Die Predigt zur Osternacht von Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs

Liebe Schwestern und Brüder!

Vor nicht langer Zeit war ich mit Schülerinnen und Schülern einer Handelsakademie in Rom. Wir besuchten dort den sogenannten Circus Maximus, die größte Spielarena des Römischen Reiches, die damals fast 300.000 Menschen fasste. Der Circus Maximus war ein Ort unvorstellbaren Blutvergießens. Tausende Christen starben hier als Märtyrer. Was wir nach Vorarlberg mitgenommen haben, ist vor allem die „Aura“ dieses historischen Ortes. Was wir mitgenommen haben, ist der sehr sehr große Mut und die Hoffnung aller Menschen, die hier gestorben sind und für dieses Sterben der ersten Christen gab es nur ein Motiv: Ostern. Ostern ist das Motiv jeden christlichen Martyriums, jeden christlichen Einsatzes, jeden christlichen Weges.
Auch heute werden weltweit über 100 Millionen Christinnen und Christen wegen ihres Glaubens verfolgt.

Der Tod hat nicht das letzte Wort

Aber ich denke gleichzeitig auch an den Märtyrer Franz Jägerstätter, dessen Frau Franziska vor einer Woche in St. Radegund beerdigt wurde. Der Biograph erzählte mir, dass gemeinsam mit Franz Jägerstätter, der den Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigert hatte, 16 Männer enthauptet wurden, im Zweiminutentakt.
Woher hatten diese Menschen, die wussten, dass sie sterben würden, die Kraft für  diese Zivilcourage? Das Motiv heißt auch hier: Ostern.
Christen aller Tage sind gestärkt vom Gedanken, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, dass mit dem Karfreitag die Geschichte Jesu nicht aufhört.


Ostern heißt, die Ewigkeit leuchtet in mein Heute

Ostern heißt, die Ewigkeit leuchtet in mein Heute. Ostern heißt: Gott nimmt mich hinein in diesen Sog der Liebe, der nie vergeht. Wenn wir jetzt den doch langsam auch in unserer Gegend anbrechenden Frühling betrachten und die Schöpfung als ein Meditationsbuch Gottes sehen, dann dürfen wir diese bewegende Kraft bewundern. Wurzeln krallen sich in die Erde, Triebe wachsen dem Himmel entgegen. Die Dynamik des aufkeimenden Lebens ist stärker als der tiefste Winter, obwohl dieser Kampf heuer doch etwas lang gedauert hat und dauert. Wo Dürres, wo Kahles war, da tanzt in diesen Tagen das Leben.

Zuversicht

Das größere Wunder jedoch ist, dass das, was Gott angefangen hat, kein Ende nimmt. Die Zuversicht reißt einen neuen Horizont auf in unserem Leben und diese Zuversicht brauchen wir dringend, wenn soviele Menschen von Krise reden und auch Krisen durchleiden. Die Wirtschaftskrise, die Finanzkrise, die Umweltkrise, die Kirchenkrise, persönliche Krisen.

Viele Menschen erleben persönlich eine winterliche Zeit, in der Angst, in der Depression, in der Krankheit, in der Arbeitslosigkeit und Einsamkeit. Die Dichterin Rose Ausländer schreibt dazu einmal wunderschön und berührend:

„Wer könnte atmen ohne Hoffnung
dass auch in Zukunft Rosen sich öffnen
ein Liebeswort die Angst überlebt“


Die Geschichte der Christen zeigt, dass es hinter Christus, dem Auferstandenen, her blüht. In diesem Glauben haben unzählige Menschen eine Leuchtspur der Zuversicht und der Hoffnung durch die Geschichte getragen, weil sie merkten, dass auch in Zukunft Rosen sich öffnen und dass ein liebes Wort alle Angst überlebt. Dieses Bild dürfen wir heute Abend teilen und das ist mein Osterwunsch für uns. Unsere Herzen mögen sich im Blick auf den Auferstandenen mit Zuversicht und Hoffnung füllen. Wir dürfen heute miteinander singen:

Christ ist erstanden.
Von der Marter alle.
Des sollen wir alle froh sein.
Christ will unser Trost sein. Halleluja.

Hoffnung möge unser Herz erfüllen. Behutsam, vielleicht im Verborgenen,
aber mit Sicherheit.

Der Osterglaube möge Sie alle segnen.


Dr. Benno Elbs
Diözesanadministrator