"Capharnaüm" von Regisseurin Nadine Labaki erhielt bei den Filmfestspielen von Cannes den Preis der Ökumenischen Jury und Spike Lee für "Blackkklansman" eine lobende Erwähnung.

",Capharnaüm' erzählt die Reise des 12-jährigen Zain, der sich dazu entschließt, seine Eltern zu verklagen, weil sie ihm das Leben geschenkt haben, ohne ihm geben zu können, was ein Kind braucht um groß werden zu können - und sei es nur Liebe. Im Kampf dieses mishandelten Jungen hallen die Schreie all jener wider, die von unserem System vergessen werden", erzählt Regisseurin Nadine Labaki im Interview. Deshalb sei "Capharnaüm" ein Film über "illegale Einwanderer ebenso wie über mishandelte Kinder, Gastarbeiter, die Absurdität von Grenzen, die Tatsache, dass wir ein Stück Papier brauchen, um zu beweisen, dass es uns gibt, Rassismus, die Angst vor dem Anderen und die Gleichgültigkeit gegenüber den Kinderrechten."


"Capharnaüm" - schonungslos berührend

Zain, gespielt von Zain Al Rafeea, wurde in ärmsten Verhältnissen in den Slums von Beirut geboren. Seie Eltern ließen ihn nicht staatlich registrieren. Sein Leben ist damit zu Ende, bevor es begonnen hat. Wer nicht registriert ist, bekommt keinen Pass, kann keine Schule besuchen und hat im Notfall kein Recht auf medizinische Hilfe. Stattdessen muss Zain arbeiten - von klein auf - und mit seiner kleinen Hände Arbeit zum Unterhalt der Familie beitragen. Zain läuft fort und schließt sich einer Migrantin aus Äthiopien an, die mit ihrem kleinen Sohn eine Bleibe am Rand eines Vergnügungsparks gefunden hat. Als die Wahlmutter eines Tages nicht mehr auftaucht, muss Zain für sich und das Kind ums Überleben kämpfen.

"Capharnaüm" ist ein Film, der unter die Haut geht - so schonungslos, brutal und hart und ebenso berührend. Er zeigt die, die auf der Strecke bleiben - auch mitten unter uns.

Beim Filmfestival von Cannes lobte die Jury vor allem die Furchtlosigkeit und Mitmenschlichkeit Nadine Labakis, die es wagt, den Blick vor dem grenzenlosen Elend nicht abzuwenden. "Durch alle Filme des Festivals hindurch", so die Jury, "haben Frauen und Kinder, Immigranten und Ausgestoßene durch ihre Ausdauer und ihren Einfallsreichtum, ihre Liebe und ihren Mut die Bandbreite und die Möglichkeiten des menschlichen Geistes ausgelotet."


"Gute Mischung aus Humor und Horror" 

Die Jury sprach auch eine lobende Erwähnung für den Film "Blackkklansman" des US-amerikanischen Regisseurs Spike Lee aus. Dessen Film sei ein "Weckruf angesichts des um sich greifenden Rassismus, nicht nur in den USA, sondern der ganzen Welt. Mit einer Mischung aus Humor und Horror verurteilt der Film den Missbrauch der Religion als Basis von Hass."

Die Ökumenische Jury zeichnet seit 1974 einen Film aus dem Programm des Festivals aus, der sich in besonderer Weise christlich-spirituellen Dimensionen der menschlichen Existenz widmet.