Gedanken zu Pfingsten von Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs

Groß war die Hoffnung der Menschen zur Zeit Jesu. Darin unterscheiden wir uns auch 2000 Jahre später nicht. Die Menschen sehnen sich auch heute nach Gerechtigkeit, nach Frieden, nach neuen Perspektiven in schwierigen Lebenssituationen. Sie sehnen sich nach Sinn. In Jesus begegnete ihnen ein Hoffnungs-Träger. Er war bei ihnen und an ihrer Seite. Doch diesem Aufbruch wurde ein jähes Ende gesetzt. Jesus starb am Kreuz. Seine Freunde zogen sich verängstigt in ihre Häuser zurück. Man hat den Eindruck, dass der Geist der Zerstörung, der Geist des Hasses ein weiteres Mal gesiegt hat.

Solche Erfahrungen machen wir auch heute. Vorsichtiger Aufbruch wird manchmal zerstört und bekommt keine Chance.

Wo aus Angst Mut erwächst
In diesem Zusammenhang gibt es die Versuchung zur Mutlosigkeit. Gier und Gewinnsucht zerstören die Erde. Der arabische Frühling droht zu einem arabischen Winter zu werden – besonders für die Christinnen und Christen in dieser Region. Menschen leben auf Kosten anderer.

Doch der Geist Gottes kennt auch heute eine großartige Dynamik. Es war schon so zur Zeit Jesu. Aus verängstigten Menschen werden solche, die sich einsetzen für die Ausgegrenzten, für die Liebe, für Gerechtigkeit und das nicht nur mit Worten, sondern mit ihrem ganzen Leben.

Früchte des Geistes
Den Geist Gottes können wir nicht messen mit physikalischen Methoden, aber seine Wirkungen sind erkennbar. Sie setzen sich durch und ich bin überzeugt, dass das Gute siegt. Der Geist Gottes ist dort, wo Menschen leben wie der barmherzige Samariter, wo sie anderen die Menschenfreundlichkeit Gottes sichtbar machen.

Unsere Geschichte mit Gott
Dort, wo Menschen anderen zuhören, ihre Lebensgeschichten ernst nehmen und entdecken, dass in jedem Leben auch die Geschichte mit Gott enthalten ist.

Dort, wo Menschen mit anderen teilen, wo diejenigen, denen das Nötigste zum Leben fehlt, nicht leer ausgehen. Dort, wo Menschen andere besuchen, viele Einsame oder wie die Soziologie sagt, die modernen Fortschrittsverlierer. Jene mit Burnout, die die Geschwindigkeit und den Druck des täglichen Lebens nicht mehr aushalten. Dort, wo Menschen für andere beten und sie so hineinnehmen in die große Zuwendung Gottes.

Mit Pfingsten aufbrechen
Dort überall ist Pfingsten, weil sich der Geist Gottes durchsetzt. Im Gallaterbrief heißt es: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ (Gal 5, 22 – 23). Ich wünsche uns allen, dass in den Tagen um Pfingsten der Geist Gottes in diesem Sinn unsere Herzen berührt und sich, um es mit dem Dichter zu sagen, das Angesicht der Erde erneuert – auch hier bei uns in Vorarlberg.

Benno Elbs
Diözesanadministrator