stellt Jesus ein Kind in ihre Mitte. Ein Bild das wohl alle anrührt. Das Kind, das ich einmal war, ist immer noch in mir. Vielleicht ist es etwas vom Wichtigsten, bis zum letzten Moment meines Lebens diesem Kind, das ich einst war, treu zu bleiben, anstatt es zu unterdrücken um den Preis des Erwachsenseins.

Der französische Schriftsteller Georges Bernanos schreibt hierzu: „Das Herz der Welt schlägt noch immer. Dieses Herz ist die Kindheit.“

Ich sage nicht, wie es in einem Lied heißt: „Kinder an die Macht“, aber ich meine, wir sollten uns den kindlichen Blick bewahren, wenn Jesus sagt: Werdet wie die Kinder.

Der Blick in die Schöpfung

Wenn ein Zugvogel während des Fluges krank wird, verlassen zwei Vögel die Formation, um ihm zu helfen und ihn zu schützen. Sie bleiben so lange bei ihm, bis er wieder flugfähig ist oder stirbt.

Wenn Kälte und Stürme am Südpol selbst Menschen in Hightech-Kleidung nicht lange überleben lassen, dann stellen Pinguine sich dicht zusammen. Die Jungtiere und Weibchen stehen in der Mitte, wo es am wärmsten ist. Außen stellen sich die Männchen wie eine Wagenburg mit dem Gesicht nach innen auf. Da aber der mörderische Sturm von einer Seite tobt, dreht sich der äußere Kreis langsam, so dass jedes Tier einmal den Sturm voll ertragen muss, sich dann aber wieder im Windschatten erholen kann.

Hier – in der Schöpfung - sehen wir eine Solidarität, die wir bei uns Menschen mit unserer hohen Intelligenz vielleicht manchmal vermissen.

Im Blick auf die politische Lage in unserer Republik werden uns nicht Beschuldigungen, gegenseitiges mediales Austricksen und unbeschreibliche Gier weiterbringen.

Der Weg, der weiterführt und aus meiner Sicht mit Entschiedenheit zu wählen ist, ist der Weg des Evangeliums. Jesus fordert uns auf: Werdet wie die Kinder. Und an einem anderen Ort: Seht euch die Vögel des Himmels an.

Solidarität, Respekt, Achtsamkeit im Miteinander und die biblische Haltung des Dienens sind dringende Gebote der Stunde.



Dr. Benno Elbs

Diözesanadministrator