Ostern ist ein herausforderndes Fest. Jesus stirbt am Kreuz. Kurz zuvor hatte man den König unter lautem Jubel begrüßt. Doch die Geschichte Gottes mit den Menschen endet nicht am Kreuz. Hier nimmt sie einen starken Wendepunkt.

„6.000.000. Und keiner sprach das Totengebet“. Dieser Satz bei der jüdischen Synagoge in München hat mich zutiefst erschüttert. Sogar die letzte Würde wurde den 6 Millionen in den Konzentrationslagern getöteten Juden verweigert. Nicht einmal im Tod wurde die Würde gegeben. Warum? Warum treten die Menschen einander mit Füßen? Warum? Das ist der Schrei durch die Jahrtausende. Bis heute. In Syrien, in Nigeria, an vielen Orten unserer Erde. - Karfreitage. 

Mitten in die Dunkelheit eines jeden Karfreitags fällt das Licht des Ostermorgens. „Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden“, tritt der Engel den Frauen am Grab entgegen (Mk. 16,6 – 7).
Das Leben erhebt sich über den Tod und das Grab ist leer.

Jesus gibt uns nicht auf

Gott ist in Christus ganz Mensch geworden. Unsere Probleme sind ihm nicht fremd. Er weiß, wie einsam man ihm Getöse der Welt sein kann. Er ist bei uns, wenn wir nicht mehr sehen wie es weitergehen soll, wenn die Kündigung auf dem Tisch liegt, wenn wir nicht mehr von der Zukunft zu träumen wagen. Jesus ist da. Er ist einsam wie wir. Er ist allein am Ölberg und seine Jünger schlafen.

Ja, Jesus gibt uns nicht auf und kämpft um uns. Er wird verleumdet, verurteilt, trägt sein Kreuz. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mk. 15,34), ruft er in seiner tiefsten Verzweiflung aus.
Gerade dadurch ist Gott uns nahe, weil er selbst die Angst des Kreuzes kennt. An so vielen Sterbebetten habe ich diese Verbundenheit mit Gott gespürt. Dann, wenn Verzweiflung und Einsamkeit still werden.

Hoffnung ist gesät an diesem Ostertag

Jetzt ist das Grab leer. Der, der gestorben ist, lebt und will dass wir leben. Es braucht Kraft, an das Trotzdem des Lebens zu glauben, trotz der Verzweiflung, trotz der Angst, trotz des Todes. Es ist dieses Trotzdem, in dem das Geheimnis der Osternacht verborgen ist. „Hätte ich nicht eine innere Kraft, so möchte man verzweifeln“, schreibt der selige Carl Lampert aus seiner Gefängniszelle. Ein Satz, der von unglaublichem Gottvertrauen berichtet. Ein Satz, der vom großen Trotzdem erzählt.
Wir glauben an das Leben, trotz der Angst des Todes. Wir glauben an das große Trotzdem der Auferstehung, das die Geschichte Gottes mit uns erst beginnen lässt. Hoffnung ist gesät an diesem Ostertag.

Ich wünsche Ihnen und uns allen ein gesegnetes Osterfest und das Wissen, dass das bedingungslose Trotzdem der Liebe Gottes uns immer nahe ist – jeden Tag. Christus ist wahrhaft auferstanden. Halleluja.


Dr. Benno Elbs
Diözesanadministrator