Die arbeitslose Petrunija begegnet eines Tages einer religiösen Prozession und dringt durch ihre Beteiligung in eine Männerdomäne ein.

Klaus Feurstein 

Petrunya, eine 32-jährige arbeitslose Mazedonierin, trifft nach einem erniedrigenden Bewerbungsgespräch auf eine winterliche Prozession. Diese führt zu einem Fluss, wo der Priester ein Kreuz in den Fluss wirft. Die Männer des Ortes haben sich dort versammelt, denn wer als erster das Kreuz aus dem kalten Wasser fischt, wird ein Jahr lang Glück haben und von allen besonders geachtet werden. Diesmal ist aber Petrunya die Schnellste. Spontan springt sie voll bekleidet in die eisigen Fluten, und die Männer haben das Nachsehen. Das Problem ist nur, dass sie eine Frau ist und bei dem Ritual gar nicht mitmachen dürfte. Es beginnt ein heftiger Kampf zwischen Petrunya, die mit beeindruckendem Mut dem örtlichen Patriarchat in Form der Polizei und des Priesters (die aber nicht nur böse sind) und einer Meute blindwütiger, männlicher Proleten entgegentritt.

Der Film erhielt neben anderen Auszeichnungen den Preis der Ökumenischen Jury auf der Berlinale 2019  „für seine wagemutige Schilderung der Verwandlung einer machtlosen jungen Frau in eine entschiedene Verteidigerin der Frauenrechte. Sie bricht mit sozialen und kirchlichen Traditionen und die anfängliche Weigerung, das Kreuz zurückzugeben, setzt ihre innere Kraft angesichts institutioneller Konventionen frei und offenbart, dass Gott in ihr selbst ist. Der Film beruht auf Tatsachen und erzählt von einer Frau, die eher zufällig zur Rebellin gegen eine Männertradition wird.“
„Gott existiert“ ist kein Familienfilm. Der heftige Mutter-Tochter-Konflikt, die erniedrigende Szene bei der Arbeitssuche, die manchmal deftigen bis ordinären Dialoge und die hasserfüllten Ausbrüche des männlichen Pöbels fordern den Zuschauenden einiges ab. Aber wer das auf sich nimmt, erlebt einen außergewöhnlichen Film über eine Frau, die hartnäckig für ihre Würde und ihre Bedürfnisse einsteht. « 

Nordmazedonien 2019, Regie und Buch: Strugar Mitevska; mit Zorica Nusheva, Labina Mitevska u. a.Petrunija (dargestellt von Zorica Nusheva), die als Frau verbotenerweise in eine Männern vorbehaltene religiöse Prozession eingreift.

In Vorarlbergs Kinos

RIO Kino, Feldkirch:
27.11.2019 18:00 Uhr
28.11.2018 20:30 Uhr
29.11.2019 22:00

Remise, Bludenz
18. 12.2019 19:00 Uhr

(aus der frauenZEIT Nr. 29 vom 21. November 2019)