Lange Zeit klaffte die Lohnschere von Mann und Frau weit auseinander. Doch die Bemühungen der letzten Jahre dürften zu recht einiges verändert haben – nicht aber in den offiziellen Zahlen der Frauenbewegung.

Von Markus Hofer

Aufregung gab es an der Geschlechterfront. Die Frauenbewegung feierte den „Equal Pay Day“, den Tag der Einkommensgleichheit. Die Aussage dahinter: Um für gleiche Arbeit gleich viel zu verdienen, müssen Frauen bis Anfang April länger arbeiten. 25,5% Prozent würden Frauen in Österreich für gleiche Arbeit weniger verdienen. 


Pünktlich zum „Equal Pay Day“ schauten sich Journalisten des „profil“ das Zahlenspiel genauer an. Offensichtlich werden da sehr virtuos Äpfel mit Birnen verglichen. In der bereinigten Version kommen sie gerade noch auf einen Unterschied von 12%. Der Tag der Einkommensgleichheit wäre also irgendwann gegen Ende Jänner. Die Lohnschere ist also - Gott sei Dank! - bei weitem nicht so groß, wie immer wieder beteuert wird. Gleichzeitig hat „Profil“ bei Betriebsrätinnen österreichischer Konzerne nachgefragt und unisono die Antwort bekommen: Männer und Frauen verdienen gleich viel. Auch die Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreichs kommt zum selben Schluss. Von größeren Abweichungen in Einzelfällen abgesehen, entsprächen die immer wieder behaupteten Lohnunterschiede nicht der Realität.


Die Empörung der Gegenseite war natürlich groß. Die Zahlenspiele und Rechnereien gehen weiter. Doch ganz pragmatisch gesehen: Wenn die Frauen dieselbe Arbeit für weniger Geld machen würden, dann würde die Wirtschaft doch nur noch Frauen einstellen. Die können nämlich rechnen und müssen es. Oder anders formuliert: Wer glaubt wirklich, dass die Wirtschaft den Männern freiwillig mehr zahlt, nur weil sie Männer sind? Ich glaube einfach nicht an eine Testosteronprämie.