Die beiden Filme „Die Erscheinung“ und „Fortuna“ sind demnächst in Vorarlberg zu sehen.

Klaus Feurstein

Die Erscheinung

In diesem Film wird ein kirchliches Motiv thematisiert, das in letzter Zeit in Kino und Serien besonders aktuell ist. Missbrauch? Nein, es geht um Wunder (möglicherweise aber auch um Missbrauch). In einem kleinen Dorf im alpinen Südosten Frankreichs soll einer jungen Nonne die Jungfrau Maria erschienen sein. Schon wird der Ort von Scharen von wundergläubigen Pilgern heimgesucht und das Geschäft mit religiösen Souvenirs floriert. Die ­Kirchenoberen wollen aber Gewissheit darüber erlangen, ob da alles mit rechten Dingen zugeht und gewinnen einen Kriegsberichterstatter, um die Hintergründe des Geschehens aufzuklären. Dieser kommt ­gerade von einem Einsatz im Nahen ­Osten zurück, wo sein bester Freund getötet wurde. Noch halb traumatisiert vom plötzlichen und brutalen Verlust, lässt sich der ­rational denkende, agnostische Journalist auf diesen speziellen Auftrag ein. So wird der Film über weite Strecken zu einem spannenden Krimi.

Glaubensfragen

Aber wichtiger sind ihm die Fragen nach dem Glauben und Übernatürlichen, ob denn so etwas wie eine Mari-enerscheinung auch für einen aufgeklärten Menschen des 21. Jahrhunderts möglich und was überhaupt ein Wunder sei. Die junge Klosterschwester erhält keine seltsamen Weissagungen über ein sich bekehrendes Russland, schmorende Sünder in der Hölle oder weiße Gestalten, die getötet werden. Ja, die Madonna verordnet nicht einmal übermäßiges Rosenkranzbeten. Sie vermittelt eine einfache Botschaft über Liebe und Frieden.

Aber ist sie dem Mädchen denn überhaupt erschienen? Ungereimtheiten tauchen auf und Zweifel. Vor allem zwei Priester im Umfeld der Klosterschwester wollen - anders als der Bischof - die Untersuchung nicht. Ist doch alles Schwindel? Wie auch immer, es stellt sich schließlich die Frage, ob es denn kein Wunder wäre, wenn Maria gar nicht zu der jungen Frau gesprochen hätte, sondern diese selbst um die Liebe weiß und damit den traumatisierten skeptischen Journalisten innerlich berührt und verändert? Und wenn sie wüsste, dass die Liebe manchmal ein Handeln verlangt, das einen in Schwierigkeiten bringt? Der Film hält eine überraschende Antwort bereit, bei der nochmals der Nahe Osten, eine Ikone und ein arabisches Mädchen namens Mériem mit einem Kind eine Rolle spielen.

„Die Erscheinung“ kommt ab 15. März in die Vorarlberger Kinos (Cineplexx - Cinema Dornbirn )

_ Einen ausführlichen Artikel zum Film und zum Thema Erscheinungen im Kino finden Sie hier

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Fortuna

Fortuna bedeutet Glück, oder auch Schicksal. Fortuna heißt im gleichnamigen Film auch ein afrikanisches Flüchtlingsmädchen. Glück hatte sie aber höchstens, insofern sie eine dramatische Bootsfahrt über das Mittelmeer überstanden hat und nicht in den Fängen eines rechtsradikalen Innenministers, sondern in einem Schweizer Hospiz bei menschenfreundlichen, christlichen Mönchen gelandet ist.  Der Film erzählt die Geschichte in Schwarz-Weiß und im ungewöhnlichen 4:3-Format, das die Räume eng macht, und damit die beschränkten Möglichkeiten für ein Flüchtlingsmädchen erfahrbar macht.

Konflikte

Die Geschichte verkompliziert sich einerseits, weil die 14-Jährige schwanger ist, und andererseits das Hospiz eigentlich einen kontemplativen Orden beherbergt. Die Anwesenheit der Flüchtlinge und ihre Probleme bringen große Unruhe in die Stille des Klosters. So stellt sich für die Mönche die schwierige Frage, ob sie die Flüchtlinge wegschicken oder den Anspruch auf ein von der Welt abgeschiedenes Ordensleben aufgeben müssen. In dieser Diskussion wird die Gemeinschaft von ihrem Propst Jean (gespielt von Bruno Ganz in einer seiner letzten Rollen) weise geführt. „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt“, zitiert er das Johannesevangelium und weist dabei auf die Möglichkeit ungewöhnlicher Lösungen hin. Auch bei der Frage, ob für das Mädchen nicht eine Abtreibung das Beste sei, bringt er sich einfühlsam ein.

Der künstlerisch großartige Film erweist sich als ein beeindruckendes Plädoyer für Nächstenliebe. Er hat bei der Berlinale 2018 den Preis der Jugendjury und auch den ­Großen Preis der Internationalen Jury von Generation 14plus gewonnen.

„Fortuna“ wird im Rahmen des „3rd Human Vision film festival“ am 19. März um 20 Uhr am Spielboden in Dornbirn gezeigt. Das Festival, das besonders auch Jugendliche (Schulen!) ansprechen soll, beginnt am 16. März und dauert bis 23. März. Das Programm finden Sie unter: www.humanvision.at/programm