Manchmal höre ich diese eine Frage, die aus einem bedrückten Herzen kommt: „Was ist das für ein Gott, der so viel Leid zulässt?“ Wir sind sprachlos angesichts der vielen Katastrophen und fragen stumm, wo Gott in diesen Stunden ist.

Manchmal verdunkelt menschliches Leid unsere Seele. Was soll man auf den Blick der Eltern Tröstendes antworten, die ihr Kind zu Grabe tragen? Wie soll man ihnen von Gott erzählen? Welche Worte sind angebracht, wenn Krankheit einen uns lieben Menschen niederringt oder wir selbst nicht mehr an die Hoffnung glauben wollen? Wo ist dann Gott?

Der Karfreitag sagt uns, dass Jesus selbst in die tiefsten Abgründe des menschlichen Lebens mit uns hinuntersteigt. Gott geht alle unsere Wege mit, die Freuden-Wege und die Kreuz-Wege. Jesus kennt die Angst vor dem Scheitern, die Erfahrung, alleingelassen zu sein, die Gottverlassenheit, die am Kreuz in den verzweifelten Ausruf mündet: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!“  Mitten aber in diese Finsternis des Lebens stellt Christus die Liebe und mit dem Sieg des Lebens über den Tod fängt alles neu an.


Der Weg der Hoffnung

Hier beginnt der Weg der Hoffnung. Hier beginnt Ostern. Das Ostern des Lebens trotz des Todes. Das Ostern des Vertrauens trotz der Angst und das Ostern der Hoffnung trotz der Verzweiflung.

Eine Frau, die dieses Ostern Tag für Tag gelebt hat, ist für mich Franziska Jägerstätter – die Witwe des von den Nazis wegen Wehrdienstverweigerung hingerichteten Franz Jägerstätters. 70 Jahre hat sie ihren Mann überlebt, die kleinen Kinder großgezogen und sie hat vertraut darauf,  dass die Wege des Lebens, die Wege der Liebe stärker sind, als alle die Wege des Todes.

Oder ein anderes Bild von Ostern: Bischof Reinhold Stecher meinte einmal, dass die österliche Melodie viele Strophen hat. Vier möchte ich Ihnen heute noch etwas näher bringen.

Strophen der österlichen Melodie


Da ist die „Strophe der Trotzdem-Liebe“, wenn Gott die Liebe gegen das Chaos der Welt antreten lässt.

Unüberhörbar ist auch die „Strophe der Barmherzigkeit“. Es waren die Kranken, die Ausgestoßenen und die Schuldigen, denen sich Jesus zuwandte und nicht einmal die Hammerschläge der Kreuzigung konnten das ändern.

Da ist dann auch noch die „Strophe des Helfens“, der Solidarität und des gegenseitigen Respekts und dann ist da vor allem auch die „Strophe der Freude“. Die Freude an Gott ist unsere Kraft. Die Osterfreude darüber, dass das Vertrauen, die Verzweiflung zerbricht, und dass das Leben den Tod überdauert.

Ich möchte Ihnen allen von Herzen wünschen, dass Sie in ihrem persönlichen Leben und auch in diesen Ostertagen ganz besonders mit Ihrem Herzen in diese österliche Melodie einstimmen können: „Christus ist erstanden. Halleluja!“


Dr. Benno Elbs
Diözesanadministrator