Was bewegt uns dazu, Gutes zu tun? Ist es Nächstenliebe oder vielmehr ein Helfersyndrom, unter dem wir leiden? Gilles Legrand lotet diese Frage in seinem Film „Die Kunst der Nächstenliebe“ aus – auf sehr humorvolle Art.

Isabelle, die Hauptfigur des Films, engagiert sich kompromisslos für benachteiligte Menschen. Ihre beiden Kinder im Jugendalter und ihr Mann, ein ehemaliger Flüchtling aus Bosnien, fühlen sich zurückgesetzt. Aber auch bei ihrem Einsatz als Sprachlehrerin für Asylsuchende und analphabetische Einheimische trifft sie nicht immer deren Bedürfnisse, weil sie ihre eigenen Vorstellungen von Helfen durchsetzen will. Eine junge, perfekt akademisch ausgebildete und charismatische Kollegin mit deutschem Migrationshintergrund wird dabei zur Konkurrentin. Erst als die beiden sich zusammentun und ihr Ehemann erfährt, dass Isabelle seinem Bruder in Bosnien ein Medizinstudium finanziert hat, steuert der Film auf ein Happyend zu, was bei einer Komödie auch zu erwarten ist.

In den Verwicklungen, die hauptsächlich durch den sozialen Übereifer der Protagonistin entstehen, wird die Frage zur Diskussion gestellt, wer da eigentlich wem hilft. Braucht Isabell das Gefühl permanent fürsorglich zu sein nur für ihren Selbstwert oder als Ersatz für die fehlende Liebe ihrer kalten Mutter? Der Film verweigert eine eindeutige Antwort, weist zwar auf diese Motivationsaspekte der Protagonistin hin, ohne sie aber darauf zu reduzieren.

Dass die Frage, ob Nächstenliebe nicht einfach einem Helfersyndrom entspringt, so differenziert thematisiert wird, macht den Film zu einer geeigneten Grundlage für die Diskussion dieser Problematik.
Mitgeliefert wird in der Geschichte das Konzept der „gewaltfreien Kommunikation“, das ungekünstelt und schlüssig in die Handlung integriert wird und Menschen, die es nicht kennen, neugierig machen wird.

Eine ähnliche Geschichte wie „Die Kunst der Nächstenliebe“ erzählte ja schon die – auf ihre Weise gelungene - deutsche Komödie „Willkommen bei den Hartmanns“. Die französische Variante hat zwar nicht so viel (brachialen) Humor zu bieten, dafür aber mehr Tiefgang und wertvolle Impulse zur Auseinandersetzung mit den behandelten Themen.

Spielzeiten und -orte:

Filmforum Bregenz:
22. Juli, 20 Uhr,

Cinema Dornbirn:
22. Juli,18 Uhr
23. Juli um 19.30 Uhr

Rio-Kino Feldkirch:
7. und 8. August, 22 Uhr
10. August, 18 Uhr


Die Kunst der Nächstenliebe (Les bonnes intentions):
Frankreich 2019, 101 Minuten, Orginal mit Untertiteln,
Regie: Gilles Legrand

Die Filmkritik von Walter Gasperi finden Sie hier.