TaSKino zeigt im Kino Rio in Feldkirch das mit je einem Oscar sowie Golden Globe ausgezeichnete amerikanische Geschichtsdrama „Selma“. Die „Selma-Märsche“ zur Durchsetzung des uneingeschränkten Wahlrechts für afroamerikanische Bürger gingen in die Geschichte ein.

Klaus Feurstein

„Ich teile seinen christlichen Glauben und auch seine Überzeugungen, die aus diesem Glauben hervorgingen. Ich bewundere den Gedanken, dass Liebe eine ­Waffe gegen Hass sein kann“, sagt ­David Oyelowo, der Hauptdarsteller aus „Selma“ in einem Interview mit „epd-film“ über M.L. King, den er in diesem Film spielt.

Warum wurde das Leben Martin ­Luther Kings nach dem relativ unbekannten „Boykott“ des Fernsehschauspielers und Regisseurs Clark Johnson von 2001, der die Geschichte rund um Rosa Parks und den Busboykott von Montgomery im Jahre 1955 erzählt, erst 2014 publikumswirksam und oscar-prämiert verfilmt? Der Grund dürfte sein, dass Kings Aktionen umfassend und hervorragend durch die bedeutenden Regisseure Sidney ­Lumet und Joseph L. Mankiewicz dokumentiert wurden und sein Leben in erster Linie in seinem Engagement für die schwarze Bürgerrechtsbewegung bestand.

So nimmt auch im neuen Spielfilm sein Kampf für die Gleichberechtigung der afroamerikanischen Bevölkerung den größten Platz ein, wird aber ergänzt durch einige Einblicke in die Intimität seines Privatlebens und seinen Konflikt als Familienvater und ständig vom Tode bedrohter Bürgerrechtler, der sich einmal ­witzig, einmal verletzlich und immer wieder auch verunsichert zeigt. „Dadurch … kann man sich als Zuschauer in ihm wiedererkennen – und so realisieren, dass in jedem von uns das Potential zu solcher menschlicher Größe steckt.“ (David Oyelowo)
Auf die Frage, ob wir einen neuen King brauchen, antwortet der Schauspieler: „Wir können nicht ­abwarten, dass uns jemand Veränderung bringt, sondern müssen die Sache selbst angehen.“ Die Ereignisse in Ferguson im vergangenen Jahr zeigen, dass Rassenhass und Ungerechtigkeit immer noch existieren.

Wenn der King-Darsteller auch nicht ganz dessen Charisma vorweisen kann, hat er seine Gestik und Mimik sehr genau studiert und perfekt übernommen. Schade vielleicht, dass zumindest der deutsche Synchronsprecher nicht die tiefe, sonore Stimme seines Vorbilds hat. In vielen Momenten schafft er es aber auf faszinierende Weise zu berühren, wie in der Szene, in der er nachts die Gospelsängerin Mahalia Jackson anruft und sie bittet, ihm mit einem Lied neue spirituelle Kraft zu geben.

„Selma“ zeigt vor allem
einen für die Bürgerrechtsbewegung ­bedeutsamen Zeitraum: die Ereignisse von Januar bis März 1965, die als „Selma-Märsche“ zur Durchsetzung des uneingeschränkten Wahlrechts für afroamerikanische Bürger und Bürgerinnen in die Geschichte eingingen. Der Low-Budget-Film (!) der Regisseurin Ava DuVernay zeigt neben dem zweifelnden, menschlichen Privatmann den mutigen Anführer gegen die hasserfüllten weißen Rassisten aufrüttelnd und zurückhaltend zugleich, vor ­allem ohne pathetische Überhöhung.

Er war für den Oscar als „Bester Film“ nominiert und erhielt den Preis für den besten Song „Glory“.

TERMINE

Selma. USA 2014, 127 Min., engl. OmU.
Regie: Ava DuVernay;
mit David Oyelowo, Tom Wilkinson, Tim Roth.
Ausgezeichnet mit Oscar und Golden Globe

Aufführungen:

  • 7. April, 20.30 Uhr;
  • 8. April, 18 Uhr;
  • 9. April, 20.30 Uhr;
  • 10. April, 22 Uhr;
  • 11. April, 22 Uhr

Karten: Kino Rio, Marktgasse 18, Feldkirch.
T 05522 31464, E reservierung@rio-feldkirch.at