Ein Spaziergang durch die Friedhöfe beeindruckt. Überall frisch geschmückte Gräber. Die Verstorbenen und die Lebenden sind für kurze Zeit zusammen am selben Ort. Doch da ist eine grausame Trennung und oftmals grenzenlose Ohnmacht. An diesem Ort läuft alles auf die Frage hinaus: Ist der Tod das Ende oder nicht?

Ist er das Ende, dann bekommt das Sterben den Charakter einer schrecklichen Vernichtung. Ist er nicht das Ende, dann bekommt das Sterben eine neue, Staunen erzeugende, Dimension. Letztendlich läuft es auf die Frage hinaus: Ist da Gott oder wartet das Nichts? Die Geheimnisse des Lebens und des Todes hängen zusammen mit dem Geheimnis Gottes. Zwei Gedanken dazu:

Lebendig begraben

Tief berührt war ich auf der Kirchenfachmesse Gloria von der Präsentation des Aussätzigenhilfswerks. Menschen, die an Aussatz leiden, deren Körper verstümmelt ist, deren Gliedmaßen abfallen und verfaulen, erleiden vor allem auch einen sozialen Tod. Keine Umarmungen aus Angst vor Ansteckung, kein freundlicher und liebender Blick, da der Anblick so hässlich scheint. Menschen, ausgegrenzt und vergessen.
Ein Bild, das sich auch in unseren Städten und Dörfern bisweilen zeigt, vielleicht sogar in nächster Umgebung. Lebendig begraben in Gleichgültigkeit, die wie Unkraut alles überwuchert. Und so nehmen wir dieses Bild als Auftrag mit: Geben wir acht, dass in unserer Umwelt kein Friedhof entsteht voller lebendig Begrabener. Nur eine Umarmung schon, ein aufmerksamer Blick, ein gutes Gespräch, führen hinaus aus dem sozialen Tod. Dieser Blick ins Leben öffnet den Blick über den physischen Tod hinaus:

Was unvergänglich ist

Du bist gegangen
die Zeit war reif
dein Werk getan
und dein Besuch bei uns
erfüllt
du bist gegangen

die Schatten
lässt du
hinter dir
und gehst den hellen Weg
nach Haus

(Almut Haneberg)

Der Tod und die Auferstehung Christi schenken uns Hoffnung auf die liebevolle letzte Geborgenheit. Am Ende des Lebens gehen wir den hellen Weg nach Hause.
Diese Hoffnung lässt uns bis zum letzten Atemzug Freude am Leben haben, sie lässt uns glücklich sein. Die tiefe Sehnsucht nach Leben heute und in den Tagen der Ewigkeit wächst, wenn wir uns dem wichtigsten Geheimnis unseres Glaubens anvertrauen, nämlich: Christus ist auferstanden, Christus schenkt Leben.

Ich wünsche Ihnen, dass wir in diesen Tagen durch Begegnung Leben schenken, den sozialen Tod nicht zulassen und dass das Vertrauen auf ein Zuhause bei Gott wachsen darf.

Dr. Benno Elbs
Generalvikar