Generalvikar Dr. Benno Elbs zur Enzyklika von Papst Benedikt XVI. "Caritas in veritate".

An diesem Wochenende sind Tausende Kinder mit ihren Zeugnissen nach Hause gekommen. Manche Eltern werden mit der einen oder anderen Leistung des Kindes nicht zufrieden gewesen sein. Zu groß ist inzwischen der Druck, mit schlechten Noten später eine passende Arbeitsstelle zu finden. Diese Tage sind auch geprägt vom G-8 Gipfel im italienischen Erdbebengebiet L'Aquila. Die 8 wichtigsten und mächtigsten Industrienationen widmen sich den aktuellen Problemen der Weltwirtschaft. In diesen Moment unseres Daseins stellt Papst Benedikt XVI. sein neues Rundschreiben "Caritas in veritate" - ein weiteres wichtiges Dokument in der Reihe der kirchlichen Sozialenzykliken, die zu wichtigen globalen Themen Stellung nehmen.

Liebe als Soziallehregrundsatz

Wer die gesamten 72 Seiten des Papstes aufmerksam liest, wird erkennen, wie berechtigt es ist, Themen  wie Globalisierung und Entwicklung unserer Erde mit Solidarität und Armutsbekämpfung zu verbinden. Papst Benedikt XVI. betont folgendes Anliegen ganz besonders: "Die Soziallehre der Kirche ist der Ansicht, dass wahrhaft menschliche Beziehungen in Freundschaft und Gemeinschaft, Solidarität und Gegenseitigkeit auch innerhalb der Wirtschaftstätigkeit (...) gelebt werden können. Der Bereich der Wirtschaft ist weder moralisch neutral noch von seinem Wesen her unmenschlich und antisozial. Er gehört zum Tun des Menschen und muss, gerade weil er menschlich ist, nach moralischen Gesichtspunkten strukturiert und institutionalisiert werden" (CV 36).

Liebe und Wahrheit

Wer politische Verantwortung trägt für diese Welt, ist der Wahrheit verpflichtet. Papst Benedikt XVI. schreibt, auch die Liebe sei der Wahrheit verpflichtet, denn "die Wahrheit befreit die Liebe von den Verengungen einer Emotionalisierung, die sie rationaler und sozialer Inhalte beraubt" und ihr deshalb "die menschliche und universelle Weite nimmt" (CV 3). Hier beschreibt der Papst eine wesentliche Vision: Wer Verantwortung für andere Menschen trägt, der muss wahrheitsverpflichtet aus der Liebe heraus handeln. Der politisch verantwortliche Mensch muss Realitäten erkennen und im Sinne der Nächstenliebe handeln. Bemerkenswert sind die Worte von Papst Benedikt XVI. besonders, da die "Großen Acht" im Erdbebengebiet in L'Aquila tagen. Dort, wo die Menschen nach dem großen Erdbeben noch immer in Zelten leben und eine Rückkehr in ihren alten Ort unwahrscheinlich wird. Daran ist zu denken an der Schwelle zur Sommerzeit: der nächste Winter kommt bestimmt. Jetzt gilt es zu handeln und aus der Liebe heraus das Notwendige unverzüglich in die Wege zu leiten.

Die globale Liebe

So sehr wir Verantwortung füreinander übernehmen müssen, so sehr sind wir gefordert, Sorge für unsere Erde zu tragen. "Der Gläubige erkennt", schreibt der Papst weiter, "in der Natur das wunderbare Werk des schöpferischen Eingreifens Gottes, das der Mensch verantwortlich gebrauchen darf" (CV 48). Besonders in der bevorstehenden Reisezeit sind die Grundsätze der Enzyklika von konkreter Bedeutung. Auch Länder in Entwicklungsregionen unserer Erde sind offen für Tourismus und somit den Risiken der Ausbeutung und des Missbrauchs ausgesetzt. Wenn wir reisen, sind wir umso mehr gefordert, den Menschen mit Respekt zu begegnen und sie zu behandeln, als wären wir selbst die Gastgeber.

Verantwortung unserer Liebe

Und nicht zuletzt: Papst Benedikt XVI. legt uns die "eine Menschheitsfamilie" ans Herz und betont: "Es gibt Platz für alle auf dieser unserer Erde: Auf ihr soll die ganze Menschheitsfamilie die notwendigen Ressourcen finden, um mit Hilfe der Natur selbst, dem Geschenk Gottes an seine Kinder, und mit dem Einsatz ihrer Arbeit und ihrer Erfindungsgabe würdig zu leben. Wir müssen jedoch auf die sehr ernste Verpflichtung hinweisen, die Erde den neuen Generationen in einem Zustand zu übergeben, so dass auch sie würdig auf ihr leben und sie weiter kultivieren können." (CV 50).

Denken wir zurück an den Ausgangsgedanken, das vielleicht schlechte Zeugnis eines Kindes, so kann eine Schulnote immer nur ein Auftrag an unsere Liebe zum Kind sein. Denn abseits der Wissensvermittlung an Schulen geht es um die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Man müsse sich darum bemühen, so Papst Benedikt XVI., "die verschiedenen Ebenen des menschlichen Wissens im Hinblick auf die Förderung einer wahren Entwicklung der Völker interagieren zu lassen" (CV 30).

In diesem Sinn wünsche ich den Schülerinnen und Schülern eine schöne Ferienzeit, uns wünsche ich einen guten und erholsamen Urlaub.

Dr Benno Elbs

 

 

 

 

Dr. Benno Elbs
Generalvikar

(Portrait Dr. Elbs: Christian Grass)