Langsam gehört es zur Tagesordnung, dass berühmte Männer in machtvollen Positionen mit Sex-Eskapaden die Tageszeitungen bevölkern. Ist das nur Gockelgehabe oder korrumpiert Macht den Charakter?

Von Markus Hofer

Dominique Strauss-Kahn, Bill Clinton, Carl Gustav von Schweden, Silvio Berlusconi, Arnold Schwarzenegger – die Liste ist lang von sogenannten Alphamännern, die sich in sexuelle Eskapaden verwickeln. Sie wirken wie Getriebene in einem unbeherrschbaren Prozess. Nach dem Fall Strauss-Kahn bemühten sich diverse Experten, solche Verhaltensmuster mächtiger Männer zu analysieren. 


Für die einen ist es Gockelgehabe von Alphamännern, die unbedingt auffallen und sich in allem beweisen wollen. Sie finden natürlich auch die Frauen, die sich gern im Licht solcher Männer sonnen; und wenn es ein fairer Deal ist, geht das andere nichts an. Verheiratete Männer setzen aber genau das auf Spiel, was ihnen eigentlich das Wichtigste ist: ihre Partnerschaft. Vermutlich ist es eine Frage des Selbstbewusstseins, nicht alles haben zu müssen.


Andere wieder sehen bei besonders gestressten Männern in ihrer sexuellen Betätigung eine Form von Entspannung und kurzfristigem Ausgleich. Auch da ist zweifellos etwas dran, nur ist das eine Lebensform, die sich mit gelebter Partnerschaft schwer vereinbaren lässt. Wenn Sex nur noch als Mittel zur Stressreduktion eingesetzt wird, winken dauerhafte Überbelastung und Burnout. Im Grunde sind es, bei aller Macht, schwache Personen, die diesen Mechanismen suchtartig verfallen. 


Keinesfalls unter die Rubrik „Entspannung“ fällt jede Form von Vergewaltigung. Macht, die sich durch Gewalt an Schwächeren beweisen muss, ist krankhaft, ist im Grunde eine tiefe Ohnmacht. Eine Machtexpertin brachte es auf den Punkt: Macht verdirbt nicht den Charakter, aber er zeigt ihn.