Generalvikar Dr. Benno Elbs anlässlich Christi Himmelfahrt 2009.

Das Fest Christi Himmelfahrt hat zwei Seiten: Die Freude, dass das Leben, der Weg, den Jesus von Nazareth gegangen ist, bei Gott endet. Dieser Weg hat sich gelohnt. Es ist ein Weg, den auch wir gehen können. Der Sieg der Liebe über den Tod wird offensichtlich.

Aber in diesem Fest klingt noch ein anderer Ton mit, und der ist leiser. Das ist die Empfindung der Trauer darüber, dass Jesus geht. In der Himmelfahrtsgeschichte wird dieser Schmerz angedeutet: Und er wurde ihren Augen entzogen. Sie schauten in einen leeren Himmel.

"Euer Herz ist betrübt", sagt Jesus. "Aber ich sage Euch die Wahrheit: Es ist gut für Euch, dass ich gehe." Warum, so frage ich mich. In der Tat, die Jünger erkennen erst aus der Distanz, wer Jesus ist. Bis zuletzt haben sie Erwartungen in ihn gesetzt , die Jesus so nicht erfüllen wollte.

Sie hat etwas für sich, diese Kultur der Distanz und des Rückzugs in der Bibel. Dadurch sind die Menschen damals und wir heute gefordert, über unsere Berufung, unsere Aufgabe in der Welt nachzudenken. Gott entlässt den Menschen nicht aus seiner Verantwortung.

Die Kraft der Sehnsucht

Es fällt uns schwer, in dieser Spannung von Nähe und Distanz zu leben. Das Leben in Fülle, die Freude an Gott ist bereits angebrochen, aber noch nicht vollendet. Viele machen  den vergeblichen Versuch, den "Himmel auf Erden" zu suchen. Das macht das Leben anstrengend: Die Jagd nach möglichst leidfreiem Maximalglück in möglichst kurzer Zeit ist ein Motto heutiger Erlebniskultur.

Die Sehnsucht ist es jedoch, die menschliches Leben in Bewegung hält und immer wieder an Oasen des Sinns, des Lebens in Fülle und der Freude führt. Das Wesen der Sehnsucht ist es aber auch, dass sie auf der Suche ist nach dem, was da und zugleich auch abwesend ist. Die Sehnsucht hält den Himmel offen.

Kraftvoll in der Welt

Kraftvoll in der Welt zu sein ist der Auftrag Jesu. "Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut!", schreibt der Münchner Karl Valentin. Wir finden in diesen Worten jenen Teil unseres Lebens, in dem wir bestärkt werden, ja nicht aufzufallen und schön angepasst zu sein. Diese einengend-angstvolle Blockierung der eigenen Lebendigkeit durchbricht Jesus mit seiner befreienden Zumutung: "Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium!"

Das ist die Einladung des heutigen Tages: Vergiss nicht den "Blick nach oben"; er führt Dich zu leidenschaftlichem Engagement für die Menschen. Christus ist das "JA" Gottes zur Welt und zum Menschen.