Der Film «Die Hütte – ein Wochenende mit Gott» läuft im Cinema 2000 in Dornbirn

Klaus Feurstein

Zunächst einmal passieren da die heftigsten Dinge. Ein Vater schlägt seine Frau und misshandelt seinen Sohn, der ihn daraufhin vergiftet. Dieses Kind wird erwachsen und gründet eine Familie, deren Mitglieder miteinander recht glücklich als gläubige, vorbildlich praktizierende Christen leben. Dann aber wird auf einem Wochenendtrip die kleine Tochter entführt, während der Vater gerade den älteren Sohn vor dem Ertrinken rettet. Heftig! Sie ist vermutlich von einem Geistesgestörten in einer Hütte im Wald ermordet worden. Das ist aber nur das Vorspiel zur eigentlichen Geschichte. Der in seiner Trauer und ohnmächtigen Wut gefangene Familienvater wird nämlich eines Tages mittels eines Briefes von Gott (den seine Frau liebevoll mit Papa anspricht) in besagte Hütte eingeladen.

Wettlauf übers Wasser

Trotz massiver Zweifel, wer wirklich hinter der Einladung steht, fährt er hin. Nach zwei Selbstmordversuchen (immer noch heftig!) kommt es zur Begegnung der besonderen Art, die das Zentrum des Films ausmacht. Aus der Bruchbude ist plötzlich ein schmuckes Häuschen geworden und die winterliche Umgebung hat sich in ein blühendes Paradies verwandelt (so extrem hat sich wohl kaum je ein Film aus der Kitschkiste bedient). Und dann kommt Gott - als Dreifaltigkeit: Gottvater als ältere afrikanische Mummy, Jesus als fescher Araber und der Heilige Geist als junge Asiatin (mit dem passenden Namen «Wind»). Neben der Geschmacksverirrung in Bezug auf die Kulisse und missglückten Gags wie das Wettlaufen übers Wasser ist diese Idee als durchaus originell einzustufen (wenngleich die Trinität in der internen Aufgabenverteilung wiederum dem traditionellen Rollenbild entspricht - die Gottvater-Mutti kocht ein kulinarisches Abendessen und macht das Frühstück und der Sohn bastelt in der Schreinerwerkstatt).

Kitsch as kitsch can be

Der gebeutelte Menschenvater wird dann in ein langes Gespräch mit Gott verwickelt, in dem er diesen - wie Hiob im Ersten Testament - anklagt, weil er (oder sie) den grausamen Mord an seinem Kind zugelassen hat. Wiederum im Gegensatz zum entsetzlich kitschigen Setting kann man einem Großteil dieses Dialogs doch einige Tiefe und zumindest populär-theologische Substanz attestieren. Mittels einiger bedenkenswerten Gedankenketten wird hier das Theodizee-Thema abgehandelt und anschaulich gezeigt, dass Gott unendliche, verzeihende Liebe ist. Aber auch die Grenzen eines so anthropomorphen Gottesbildes werden hier sichtbar: Wenn die Dreifaltigkeit mehrmals betont, dass sie bestimmte Menschen «ganz besonders möge», muss sie auf eine Nachfrage des besonders gemochten Familienvaters doch einräumen, dass dies eigentlich für alle Menschen gilt. Schließlich ist er oder sie doch ein allliebender und gerechter Gott.

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Der Film «Die Hütte – ein Wochenende mit Gott» läuft im Cinema in Dornbirn und im Cineplexx World Hohenems.