Die Kirche ist in Bewegung, entwickelt sich. Genauso ist jeder Mensch, ob gläubig oder nicht, in Entwicklung. Wer nicht wachsen will, bleibt nicht jung, sondern klein. Ein Zwerg ist der, der zwar alt geworden, aber klein geblieben ist. So steht in der Priesterausbildung die Bereitschaft, zu wachsen, zu lernen, sich in eine gute Richtung entwickeln zu wollen, an wichtiger Stelle. Auch nach der Priesterweihe bleibt es ein Auftrag, sowohl im Glauben als auch in Grundkompetenzen des Menschseins und der Pastoral wachsen zu wollen.

Bild - Die Seminargemeinschaft in Innsbruck:
In der ersten Reihe v. l.: Tony Kenneth (Aushilfspriester in Innsbruck), Gabriel Steiner (Feldkirch), Christopher Illiparambil (Feldkirch), Joemon Varghese (Aushilfspriester im Pitztal), Sibu Stanley (Feldkirch), Christoph Konzett (Feldkirch), Nibi Palliparambil (Feldkirch). In der zweiten Reihe: Regens Roland Buemberger, Daniel Zucker (Feldkirch), Alberich Lai (Stift Schlierbach), Florian Sachsenhofer (Linz), Stephen Dsouza (Innsbruck), Hannes Dreml (Innsbruck), Daniel Palmanshofer (Feldkirch).

Die Kirche wurde von Jesus, den Aposteln und den Frauen im Apostelkreis nicht als starre Institution, sondern als Bewegung begonnen. So nannte man die ersten Christen die „Leute vom neuen Weg“ (Apg 9,2). Papst Franziskus betont immer wieder, wie wichtig es ist, bei den Menschen zu sein, unterwegs zu ihnen und mit ihnen, in Bewegung. In der Priesterausbildung bemühen wir uns, diese Haltung der Beweglichkeit einzuüben: ein pastorales Gespür für Menschen und Situationen entwickeln, sich aufmachen zu Menschen und auch theologisch, geistig und spirituell lernbereit, interessiert und beweglich zu bleiben ist ein wichtiger Inhalt der Ausbildung im Priesterseminar und auf der Theologischen Fakultät. Zu dieser Beweglichkeit gehören auch der Wille und die Fähigkeit zur Teamarbeit. Das Zweite Vatikanische Konzil betont: „Eine Erneuerung des Glaubens und die Zukunft von Berufungen sind nur möglich, wenn wir gut ausgebildete Priester haben.“

Pastorales Gespür sammeln
Heuer bewegten uns als Seminargemeinschaft zum Beispiel das Taizé-Jugendtreffen in Basel zum Jahreswechsel mit Tausenden Jugendlichen, die Einkehrtage mit den Priestern aus der Weltkirche im Canisianum zum Thema der Tugenden, das Österreichische Seminaristentreffen in Graz oder die  unterschiedlichen Weiheliturgien in Brixen, Linz und Innsbruck. In verschiedenen Praktika in den Bezugspfarren und in sozial-pastoralen Sommereinsätzen, die von der Mitarbeit beim Bestatter, beim Bahnhofs-Sozialdienst, beim Jungscharlager, der Ministrantenwallfahrt nach Rom oder in einem Waisenhaus in Äthiopien reichen, sammeln die Seminaristen dieses pastorale Gespür für die Nähe zum Menschen und zum Glauben.

Miteinander in die Zukunft
Rudolf Bischof, früher mein Regens in meiner Seminarzeit, schrieb in der Seminarzeitung „Der Auftrag“ im Jahr 2005: „Der wesentliche Wandel des Priesterbildes ist wohl der, dass der Priester diese Dienste nicht allein tut, sondern dass er mit seiner Gemeinde sich um diese Dienste für die Menschen müht. Der Priester ist nicht mehr das alleinige Subjekt des Handelns und die Gemeinde das alleinige Objekt, sondern Gemeinde mit dem Priester zusammen sind Handelnde. Im Miteinander dürfen sie die Nähe Gottes erfahren, dürfen sie die Zeichen der Sakramente feiern. Miteinander sind sie Kundschafter, die ins unbekannte Land der Zukunft gehen. Miteinander bemühen sie sich, die Botschaft Gottes für unsere Zeit zu deuten und zu entschlüsseln, miteinander versuchen sie das Dahinter zu sehen und hinter den Dingen mehr zu entdecken. Dieses Miteinander bereichert die Gemeinde und auch den priesterlichen Dienst.“

Danke für Spenden und Gebet 
Im Miteinander der Seminargemeinschaft werden die Priesteramtskandidaten ausgebildet für ein Miteinander in der Seelsorge. Derzeit studieren 12 Seminaristen hier im Priesterseminar Innsbruck, davon 7 für die Diözese Feldkirch. Danke für Ihre Spende, damit wir die Ausbildung mit Referenten, Exerzitien, Pfarrbesuchen etc. ermöglichen und finanziell schwächere Seminaristen in ihren Mietzahlungen unterstützen können. Und Vergelt’s Gott für Ihr Gebet für uns hier im Haus und um geistliche Berufungen!

Ihr Regens Roland Buemberger

(aus dem KirchenBlatt Nr. 26 vom 28. Juni 2018)