Die Textstellen der Heiligen Schrift, die an diesem und am letzten Sonntag der Kirche vorgelesen werden, werfen ein besonderes Licht auf diese Zeit der Ferien - die Gedanken zum Sonntag von Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs.


Das erschöpfte Selbst

„Ich habe keine Zeit“, das ist oft der Seufzer des modernen Menschen, der meint, dass alles von ihm abhänge. Irgendwie gleicht er einem Menschen, der im Wald arbeitet und seine Zeit sinnlos einsetzt, weil er mit einer stumpfen Axt die Bäume schlägt, da er keine Zeit findet, sie zu schärfen.
Wir kennen wohl alle auch diese Erfahrung der Müdigkeit, der Erschöpfung, der Leere.

Unterbrechung

In diese Situation hinein spricht Jesus ein bedeutsames Wort: „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus.“
Die Geschichte des geistlichen Lebens hat diese Erfahrung aufgegriffen. Sie kennt die Balance zwischen actio und contemplatio, zwischen Tätigkeit, Geschäftigkeit und Besinnung. Sie kennt die Balance zwischen ora et labora, zwischen Gebet und Arbeit.
Das Leben braucht beides. Alleinsein und Zusammensein. Bei-sich-selber-Sein und Beim-anderen-Sein. Wir müssen bereit werden, uns von Gott unterbrechen zu lassen, weil wir nur so in die tiefe Zufriedenheit des Lebens geführt werden.

Stille

Der Theologe Romano Guardini meint: „Immer sollte in uns die Stille sein, die nach der Ewigkeit hin offen steht und horcht.“ Die Stille zu atmen gehört zu den großen Kraftquellen menschlichen Lebens. Stille hilft, den Alltag zu sortieren, und macht uns achtsam für die Spuren Gottes in unserem Leben.
Vielleicht werden Sie jetzt denken, das sind schöne Worte, leicht dahergesagt.

Ja, diese Haltungen brauchen die Grunderfahrung der Gelassenheit. Sie können uns geschenkt werden, wenn wir auf die Texte der Heiligen Schrift des heutigen Sonntags (Joh 6,1-15) hören, wo Jesus den Menschen eine Ruhepause verschafft, wo er ihnen das gibt, was sie zum Leben brauchen: Brot und Aufmerksamkeit.
Die Grunderfahrung, dass Gott unser Leben trägt, wird uns diese Gelassenheit schenken, die letztendlich Voraussetzung ist für die Stille, für die Unterbrechung, für den Urlaub, für das, was unser Leben in Balance hält und der Seele Harmonie schenkt.

Ein irisches Segensgebet kann uns vielleicht ein paar nützliche Hinweise geben für diese Zeit, in der unser Urlaub Platz hat:

Nimm dir Zeit zum Denken –
es ist die Quelle der Kraft.
Nimm dir Zeit zum Lesen –
es ist der Brunnen der Weisheit.
Nimm dir Zeit zum Träumen –
es bringt dich den Sternen näher.
Nimm dir Zeit zum Lachen –
es ist die Musik der Seele.
Nimm dir Zeit, freundlich zu sein –
es ist der Weg zum Glück.


Und ich möchte hinzufügen:

Nimm Dir Zeit für Gott,
er schenkt Dir Gelassenheit, eine Quelle der Kraft.

Dr. Benno Elbs

Diözesanadministrator